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Prosit Neujahr! Ein virtuelles Anstossen mit ungarischem Sekt!

Ungarn Heute 2019.12.30.

Mit einem Glas Sekt auf das neue Jahr anzustoßen gehört für viele zu Silvester. Die Ungarn können es sogar seit mehr als hundert Jahren mit einen echten ungarischen Sekt machen: Joseph Törley ließ seine Firma am 1. August 1882 beim Budapester Registergericht unter dem Namen „Törley József és Társa“ eintragen. So reicht die Geschichte der ungarischen Törley-Schaumweine fast eineinhalb Jahrhunderte zurück. Jetzt bekommen Sie einen Überblick, wie Törleys Sekt zu einem der berühmtesten Schaumweine Ungarns geworden ist. 

Der Firmengründer József Törley erwarb in der Gegend um Reims Kenntnisse über die Methoden zur Champagnerherstellung. Nachdem er nach Ungarn zurückkehrte, eröffnete er 1882 eine eigene Sektkellerei. Er fand dafür die Ortschaft „Budafok“ ideal, da hier die Keller in den Kalkstein gebaut werden konnten, die eine konstante Temperatur für die Herstellung von Schaumwein gewährleisteten.

Foto: Törley Pezsgőpincészet

Offen für die Neuheiten hat Törley seine Fabrik und die Technologie der Sektherstellung kontinuierlich weiterentwickelt – er führte als erster in Ungarn das sogenannte Degorging-Verfahren ein. Dank dessen wurde sein Werk um die Jahrhundertwende zur modernsten Sektfabrik des Landes.

Fact

Degorgieren
Degorgieren ist ein Fachbegriff aus dem Französischen für das Entfernen des Hefeansatzes bei der Schaumweinherstellung, auch Abschlämmen oder Enthefen genannt. Dieser Ansatz entsteht bei der traditionellen Flaschengärung. Vorgenommen wird dieser Arbeitsschritt nach der Remuage (Rüttelung), bei der sich die Heferückstände im Flaschenhals sammeln. Zwei unterschiedliche Möglichkeiten des Degorgierens stehen dem Winzer dabei zur Verfügung: Kaltdegorgieren oder Warmdegorgieren. Letztere Technik wird bei Kellertemperatur von 10 °C durchgeführt und erfordert außerordentliches Geschick. Daher wird heutzutage meist auf das Verfahren des Kaltdegorgierens zurückgegriffen, das im Jahr 1884 vom Franzosen Armand Walfard erfunden wurde.

Die als Walfard-Verfahren patentierte Technik setzte sich nach der Erfindung der Eismaschine gegen die Warmdegoration durch. Die Flaschenhälse müssen dabei auf minus 15 bis 35 °C runtergekühlt werden. Die im Flaschenhals angestaute Hefe verdickt sich und kann mit Entfernung des Korkens ohne Kohlensäureverlust herausgelöst werden. Der kleine Flüssigkeitsverlust wird durch Hinzugabe von etwas Dosage ausgeglichen. Häufig geben die Winzer dem Schaumwein anschließend noch etwa drei Monate Zeit in der Flasche, um sich von dem “Degorations-Schock” zu erholen. Der gesetzlich geschützte Begriff Récemment dégorgé gibt das Degorgierdatum an, das manche Produzenten auf dem Etikett vermerken.

In den nächsten Jahrzehnten wurde der Ruf und das Aroma von Törley von Amerika nach Australien bekannt, und das Werk hatte Niederlassungen in Hamburg, Berlin und Kopenhagen eingelagert. Und die größte Erkenntnis war, dass zu dieser Zeit Törleys Sekt auch in Paris getrunken wurde.

Foto: Törley Pezsgőpincészet

Foto: Törley Pezsgőpincészet

In Ungarn wurde der Sekt von Törley in gehobenen Hotels, Cafés, Restaurants, Tanzlokalen und Bars konsumiert. Es wurde sogar „Statussymbol“ für das aufstrebende Bürgertum.

Damals produzierte Törley jährlich um 150.000 Flaschen. Nach dem Tod des Gründers blühte die Fabrik auch unter der Leitung der Erben weiter und erreichte 1910 das Produktionsniveau von zwei Millionen Flaschen pro Jahr.

Für seine Verdienste wurde Törley am 1. April 1896 vom König Franz Joseph I. geadelt.

Mit viel Fleiß und Ausdauer konnte ich viel besser produzieren als die bisher bekannten Champagner-Schaumweine

(József Törley, 1882)

Weltwirtschaftskrise, Weltkriege und Verstaatlichung 

Nach dem Friedensvertrag in Trianon ging der Umsatz deutlich zurück und erreichte während der Weltwirtschaftskrise seinen Tiefpunkt. In den 1930er Jahren stieg die Nachfrage nach Sekt wieder an, doch der Erfolg wurde schließlich durch den Zweiten Weltkrieg gebrochen, gefolgt von einer Zeit voller Schwierigkeiten und einer Wiedergeburt.

Im zweiten Weltkrieg wurde das Hauptgebäude, verziert mit den künstlerisch einzigartigen Fliesen der Zsolnay Porzellanmanufaktur, schwer beschädigt. Nach dem Krieg, bis zur Verstaatlichung von 1950, versuchte das Werk zu überleben und beschäftigte nur vier Personen. Die Produktion wurde 1951 wieder aufgenommen und Törley wurde die einzige Sektfabrik des Landes unter der Aufsicht der Unicum Liqueur Factory.

Nach dem Krieg wurde Törley (1948/1950) von den Kommunisten verstaatlicht. 1989–90 wurde die Sektkellerei wieder privatisiert. Auf Grund komplizierter Restitutionsgesetze fiel das Unternehmen und der Name der deutschen Henkell & Söhnlein-Gruppe zu. Die Nachkommen leben immer noch in Ungarn, aber sind im Geschäft nicht mehr beteiligt.

Mausoleum der Familie in Budapest

Die berühmte ungarische Champagnerherstellerfamilie hat noch 1909 ein Mausoleum für die Familie in Budafok errichtet.

Foto: szentlipot.hu

Die neubyzantinische Jugendstil-Grabkapelle wurde 1909 erbaut und nach dem unerwarteten Tod von Joseph Törley 1907 von seiner Witwe Irén Sacelláry erbaut. Das Mausoleum befindet sich am höchsten Punkt der Gärten auf Schloss Törley. Das Mausoleum ist eines der größten Gräber in Ungarn. Das Gebäude befindet sich derzeit in einem von innen stark vernachlässigten Zustand und kann nicht besichtigt werden.

Törley heute 

Die Törley Holding wurde 2005 gegründet und fusionierte anschließend mit Szent István Korona, das durch die Umwandlung von Hungarovin und György-Villa entstanden ist. Im Jahr 2010 erwarb die Törley Holding zunächst Walton und im Jahr 2013 das Weingut François. 2014 fusionierte Hungaria schließlich auch mit Törley, die in Ungarn nach wie vor ihre marktführende Position innehat.

 

Die Geschichte der Kellerei wird in einem imposanten Museum in Budafok präsentiert.

Produkte von Törley 

Chardonnay Brut
Tokai
Dry Sec
Demi Sec
Charmant Doux
Gála Sec
Charmant Rouge
Muscateller Doux
Fortuna Doux
Talisman Demi Sec
Magic Cuveé Doux NEW!