Letzte Woche veröffentlichte das Katona József Theater in Budapest eine Erklärung auf Facebook, wonach der Theaterleitung bekannt geworden sei, dass sich einer ihrer Angestellten mehrmals gegenüber Theater Mitarbeitern über die moralischen Grenzen hinaus benommen habe und deshalb entlassen worden sei. Der Mitarbeiter wurde nicht benannt, aber es wurden sofort Vermutungen angestellt, wer es sein könnte. Später gab Direktor Péter Gothár selbst bekannt, dass er der Mitarbeiter sei und entschuldigte sich für seine Taten. Geschrieben von Fanni Kaszás – Hungary Today.
„Vor einem Jahr bin ich moralisch inakzeptabel auf einen Kollegen in unserem Theater zugegangen“ – stand in einer Erklärung von Péter Gothár, Regisseur des Katona-József-Theaters und eines Professors an der Universität für Theater und Filmkunst. „Ein paar Tage später entschuldigte ich mich bei ihr und sie vergab mir“ – fügt Gothár in der Erklärung zu. Die ursprüngliche Aussage des Theaters besagt jedoch, dass er „mehrmals moralische Grenzen überschritten hat“, das heißt, nicht nur einmal.
Nach Gothárs Bekennung leitete sein anderer Arbeitsplatz, die Universität für Theater und Film, eine ethische Untersuchung ein, die der in den Skandal verwickelte Regisseur für sich selbst beantragte. Die Universitätsleitung versprach, das Ergebnis an die Bürger und die breite Öffentlichkeit weiterzugeben. Das Katona József Theater hat inzwischen angekündigt, Péter Gothárs Inszenierung „The Hangmen“ (geschrieben von Martin McDonagh) aus dem Programm zu streichen.
Auch Gergely Gulyás, Kanzleramtsminister sprach bei einer Pressekonfernez am vergangenen Donnerstag über den Fall von Gothár. Der Minister sagte, der Fall müsse untersucht werden: „Dies ist nicht das erste Mal, dass die liberale Linke erfährt, dass sich Worte und Taten in den heikelsten Fragen widersprechen, da sie einen solchen Fall ein ganzes Jahr lang versteckt haben.“ Er fügte hinzu, dass Gothár keine staatlichen Auszeichnungen mehr verdienen könne, er jedoch in der Frage „vorsichtig sein würde“, wenn jemand die zuvor ihm verliehenen Ehrungen zurückziehen wolle.
Nach dem Harvey Weinstein-Skandal und der „Me Too“ -Bewegung rückte das Thema sexuelle Belästigung auch in der ungarischen Theater- und Filmwelt ins Rampenlicht. Im Oktober 2017 veröffentlichten Lilla Sárosdi und Erzsi Sándor eine Geschichte über ihr Trauma. Sárosdi nannte später Vígszínház-Regisseur László Marton als ihren Belästiger. Später schlossen sich ihr mehrere Schauspielerinnen an. Dem Fall folgte ein anderer großer Skandal, der Skandal von Miklós Gábor Kerényi, Direktor des „Operettszínház“.
(geschrieben von Fanni Kaszás – Hungary Today, Beitragsbild: MTI – Zsolt Szigetváry)