Ein regierungsfreundlicher Kommentator macht den Budapester Oberbürgermeister Karácsony für Coronavirus-Fälle in Altenheimen der Hauptstadt verantwortlich. Eine linke Kolumnistin dagegen argumentiert, dass der OB nicht für alles, was in Budapest passiert, zur Rechenschaft gezogen werden könne – Presseschau von Budapost.
Im Altenpflegeheim in der Pesti út (XVII. Bezirk) sind mehr als 200 Bewohner infiziert worden, wobei zehn von ihnen am Coronavirus verstarben. Nach Angaben des Nachrichtenportals Index ist das Virus in mindestens zehn weiteren Altenpflegeeinrichtungen des Landes aufgetreten. Regierungsvertreter hatten dem Budapester Oberbürgermeister Gergely Karácsony die Schuld an der Verbreitung des Virus in der Pesti út sowie in einem anderen Heim gegeben. Daraufhin erklärte Karácsony, dass beide Einrichtungen vorschriftsmäßig arbeiten würden. Seinen Angaben zufolge haben sich die Bewohner nach ihrer Rückkehr aus Krankenhäusern infiziert, wo sie zuvor nicht auf das Coronavirus getestet worden seien. Daher, so der Budapester OB, sei die Regierung für die Infektionen in dem betroffenen Zentrum verantwortlich. Die Regierung hat inzwischen angekündigt, mit umfangreichen Tests in den mehr als 1.000 ungarischen Einrichtungen der Altenpflege zu beginnen.
Auch Károly Bán von Magyar Hírlap schiebt dem Budapester Oberbürgermeister Karácsony die Verantwortung für die Verbreitung des Coronavirus in einem Budapester Altenheim in die Schuhe. Der regierungsnahe Kommentator stellt fest, dass das Zentrum von der Budapester Stadtverwaltung betrieben werde und daher die gesamte Verantwortung für die Verseuchung seiner Bewohner OB Karácsony zuzuschreiben sei. Bán findet es empörend, dass er nunmehr versuche, seine Zuständigkeit zu leugnen.
In Népszava wirft Anna Szalai den Kritikern von Oberbürgermeister Karácsony vor, mit zweierlei Maß zu messen. Für besonders absurd hält es die linke Kommentatorin, dass nun auch der ehemalige Budapester OB seinen Amtsnachfolger für die Coronavirus-Verseuchung in hauptstädtischen Altenheimen verantwortlich mache. Ex-OB István Tarlós habe unter seiner Ägide mehrmals deutlich gemacht, dass der Chef im Budapester Rathaus nicht jedes Projekt der Hauptstadt persönlich beaufsichtigen könne, erinnert Szalai.
(via budapost.de, Beitragsbild: MTI/Koszticsák Szilárd)