Die Mortalität durch das neue Coronavirus ist in den Ländern niedriger, wo die zur Vorbeugung der Tuberkulose herausentwickelte BCG-Impfung seit erster Hälfte des 20-sten Jahrhundert für Neugeborene obligatorisch anzuwenden ist – wurde von Dr. Mihály Ruppert, PhD-Student über eine vor kurzem veröffentliche epidemiologische Untersuchung berichtet. Viele glauben, dass in Ländern, in denen eine Impfung vorgeschrieben ist, einschließlich Ungarn, die Epidemie deshalb nicht wesentlich ausgebrochen ist. Einige weisen jedoch darauf hin, dass die aktuellen Informationen noch nicht ausreichen, um eine so feste Aussage zu treffen.
Nach einigen neueren Studien besteht eine Korrelation zwischen der Verwendung des BCG-Impfstoffs und COVID-19-Infektionen und dem Krankheitsverlauf. Diese Daten legen nahe, dass eine COVID-19-Infektion in Ländern, in denen eine BCG-Impfung vorgeschrieben war, weniger wahrscheinlich zum Tod von Patienten führt. Die Ungarische Semmelweis Universität veröffentlichte einen Bericht darüber. Laut ihren Forschern werden zur Bestätigung dieser epidemiologischen Beobachtung in den nächsten Tagen, Wochen klinische Untersuchungen weltweit gestartet.
Laut einer vor kurzem veröffentlichten epidemiologischen Studie gibt es einen umgekehrten Zusammenhang zwischen Anwendung TBC-Schutzimpfung (Bacille Calmette-Guérin, BCG) – die zur Vorbeugung der durch Mycobacterium tuberculosis verursachte Tuberkulose herausentwickelt wurde – und der COVID-19-Infizierung bzw. Abwicklung der Krankheit. Es ist bemerkenswert, dass es in den Ländern, in denen die BCG-Impfung für Neugeborene seit der ersten Hälfte des 20-sten Jahrhundert obligatorisch ist, eine niedrigere Mortalitätsrate durch COVID-19 gibt. (dazu gehören Brasilien, wo seit den 20-ern Jahren bzw. Japan, wo seit 1937 die routinemäßige Impflicht besteht). Demgegenüber führt die Virusinfektion in den Ländern, wo die BCG-Impfprogramme gestoppt wurden (z.B. Spanien, Frankreich) oder die obligatorische Impfung nie eingeführt wurde (z.B. Italien) zu einer höheren Sterblichkeit. Da das COVID-19 in erster Linie für ältere Menschen gefährlich ist, sind die Vorteile in den Ländern, wo die BCG-Impfung relativ spät eingeführt wurde (z.B. in Iran 1984) weniger zu erkennen. In Ungarn ist die BCG-Impfung seit 1954 obligatorisch, so kann unser Land zu den Ländern gezählt werden, wo die Situation günstiger ist. (Via: semmelweis.hu)
Obwohl die meisten Impfstoffe im Allgemeinen Immunantworten auslösen, die für einen bestimmten Krankheitserreger spezifisch sind, kann BCG laut mehreren in den letzten Jahrzehnten veröffentlichten klinischen Studien und Beobachtungsstudien die Fähigkeit des Immunsystems verbessern, andere Krankheitserreger als den zu bekämpfen TB-Bakterium. Selbst eine von der Weltgesundheitsorganisation 2014 angeordnete Überprüfung ergab, dass BCG die Gesamtmortalität bei Kindern zu senken schien. (Obwohl das Vertrauen in die Ergebnisse als „sehr gering“ eingestuft wurde).
Es gibt viele Experten, die diesen Erkenntnissen zustimmen. BCG-Impfstoffe schützen in erster Linie vor Tuberkulose, beeinflussen aber auch die Immunantwort gegen andere Krankheitserreger, so dass nicht ausgeschlossen werden kann, dass sie auch einen gewissen Schutz gegen das Coronavirus bieten, sagte Viktor Müller, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Fakultät für Naturwissenschaften in Eötvös Loránd Universität, der Nachrichtenseite Magyar Hírlap.
Der Infektionsbiologe Stefan Kaufmann sagte gegenüber der DW:
In kontrollierten Studien hat man zeigen können, dass BCG in der Tat gegen virale Atemwegsinfekte schützen kann. BCG stimuliert die angeborene Immunität, und mit deren Hilfe kann man eine Abwehr gegen virale Atemwegsinfekte aufbauen. Davon ausgehend wissen wir, dass unser neuer Impfstoff ähnlich wirken dürfte
Jetzt testen ihn Wissenschaftler auch auf seine Wirksamkeit bei COVID-19.
Klinische Untersuchungen weltweit gestartet
In den nächsten Tagen, Wochen werden weltweit klinische Untersuchungen gestartet, um auch diese Frage beantworten, sowie diese epidemiologische Beobachtung bestätigen zu können.
Zusätzlich startete die Universitätsklinik Utrecht eine Studie mit 1600 Menschen ab 60 Jahren, bei der geklärt werden soll, ob die BCG-Impfung bei älteren Menschen das Risiko für eine Infektion oder einen schweren Krankheitsverlauf senken kann. Ähnliche Studien laufen in Australien und England. Und auch in Deutschland arbeiten Wissenschaftler an einer Untersuchung mit 1000 Freiwilligen aus Klinik und Rettungsdienst – berichtet spiegel.de.
Semmelweis Universität betont in seinem Artikel, dass „unsere Kenntnisse weiterhin beschränkt sind, wieviel Zeit dazu nötig ist, bis sich der Infektionsschutz gegen COVID-19 nach Eingabe der BCG-Impfung herausbildet.“
(Via: Hungary Today, dw.de, spiegel.de, semmelweis.hu, Beitragsbild: MTI/kormany.hu/Károly Árvai)