Tausende Menschen sind am Freitagabend in Budapest auf die Straße gegangen, um gegen die Entlassung des Chefredakteurs der Nachrichten-Website index.hu und für die Medienfreiheit zu demonstrieren. Der Protest begann in der Redaktion in Nord-Buda, dann zogen die Demonstranten zum Büro des Ministerpräsidenten auf den Budaer Burg.
Am Freitag reichten mehr als 80 Journalisten und Redaktionsmitglieder des Nachrichtenportals „Index“ ihre Kündigung ein. Grund dafür war, dass László Bodolai, Vorsitzender des Direktorats der Index Zrt. am Mittwoch Chefredakteur Szabolcs Dull entlassen hat. An der Demo, die von der Partei „Momentum“ organisiert war, nahmen auch Vertreter anderer Oppositionsparteien teil.
„Die Journalisten von Index haben gezeigt, dass es sinnvoll ist, ein moralisches Rückgrat in diesem Land zu haben“
sagte der „Momentum“-Vorsitzende der Menge, die den Szent György Platz neben dem Büro des Premierministers füllte.
Sie mussten kündigen, weil „es 100 Meter von hier entfernt einen feigen kleinen Mann gibt, der nicht in den Spiegel schauen kann“, sagte er und fügte hinzu, „wir haben die Nase voll von feigen Politikern und ihren Propagandisten.“
Ich möchte ein Ungarn mutiger Menschen aufbauen, ein Land mit einer freien Presse, unvoreingenommenen öffentlich-staatlichen Medien, einer unabhängigen Akademie der Wissenschaften. Ein Land mit einer mitteleuropäischen Universität und mit einem Index
sagte der Politiker.
Der unabhängige Gesetzgeber Ákos Hadházy sagte, dass „diese Demonstration nicht die letzte sein sollte, die Proteste sollten fortgesetzt werden“.
Er bestand darauf, dass die hochrangigen Beamten der öffentlichen Medien auf der Grundlage eines Konsenses ernannt werden sollten.
Es gibt kein Regime, gegen das man nicht erfolgreich kämpfen kann, aber je strenger die diktatorische Herrschaft ist, desto stärker sollte man sich dagegen wehren
sagte er.
Der Chefredakteur des Portals Szabolcs Dull ist am Donnerstag entlassen worden. Stiftungspräsident László Bodolai, der hinter dem Verlag steht, erklärte, Dull habe die Kündigung erhalten, weil er interne Dokumente an andere Medien weitergegeben habe. Die politische Unabhängigkeit von „Index“ sei nicht in Gefahr.
Mitte Juni hat Miklós Vaszily 50 Prozent der Anteile einer externen Firma gekauft, die das Anzeigengeschäft von „Index“ abwickelt und damit großen Einfluss auf die Finanzen des Portals hat. Der Unternehmer steht der Regierungspartei Fidesz nahe. Aufgrund der Änderungen hat „Index“ ein Barometer eingerichtet, um den Grad ihrer Unabhängigkeit zu zeigen.
Früher gaben die Mitarbeiter von Index einstimmig ab, dass eine der Grundvoraussetzungen für ihren weiteren unabhängigen Betrieb ist, dass ihre Personalentscheidungen nicht von außen beeinflusst werden. Laut Chefredakteur und den meisten Journalisten war dies in Gefahr.
(Via: mti.hu, sn.at, tagesschau.de, Beitragsbild: MTI – Zsolt Szigetváry)