Am 1. November eines jeden Jahres wird Allerheiligen begangen, am 2. November Allerseelen. In Ungarn gilt Allerheiligen seit 2000 wieder als offizieller Feiertag und seit 2013 als gebotener Feiertag für einheimische Katholiken.
Der darauffolgende Tag, Allerseelen, ist allmählich aus einem kirchlichen Fest zu einem allgemeinen Gedenktag geworden.
Beide Feiertage blicken auf eine lange Tradition zurück und zwar nicht nur in der Geschichte Ungarns, da sie christliche Feiertage sind. An Allerheiligen – wie der Name schon sagt – gedenken wir der Heiligen. Jedoch nicht nur derjenigen, die offiziell heiliggesprochen wurden, sondern auch der
verherrlichten Glieder der Kirche, die schon zur Vollendung gelangt sind
An Allerseelen hingegen wird aller Toten und derer Seelen gedacht.
Laut den ungarischen Volksbräuchen wurde die Woche, auf welche die beiden Feiertage fallen, als Woche der Verstorbenen bezeichnet. An Allerseelen werden die Gräber auch heute geschmückt, bereinigt sowie Kerzen für die Seelen der Verstorbenen angezündet. Dem Volksglauben nach ist dies notwendig, weil die Verstorbenen zu dieser Zeit ihre Heime besuchen und ihre Gräber verlassen. Die Kerzen helfen ihnen dabei, zu ihren Gräbern zurückzufinden, damit sie die Lebenden nicht beunruhigen. In den alten ungarischen Haushalten wurde noch zusätzlich für die verstorbenen Seelen, welche ihre Heime besuchten, das Tischtuch aufgelegt sowie Brot, Wasser und Salz „serviert“.
In anderen Gegenden wurde Essen zu den Gräbern gebracht: Die Szekler haben den Laib, mit anderen Worten „den Fladen der Verstorbenen“, gebacken. In der südungarischen Stadt Szeged (Szegedin) wurde an Allerheiligen ein sogenannter „Bettlerkuchen“ gebacken, welcher am Tor des Friedhofs unter den Armen verteilt wurde, damit sie ihrer Verstorbenen auch würdig gedenken konnten.
In den Dörfern am Eipel galt, dass wer die Friedhöfe nicht mehr besuchen konnte, die Kerze daheim anzünden musste. Es wurde gesagt:
Wem die Kerze zuerst erlischt, der wird als Nächster ins Jenseits antreten
In der Gemeinde Jászdózsa brannte die Kerze im Friedhof und zuhause gleichzeitig, damit sich die Verstorbenen derweil daheim umsehen können. Dem dortigen Aberglauben nach verbleiben die Verstorbenen zuhause solange die Glocken läuten. Im Dorf Csantavér hingegen hat man aus dem Wetter wahrgesagt:
Wenn es an Allerseelen regnet, dann werden im kommenden Jahr wahrscheinlich viele Erwachsene sterben
Die Tiere wurden ab Anfang November im Stall gehalten und ihre Fütterung hat begonnen. Man durfte aber weder an Allerheiligen noch an Allerseelen arbeiten. Früher galt in einigen Gegenden sogar für die ganze Woche Arbeitsverbot, da die Arbeit zu dieser Zeit die Ruhe der Verstorbenen stören konnte. Man durfte also nicht waschen, kalken oder auf den Feldern arbeiten.
In den vergangenen Jahrzehnten haben sich die Halloween-Bräuche in US-amerikanischer Ausprägung auch in Ungarn verbreitet. Das ursprünglich aus Irland stammende Fest findet am Abend und in der Nacht vor Allerheiligen statt.
(geschrieben von Áron Békefi, Quelle: tudomanyplaza.hu, alon.hu, veol.hu, de.wikipedia.org, de.wikipedia.org, Beitragsbild: Friedhof im nordungarishen Dorf „Kupa“)