Trotz der partiellen Ausgangssperre, die in Österreich vor zwei Wochen eingeführt worden war, haben sich die Infektionsdaten bei unserem westlichen Nachbarn nicht beruhigt. Gerade deswegen entschied Kanzler Sebastian Kurz, weitere Maßnahmen einzuführen. Die Bevölkerungszahl unserer Länder (Ungarn mit 9,7 Millionen, Österreich mit 8,8 Millionen Menschen) ähnelt sich in der Region am meisten. Doch was zeigen die Infektionszahlen? Lohnt es sich immer noch, Österreich als unser Labor anzusehen?
„Wir haben Glück, denn hier haben wir diese braven Österreicher, die wir als unsere ‚Schwager‘ bezeichnen, jetzt aber auch als Labor fungieren, denn sie sind noch eine Woche vor uns“, sagte Premierminister Orbán kürzlich im staatlichen Fernsehen. Diese „Strategie“ bestand aber schon im Frühjahr im Kampf gegen die Coronavirus-Pandemie. Damals war es auch logisch, die westlichen Länder als Labor anzusehen, denn das Virus war gerade zuerst im westlichen Teil des Kontinents aufgetreten.
Österreich sei Ungarns „Erkundungseinheit, wir folgen ihnen“, so Orbán in einem Interview. Er bestätigte, Kurz habe ihm gesagt, „dass seiner Ansicht nach ihre Maßnahmen nach zwei Wochen die ersten Ergebnisse zeigen werden“. Weil die ungarischen Maßnahmen „ähnlich“ seien, sei es „richtig, wenn auch wir so rechnen“, sagte der Premier. Somit werde er auch erst in zwei Wochen darüber sprechen können, ob zu Weihnachten wieder größere Zusammenkünfte möglich sein werden.
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Inzwischen hat Österreich seine Corona-Maßnahmen verschärft. In Ungarn sind aber immernoch die „lockereren“ Maßnahmen in Kraft.
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Was sagen jetzt die Zahlen?
Die Zahl der Corona-Fälle hat in beiden Ländern während der zweiten Welle stark zugenommen, aber der Sprung war in Österreich größer. Dies könnte bedeuten, dass die Zahlen für Ungarn ermutigend sind. Doch eine andere Grafik, die die Todesfälle pro Million Menschen zeigt, sieht längst viel schlechter aus.
Leider zeigen die Diagramme, dass trotz der Tatsache, dass die Zahl der täglichen Infektionen in Österreich höher ist, die Situation in Bezug auf Todesfälle umgekehrt sei. Die Sterblichkeit pro Million Menschen beträgt in Ungarn 9,42 und in Österreich 4,27. Seit Beginn der Epidemie gab es 1679 Todesfälle in 203.494 bestätigten österreichischen Fällen, verglichen mit 3190 in 147.961 bestätigten Fällen in Ungarn.
Die detaillierten Zahlen sehen folgendermaßen aus (Österreich: 15.11., Ungarn 16.11)
Laborbestätigte Fälle: 203.494 in Österreich, 147.961 in Ungarn
Verstorbene: 1.679 in Österreich, 3190 in Ungarn
Aktive Fälle: 108.971 in Österreich, 110 256 in Ungarn
Testungen 2.640.800 in Österreich, 1 360 840 in Ungarn
Spital (ohne Intensiv) 3.425 in Österreich, 7236 in Ungarn
Intensiv 581 in Österreich, 582 in Ungarn
Genesene 92.844 in Österreich, 34 010 in Ungarn
(Beitragsbild: MTI – Zsolt Czeglédi)