Für ihre Beiträge zur theoretischen Informatik erhalten zwei Mathematiker eine der höchsten Auszeichnungen der Disziplin. Die norwegische Akademie der Wissenschaften hat die Namen der diesjährigen Abel-Preisträger in einer Live-Online-Übertragung bekannt gegeben. Im Jahr 2021 erhielt der Ungar László Lovász, der frühere Präsident der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, ein Forschungsprofessor am Mathematischen Forschungsinstitut Alfréd Rényi den „Mathematik-Nobelpreis“. Der andere Abel-Preis ging an den aus Israel stammenden Forscher Avi Wigderson (Princeton, USA).
„Die beiden Mathematiker haben fundamentale Beiträge zum Verständnis von Zufälligkeit bei der Berechnung auf Computern und in der Erforschung der Grenzen effizienter Berechnungsmethoden erarbeitet“ hieß es zur Begründung von der Jury in Oslo.
László Lovász wurde 1948 in Budapest geboren und gilt als Teil einer goldenen Generation ungarischer Mathematiker, würdigt ihn die Süddeutsche Zeitung. Zusammen mit Arjen Lenstra und Hendrik Lenstra entwickelte Lovász den sogenannten LLL-Algorithmus. Dieser wird etwa von Kryptoanalytikern genutzt, um die Sicherheit von Verschlüsselungstechnik zu überprüfen. Der LLL-Algorithmus sei aber nur einer von Lovász‘ vielen „visionären Beiträgen“, hob die Jury hervor. 1993 ging László Lovász in die USA, wo er als Professor an der Yale University und von 1999 bis 2006 für Microsoft Research arbeitete. 2006 kehrte er nach Budapest zurück und wurde Direktor des Mathematischen Institutes der ELTE. Des Weiteren hielt er Gastprofessuren an der Vanderbilt University (1972/72), der Universität von Waterloo (1978/79), der Universität Bonn (1984/85), der University of Chicago (1985) und der Cornell University (1985) und ist Honorarprofessor am Forschungsinstitut für Diskrete Mathematik der Universität Bonn. Von 2007 bis 2010 war er Präsident der International Mathematical Union (IMU) und ist im Vorstand 2011 bis 2014 als Ex Officio vertreten. Im Mai 2014 wurde er für drei Jahre zum Präsidenten der Ungarischen Akademie der Wissenschaften gewählt und im Jahr 2017 wiedergewählt.
Auszeichnungen und Ehrungen
1999 Wolf-Preis, Knuth-Preis
2006 John-von-Neumann-Theorie-Preis
1990 Plenarvortrag auf dem ICM in Kyōto (Geometric Algorithms and Algorithmic Geometry
1983 war er Invited Speaker auf dem ICM in Warschau
1993 Brouwer-Medaille
2008 Plenarvortrag auf dem Europäischen Mathematikerkongress in Amsterdam
2010 Kyoto-Preis
2012 Fulkerson-Preis
2017 Béla-Szőkefalvi-Nagy-Medaille
2002 wurde er in die Leopoldina gewählt
1991 wurde er als ordentliches Mitglied in die Academia Europaea aufgenommen
Er ist seit 2009 Ehrenmitglied der London Mathematical Society
seit 2012 Fellow der American Mathematical Society
seit 2006 ist er Mitglied der Russischen und der Königlich Niederländischen Akademie der Wissenschaften
seit 2007 der Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften und
seit 2012 der National Academy of Sciences
Der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften gehört er seit 1993 als korrespondierendes Mitglied an. Er ist Ehrendoktor mehrerer Universitäten.
Avi Wigderson wurde 1956 im israelischen Haifa geboren. Er wurde für „umfassende und tiefgreifende Beiträge zu allen Aspekten der Komplexität der Informatik“ geehrt. Dabei geht es etwa um Algorithmen, die Zufallszahlen erzeugen. Wigderson ist seit 1999 am Institute for Advanced Study (IAS) an der US-Eliteuniversität Princeton beschäftigt.
Der Abel-Preis wird jährlich von der Norwegischen Akademie der Wissenschaften verliehen, er ist mit sechs Millionen Kronen (rund 600 000 Euro) dotiert. In seiner Bedeutung ist der Abel-Preis mit dem Nobelpreis vergleichbar, der für das Forschungsfeld der Mathematik nicht verliehen wird. Der Abel-Preis wurde erstmals 2003 verliehen und seitdem zum dritten Mal an ungarische Forscher vergeben (Péter Lax ungarischer Herkunft im Jahr 2005 und Endre Szemerédi im Jahr 2012 wurden Abel-Preisträger).
(Via: telex.hu, sueddeutsche.de, wikipedia.org, Titelbild: MTA / Mudra László)