Der Legende nach hatte der österreichische Kaiser und König von Ungarn Joseph II. Magenprobleme. So ist geschah es wohl, dass sein Hofarzt Dr. Zwack dem Herrscher zur Linderung seiner Leiden einen „magenstärkenden“ Kräuterlikör reichte. Nachdem der Kaiser den Magenbitter getrunken hatte, soll er sich an den Doktor mit den Worten gewandt haben: „Dr. Zwack, das ist ein Unikum!“ Später im Jahre 1840 hat József Zwack, ein Nachfahre des besagten Arztes dann die erste Zwack-Firma gegründet. Seit dem wird Unicum unter Verwendung dieser geheimen Mischung aus mehr als 40 verschiedenen Kräutern und Gewürzen hergestellt. Und Unicum wurde zu dem, was es heute ist: weltberühmt und unverwechselbar, ein wahres Unikum.
József Zwack wurde 1821 als Sohn von Gáspár und Eleonóra Lévy im damals zu Böhmen gehörenden Batellau geboren. Nach seiner Berufsausbildung und den Wanderjahren gründete er die Firma Zwack in Budapest, die sich damals in den Marokkó-Höfen befand (am heutigen Erzsébet Platz mitten im Budapester Stadtzentrum). Die Unicum Fabrik wurde schnell zu klein und musste deshalb schon 1854 in die Üllői Straße umziehen. 1892 wurde dann die neue Fabrik in der Soroksári Straße gebaut. Dort wird Unicum bis heute hergestellt.
1866 trat Maximilian, der Bruder von József Zwack, in das Unternehmen ein, später auch sein kleiner Bruder Miksa und sein Neffe Lajos. So erhielt die Firma den neuen Namen „Zwack J. és Tsai“ („J. Zwack & Consorten“).
Die Marke Unicum selbst wurde am 22. Mai 1883 unter der Nummer 805-071 „zum Schutz von unter dem Namen Unicum vertriebenem Magenlikör“ eingetragen. Der Likör wurde von Anfang an in der typisch runden Flasche mit einem roten Kreuz auf dem Etikett verkauft. Da die Firma dem ungarischen Rotkreuzverband jedes Jahr einen beträchtlichen Betrag für das Nutzungsrecht zahlen musste, wurde die Farbe des Kreuzes um 1915 in Gold auf rotem Hintergrund geändert.
Schon während des ersten Weltkrieges trat die dritte Zwack-Generation in die Führung des Geschäftes ein: zunächst Béla, der älteste Sohn von Lajos Zwack und dann später János, der Vater des in unserer Zeit berühmt gewordenen Patriachen Péter Zwack. Die Beziehung zwischen den beiden Brüdern war oft angespannt, was dem Geschäft jedoch nicht schadete sondern es im Gegenteil eher noch beflügelte.
Nicht nur die Weltwirtschaftskrise in den 20-er Jahren, sondern auch die Entwicklungen in den USA belasteten das Geschäft der Firma. Am 16. Januar 1920 trat die 18. Änderung der Verfassung der USA in Kraft, die die Herstellung, den Vertrieb und Import von Alkohol im gesamten Staat unter Verbot stellte. Da die USA ein wichtiges Exportland für Zwack war, musste nach geschäftlichen Alternativen gesucht werden. Da man einige Erfahrungen mit Glasware hatte, begann man mit der Herstellung von Glühlampen und Leuchtstoffröhren unter dem Namen Zeta. Der Legende nach soll jemand in der Familie gesagt haben, „wenn das Geschäft nicht läuft, drehen wir einfach die Flasche um und füllen sie mit Licht“. Das war ein Hinweis auf die typische Form der Unicum Flaschen. Zwack war damals übrigens eine der ersten Firmen, die nach dem ersten Weltkrieg Leuchtreklamen in Ungarn herstellten.
Nach diesen schweren Zeiten ging es nur kurzzeitig bergauf. 1939 begann der Zweite Weltkrieg. Die Fabrik erlitt enorme Verluste als sie während der Bombardierung Budapests fast komplett zerstört wurde.
Nach dem Krieg begann man unverzüglich mit dem Wiederaufbau. Als die Fabrik dann wieder aufgebaut war, wurde sie 1948 von den Kommunisten verstaatlicht. Einem Teil der Familie gelang die Emigration in den Westen. Der 17-jährige Sohn von János, Péter Zwack floh alleine über Jugoslawien nach Italien und zwar in großen Teilen zu Fuss. Sein Onkel Béla Zwack und seine Frau Dóra blieben zunächst als Angestellte der verstaatlichten Firma in Ungarn und übergaben den von den Kommunisten eingesetzten Vertretern ein falsches Unicum Rezept. Das Originalrezept konnte János Zwack mit sich nehmen als er über Wien in die USA flüchtete.
1955 konnten auch Béla und seine Familie Ungarn verlassen. Die Familie begann in Mailand Unicum in kleinen Mengen zu produzieren. Um seine Marke zu schützen verklagte János Zwack in den USA den ungarischen Staat, dem nach langem Prozess untersagt wurde den Namen Zwack zu verwenden und Unicum in den Westen zu exportieren.
Nach dem Tod der Zwack-Brüder Béla und János im Jahre 1958 übernahmen zunächst die beiden Ehefrauen Dóra und Vera das Geschäft. Nach dem Tod von Dóra übernahm Veras Sohn Péter das Geschäft und zog deshalb von Amerika nach Europa zurück.
Péter Zwack lebte zuerst in Chicago und dann in New York City mit seiner ersten Frau Iris und ihren fünf Kindern: Péter, Gioia, Alexa, Iris und John (Jancsi). Im Jahre 1970 kehrte er nach Europa zurück, um die Produktion und Vermarktung von Zwack Unicum in Italien zu überwachen. In dieser Zeit lebte er schon mit seiner zweiten Frau, Anne Marshall, zusammen.
Péter Zwack kehrte 1987-88 mit seiner Familie (seiner Frau und seinen beiden Kindern Sándor und Izabella) nach Hause zurück. Im Rahmen der Privatisierungen nach der Wende konnte er unter Mithilfe des deutschen Spirituosenfabrikanten Emil Underberg den alten Familienbesitz zurückkaufen. Jetzt wurde Unicum auch in Budapest wieder nach dem alten Originalrezept hergestellt.
2008 erfolgte dann der nächste ein Generationswechsel. Der jüngste Sohn von Péter, Sándor Zwack, wurde Vorstandspräsident, und seine jüngste Tochter, Izabella Zwack Vorstandsmitglied, sodass die Familientradition nun in der sechsten Generation fortgesetzt werden konnte.
Das Lebenswerk des zwischenzeitlich verstorbenen Péter Zwack und seiner Vorfahren wird hoffentlich noch von vielen weiteren Zwack Generationen fortgeführt.
Wegen der Corona-Maßnahmen ist das Zwack-Museum zur Zeit leider geschlossen, aber falls Sie Interesse haben, können Sie gerne einen virtuellen Spaziergang in der Fabrik machen. Klicken Sie hier und die virtuelle Tour kann losgehen.
(Artikel geschrieben von Dániel András Vargha, Vielen Dank der Familie Zwack, die uns die Fotos zur Verfügung gestellt hat und sich die Zeit nahm, den Artikel zu lesen.)