In Ungarn lebende und arbeitende Ausländer, die über keine ungarische Staatsbürgerschaft besitzen, aber eine Wohnadresse und eine Versicherungskarte (TAJ-Nummer) haben, und ihre Vakzine auch in Ungarn erhielten, haben bisher ihre Immunitätskarte nicht bekommen. Für die automatische Ausstellung einer Immunitätskarte benötigte man bisher nämlich einen ungarischen Personalausweis oder Reisepass. Wir haben versucht, dieser Frage nachzugehen, und zu erkunden wann und wie die hier lebenden Ausländer eine sogenannte „Schutzkarte“ bekommen können.
„Ich lebe seit 1995 in Ungarn, habe eine TAJ-Nummer (Versicherungskarte), eine Wohnadresse, eine Lohnsteuerkarte, aber einen deutschen Reisepass (bzw. Personalausweis). Ich hatte vor 2 Wochen meine 2. COVID-Schutzimpfung in Ungarn bekommen aber bis jetzt noch keine Immunitätskarte bekommen. Heute war ich bei einem Regierungsbüro nachfragen und da wurde mir gesagt, dass die Karte nur mit ungarischem Personalausweis kompatibel ist. Was soll das heißen?“ schrieb eine unserer LeserInnen an Ungarn Heute. Sie war nicht die einzige, die uns diese Frage gestellt hat.
Auch das Portal azonnali berichtet, bezugnehmend auf seine Leser, dass viele in Ungarn lebende Ausländer es vergebens versucht haben, eine Karte zu erhalten: Einige haben versucht, dies persönlich in einem Regierungsbüro zu tun; einige haben die Karte elektronisch über das Kundenportal beantragt, indem sie die spezielle „Spalte“ auf der Webseite ausfüllten, in der man das Ersetzen einer verlorenen Karte beantragen kann.
Regierungsbüro: Fehler im System
Als Antwort auf die Beschwerde eines Lesers von Azonnali, warum er Wochen nach seiner zweiten Impfung immer noch keine Schutzkarte bekommen habe, schickte das Regierungsbüro den folgenden Brief:
„Hiermit teile ich Ihnen mit, dass gemäß der Abfrage der Sozialversicherungsnummer Ihre Immunitätsbescheinigung nicht ausgestellt worden ist. Dies liegt daran, dass Sie keinen gültigen ungarischen Personalausweis oder Reisepass besitzen. Sobald Sie ein gültiges Ausweisdokument haben, wird die Produktion automatisch gestartet.“
Was soll dann ein nicht-ungarischer Staatsbürger tun, der in Ungarn geimpft wurde, um einen Immunitätsausweis zu erhalten?
In einem offiziellen Brief, der auch an einen Leser des Portals „Azonnali“ geschickt wurde, schrieb das Regierungsbüro, dass, wenn jemand die Karte erhalten wolle, der Arzt, der die Impfung verabreicht hat, die Daten im „Elektronischen Gesundheitsdienstraum“ ändern muss, indem er vermerkt, dass die geimpfte Person ein „Ausländer“ ist und zusätzlich auch die Nummer des ausländischen Dokuments einträgt. „Sobald die Dokumentennummer im System auftaucht, startet die Produktion automatisch“, so das Regierungsbüro.
Nach den Antworten, die das Portal von der Regierungsstelle erhalten hat, ist das Problem also folgendermaßen strukturiert:
Aber wo muss man seine Nationalität bzw. ausländische Dokumentennummer angeben?
Es ist vollkommen verständlich, dass die ausländischen Staatsangehörigen ihre Dokumentennummer nicht angegeben haben, da man bei der Registrierung weder seine Personalausweisnummer noch seine Staatsangehörigkeit angeben muss. Auch vor der Impfung schon bei der Impfstelle fragt niemand nach diesen Daten.
Es ist also nicht klar, woher die Ausländer wissen sollten, dass sie bei der Impfung angeben müssen, dass sie keine ungarischen Staatsbürger sind, und woher die Ärzte an den Impfstellen wissen sollten, dass sie diese Administration durchführen müssen.
Seit dem 4. Mai können sich auch Ausländer auf der staatlichen Webseite vakcinainfo.hu für eine Impfung registrieren. Wenn sie jedoch versuchen, sich auf ungarischer Sprache anzumelden, können sie nur dann auswählen, dass sie kein ungarischer Staatsbürger sind, wenn sie zuerst angeben, dass sie keine TAJ-Nummer haben. Danach können sie die Nummer des ausländischen Dokuments eingeben.
Dies bedeutet, dass sich Personen mit einer TAJ-Nummer nur als ungarische Staatsbürger registrieren können, während Ausländer nur, wenn sie angeben, dass sie keine TAJ-Nummer haben.
Aber falls jemand die englische Option „REGISTRATION FOR FOREIGN CITIZENS LIVING IN HUNGARY“ auswählt, kann sowohl die TAJ-Nummer als auch die Nummer des ausländischen Ausweises angegeben werden.
Ausländer, die sich seit dem 4. Mai auf diese Weise registriert haben, sollten ihre Immunitätskarte ohne Probleme erhalten.
Laut Presseberichten können jedoch bereits geimpfte Nicht-Ungarn erst ab dem 13. Mai ihre Immunitätskarten beantragen.
(Titelbild: MTI – György Varga)