Die Gemeindeverwaltung von Kisoroszi plant eine größere Entwicklung des beliebten Camping- und Ferienortes an der Nordspitze der Insel Szentendre, der als „Szigetcsúcs“ (Inselspitze) von Kisoroszi bekannt ist. Wegen seiner wilden, abgelegenen und landschaftlich reizvollen Atmosphäre betrachten viele die bevorstehenden Sanierungsarbeiten mit Misstrauen, da sie befürchten, dass der beliebte Urlaubsort seinen Charme verliert und die Umwelt durch das Projekt Schaden erleidet.
Der „Szigetcsúcs“ ist seit langem vor allem bei denjenigen beliebt, die entweder nur für einen Tag mit dem Auto oder mit dem Kanu zur Insel kommen, oder die einen wilden Campingurlaub an dem Ufer der Donau planen. Die Landschaft ist hier wirklich reizvoll: inmitten des Donauknies mit Blick auf die Burg Visegrád oder hinüber nach Nagymaros. Getreu dem Ruf des Platzes ist auch die Infrastruktur sehr begrenzt: nur zwei Toilettenblöcke stehen den Campern zur Verfügung, und es gibt keinen Strom. Bereits in den 80er Jahren wurde aufgrund des zunehmenden Fahrzeugverkehrs eine Schranke errichtet, um zu verhindern, dass Fahrzeuge zu den Camping- und Badeplätzen gelangen. Außerdem ist das Gebiet offiziell ein NATURA-2000-Gebiet, das heißt, es steht unter Schutz.
In letzter Zeit jedoch, vor allem an den Wochenenden, strömen viele Menschen an das Ufer, weswegen auch viel Müll hier angehäuft wird – unter anderem deswegen plant die lokale Regierung seit langem, das Gebiet in irgendeiner Form zu sanieren
Die vom unabhängigen Bürgermeister Csaba Molnár geführte Gemeinde hofft vom Projekt eine Verringerung der Belastung sowohl für die Anwohner als auch für die Umwelt. Die Ortschaft erhielt insgesamt 370 Millionen Forint (1,1 Millionen Euro) für das Projekt. Aus diesem Geld würden sie Rinnen ausbauen, Straßen asphaltieren, zusätzliche Parkplätze, Toiletten (etwa 44 weitere), Duschen (etwa 30 weitere) und Kabinen einrichten.
Gleichzeitig wird das Projekt von vielen kritisiert: die meisten befürchten, dass es den Ort und seine Atmosphäre beeinträchtigen könnte. Der Nationalpark Donau-Ipoly hat mehrfach sein Bedenken geäußert. Angeblich hätten auch die Anwohner gerne mehr Antworten erhalten, aber der Bürgermeister machte bis dato nur wenige Informationen darüber öffentlich.
In einer Online-Unterschriftenaktion wurden bereits mehr als 5.000 Unterschriften gesammelt, um das Projekt zu verhindern.
Wir fordern, dass die zuständige Aufsichtsbehörde gegen die geplante naturschädigende Großinvestition vorgeht, indem sie die Naturschutzgesetze voll durchsetzt. Wir fordern, dass das friedliche, ruhige, spezielle Nomadencamp für Wassertouristen nicht in ein naturzerstörendes touristisches Großunternehmen umgewandelt wird
schreiben sie. Die Unterzeichner fordern außerdem, dass alle Investitionspläne, sowie Verträge und Umweltverträglichkeitsprüfungen sofort und einfach zugänglich gemacht werden und dass der Szigetcsúcs in seinem jetzigen Zustand belassen wird.
Bürgermeister Molnár hingegen erklärte gegenüber dem Nachrichtenportal Telex, dass die Petition, seiner Meinung nach, nur ein politischer Bluff sei und die Proteste kein Gewicht hätten.
Inzwischen haben sowohl die staatliche Tourismusbehörde als auch das zuständige Regierungsbüro das Projekt genehmigt. Molnár sagt, er wolle das Projekt bis 2021 fertigstellen. Außerdem hat das Bauunternehmen, ein regierungsnahes Unternehmen, das Gebiet bereits übernommen.
(Via: Ábrahám Vass – Hungary Today, Titelbild: MTI – Balázs Mohai)