Die erste Runde der Vorwahlen der Opposition hat am Samstag, den 18. September, begonnen. Der Start verlief doch nicht reibungslos: nach einem Computer-Systemabsturz konnten die Wahlen erst am Montag wiederaufgenommen worden. Die Opposition vermutet, dass der Angriff aus China kam. Im ganzen Land können die Wähler ihre Stimmen für ihre Lieblingskandidaten auf lokaler Ebene und für den Kandidaten des Ministerpräsidentenamtes bis zum 28. September abgeben.
Noch im Jahr 2020 haben sich sechs Parteien entschlossen, ein Bündnis zu schließen und gemeinsam gegen Fidesz bei den Wahlen 2022 anzutreten: unter ihnen die linksliberalen DK, Párbeszéd und Momentum, die rechtsgerichtete Jobbik, die grüne LMP, sowie die linke Partei MSZP. Sie schlugen 106 gemeinsame Kandidaten und eine gemeinsame Liste in 106 Einzelwahlkreisen in Ungarn vor. Die „besten Kandidaten“ werden gerade diese Woche durch die sog. „Vorwahlen“ ausgewählt.
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BUDAPOST: IT-Probleme: Vorwahl der Opposition ausgesetztOppositionsnahe Kommentatoren vermuten die Regierung hinter dem Absturz des für die Stimmenauszählung zuständigen Computerservers am ersten Tag der Vorwahlen. IT-Experten sind der Meinung, dass die Cyberabwehr des Servers schlecht konfiguriert gewesen sein müsse.Weiterlesen
Die Stimmabgabe in der ersten Runde der Vorwahlen war (bzw. wäre) ab Samstagmorgen persönlich in 775 Zelten und online nach einem Video-Vorregistrierungsverfahren möglich gewesen. Diese, die in den meisten Ortschaften um 8 Uhr morgens begann – verlief bereits nicht ohne Probleme, bereits um 10 Uhr war das gesamte System schon zusammengebrochen. Die Organisatoren haben am Anfang erklärt, dass das IT-System infolge des unerwarteten großen Interesses zusammengebrochen ist, später sprachen sie aber schon von einer gezielten Cyberattacke von außen.
Ein Experte für Cyberabwehr bei Cyber Services Zrt. der zuvor für den Europäischen Rat sowie die NATO gearbeitet hat, war an der Untersuchung der Ursachen, der Methode und des Ursprungs der Cyberattacke beteiligt. Er vermutet einen Angriff aus Richtung China. Laut der Opposition sei die Regierung selbst die einzige, die ein Interesse daran habe, die Vorwahlen zu stören.
Auch der Budapester Bürgermeister Gergely Karácsony erwähnte China, aus dem der Angriff gekommen sein könnte und fügte hinzu, dass „jeder Weg aus der ungarischen Politik nach China führt.“ Er betonte jedoch, dass man die Probleme gelöst habe und es wieder möglich ist, zu wählen.
György Magyar, Rechtsanwalt und Präsident des zivilen Wahlausschusses sprach währenddessen darüber, dass die abgegebenen Stimmen verloren gegangen sein könnten, und forderte diejenigen, die sie abgegeben haben auf, ihre Stimmen zu wiederholen.
Die Regierungspartei Fidesz reagierte kurz auf die Vorwürfe und schrieb in einer Mitteilung: „Schieben Sie Ihre eigene Ungeschicklichkeit nicht auf andere!“
Die Opposition kündigte an, noch in dieser Woche eine Strafanzeige gegen unbekannt zu erstatten.
(Titelbild: Magyar Hang)