Die wirtschaftlichen Beziehungen werden nicht gelockert, aber die politische Kritik an Ungarn könnte zunehmen, meinen Experten nach den Bundestagswahlen in Deutschland. Weiterlesen
Autos. Ungarn produziert sehr viele davon. Tatsächlich machen Autos und Autoteile 15% unserer Exporte aus. Audi, Mercedes, Suzuki, viele ausländische Unternehmen produzieren nun ihre Fahrzeuge, oder zumindest Teile von ihnen, in Ungarn. Wir sind das Land der Automobilproduktion und des Automobilexports, und wir sind stolz darauf. Aber jeder einzelne Personenkraftwagen, der in Ungarn hergestellt wurde, gehört einem ausländischen Unternehmen. Dies gilt natürlich nicht für verschiedene andere Fahrzeuge wie Nutzfahrzeuge und Busse von Herstellern wie Rába und Ikarus, aber in diesem Artikel geht es um Personenkraftwagen. Viele unserer Nachbarn haben jedoch erfolgreiche und anerkannte Automarken: Skoda in der Tschechischen Republik (und der Slowakei) und Dacia in Rumänien.
Die Bedeutung dieser Unternehmen für diese Länder kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Dacia zum Beispiel, ist nach Umsatz Rumäniens größtes Unternehmen sowie der größte Exporteur des Landes. Die Mehrheit der Dacias wird in Rumänien hergestellt, das Unternehmen beschäftigt fast 15.000 Personen. Skoda hat 3 Fabriken in der Tschechischen Republik und 1 Fabrik in der Slowakei.
Es ist ziemlich überraschend, dass ein Land wie Ungarn, in dem die Automobilherstellung und der Automobilexport die treibende Kraft der Wirtschaft sind, keine eigene einheimische Automarke hat. Warum bekommen die Rumänen Dacias, aber die Ungarn müssen sich mit Suzukis begnügen? Ohne Suzuki in irgendeiner Weise herabsetzen zu wollen, aber es ist offensichtlich nicht ungarisch, so wie Dacia rumänisch ist.
Es gibt zwei mögliche Antworten auf diese Frage. Die erste kann, wie immer auf den Kommunismus zurückgeführt werden. Das ungarische kommunistische Regime war einfach überhaupt nicht daran interessiert, eine „nationale“ Automarke zu schaffen.
Der internationalistische Kommunismus in Ungarn war vollkommen anders als der nationalistische Typ des Kommunismus, der z. B. in Rumänien existierte.
Dies war zum großen Teil eine Reaktion auf den Revanchismus des früheren Horthy-Regimes, alles „Nationalistische“ wurde als Tabu angesehen. Nun könnte man meinen, dass dies nichts mit Autos zu tun hat, aber wenn unsere Nachbarn eine Automarke namens Dacia haben, bei der der Name mit einer nationalistischen Theorie über die Ursprünge des rumänischen Volkes verbunden ist, wird deutlich, dass diese Automarken nicht einfach unpolitische Konstrukte waren. Das Äquivalent der Marke „Dacia“ auf Ungarisch wäre etwa „Hunnia“ oder „Turul Auto“. Ein weiteres Beispiel ist der „Yugo“, ein in Jugoslawien hergestelltes Auto, das offensichtlich mit der Identität des Landes verbunden ist. Der „Yugo“ wurde übrigens von „Zastava“ Automobiles in Serbien hergestellt und obwohl der Name heute nicht mehr existiert, wurde das Unternehmen aufgekauft und ist jetzt im gemeinsamen Besitz von „Stellantis“ und der serbischen Regierung.
Beide Marken entwickeln sich langsam zu globalen Marken. Der „Dacia Sandero“ hat sich den Beinamen „das billigste Auto in Großbritannien“ verdient, und der „Duster“ ist in ganz Europa zu finden, da westeuropäische Käufer ihn den teureren „Volkswagen“ und „Renault“ vorziehen. Skoda ist die zweitprofitabelste Tochtergesellschaft des Volkswagen-Konzerns, und ihre Autos haben einen Ruf erlangt, der nur eine Stufe unter dem deutscher Marken wie Volkswagen, BMW und Audi liegt. Einem aufmerksamen Betrachter wird auffallen, dass die meisten offiziellen, dh von der Regierung benutzten ungarischen Fahrzeuge entweder „Skoda Octavias“ oder „Skoda Superbs“ sind.
Der zweite wichtige Faktor für den Erfolg von Skoda und Dacia ist, dass sie von westeuropäischen Unternehmen in den 1990-ern privatisiert wurden.
Dacia wurde von Renault, während Skoda von Volkswagen übernommen. Dies ist wahrscheinlich der wichtigste Grund für das Fortbestehen und den Erfolg dieser beiden Unternehmen. Renault und Volkswagen brachten die notwendige Erfahrung mit kapitalistischen Märkten mit, die den postkommunistischen Unternehmen zu dieser Zeit fehlte. Die Kombination von westeuropäischer Innovation und Know-how mit billigen Fachkräften und unerschlossenen Märkten in Osteuropa hat sich als Gewinn erwiesen. In den 2000er Jahren galten diese Unternehmen kaum mehr als billige postkommunistische Hersteller, heute gelten beide als solide Marken.
Diese beiden Faktoren sind höchstwahrscheinlich der Grund dafür, dass einige unserer Nachbarländer bekannte Automarken haben, Ungarn aber nicht. Sie hatten das Glück, dass ihre jeweiligen kommunistischen Regime beschlossen, in eine nationale Autoindustrie zu investieren, und sie hatten wiederum das Glück, dass diese beiden Unternehmen dann von großen etablierten Autoherstellern aus dem Westen aufgekauft wurden. Die Ironie des Ganzen ist, dass in Ungarn, einem Land, das stolz auf seine Autoindustrie ist, Politiker Skodas und die Polizei Dacias fahrenAutohersteller
(geschrieben von Zalán Trajbár – Hungary Today, Beitragsbild: MTI/Ujvári Sándor)