Die Präsidentin des Internationalen Rates für Denkmäler und Stätten der UNESCO (ICOMOS), Mechtild Rössler, hat die ungarische Regierung aufgefordert, den Bau der 30-Milliarden-Forint-Investition (86 Millionen Euro) sofort zu stoppen.Weiterlesen
„Die Zahlen in der neuesten Ausschreibung für den öffentlichen Bauauftrag beim Neusiedlersse, die am Heiligabend „verhohlen“ neu ausgeschrieben wurde, sind falsch“ behauptet die Umwelschutztorganisation Greenpeace. Laut der NRO werden in dem am 24. Dezember veröffentlichten Dokument für bestimmte Elemente noch größere Umfänge angegeben als in den frühreren Genehmigungen, und es wurden sogar solche Gebäude aufgezeichnet, für die das staatliche Unternehmen keine Genehmigung hat. Greenpeace hat den Bauantrag erneut angefochten.
Wie wir bereits berichteten, plant der Sopron-Fertő Tourismus-Entwickler Nonprofit Ltd. eine staatlich finanzierte Investition auf rund 60 Hektar im Fertő-Hanság-Nationalpark der zum Welterbe gehört. Geplant sind eine Sporthalle, ein Fußballplatz mit Kunstrasen, 16 Wohnhäuser, ein Hotel mit 100 Zimmern, ein Parkplatz für 880 Autos, ein mehrstöckiges Besucherzentrum, ein Motel, ein Campingplatz, ein Jachthafen für 850 Segelboote und 400 Ruderboote. Das Projekt würde also mehr Land aus den Schilfgebieten und dem Fertő-Flussbett wegnehmen als bisher, was den touristischen Druck auf die Umwelt vervielfachen und nach Ansicht von Umweltschützern die Flora und Fauna des Sees ernsthaft schädigen würde. Auch die Ungarische Akademie der Wissenschaften hat ernste Bedenken gegen das Projekt geäußert.
Nachdem sich heraustellte, dass das Projekt am 24. Dezember neu ausgeschrieben wurde und u.a. größere Gebäude als erlaubt geplant sind, hat die ungarische Organisation Greenpeace die öffentliche Ausschreibung erneut angefochten und fordern die Regierung erneut auf, das Projekt unverzüglich zu stoppen, da es ihrer Meinung nach “ illegal“ ist und die Natur in außergewöhnlichem Maße zerstört.
Die staatliche Gesellschaft hat auch den Text der neuen Ausschreibung geändert, indem sie die folgende Begründung gestrichen hat: „Die Bauarbeiten sollten beschleunigt werden, um die Rückgewinnung des Lebensraums durch die Tierwelt zu vermeiden“ schreibt Greenpeace. Auch die Zahlen sind anders als zuvor: Sie liegen deutlich über den zulässigen Maßen, wobei Greenpeace behauptet, dass jedes Detail größer ist als die von der vorherigen Genehmigung abgedeckte Fläche. Außerdem haben die 26 Appartementhäuser, ein Badehaus und rund 150 Strandpavillons, die in der Ausschreibung enthalten sind, keine Genehmigung erhalten. Die NRO behauptet, dass bis zum Abschluss des Gerichtsverfahrens über die Umweltgenehmigungen ohnehin kein neues öffentliches Vergabeverfahren eingeleitet werden könnte.
Seit anderthalb Jahren protestieren Nichtregierungsorganisationen gegen das ihrer Meinung nach „überdimensionierte“ Projekt. Mehr als vierundzwanzigtausend Menschen haben eine Petition von Einheimischen unterschrieben und ebenso viele Menschen haben sich einer deutschsprachigen Version der Petition von der österreichischen Seite des Sees angeschlossen. Die Nichtregierungsorganisationen wollen, dass der Staat das ihrer Meinung naturzerstörende Projekt durch eine kleinmaßstäbliche touristische Entwicklung ersetzt, die die natürlichen Gegebenheiten des Sees berücksichtigt und seine Tierwelt schützt, und dass das verbleibende Geld für Naturschutzprojekte verwendet wird.
(Titelbild: Pixabay)