Aus den aktuellen Daten kann man davon ausgehen, dass sich mehr als die Hälfte der europäischen Bevölkerung in den nächsten sechs bis acht Wochen mit der Omikron-Variante des Coronavirus infizieren wird, sagte Hans Kluge, Leiter des WHO-Regionalbüros für Europa der Weltgesundheitsorganisation (WHO) am Dienstag. Omikron ist in 50 von 53 Ländern in Europa und Zentralasien gemeldet worden. Der ungarische Epidemiologe warnt: Da Infektionen oft nicht bemerkt werden, könnte es noch zu einer rasanten Ausbreitung kommen.
In Europa wurden in der ersten Woche des Jahres 2022 mehr als sieben Millionen neue Corona-Fälle registriert, was bedeutet, dass sich die Zahl der Neuinfektionen innerhalb von zwei Wochen verdoppelt hat, wie Hans Kluge, Leiter des WHO-Regionalbüros für Europa der Weltgesundheitsorganisation auf einer Pressekonferenz betonte. Er stellte fest, dass die Omikron Mutation leichter an menschlichen Zellen haftet, und diese kann sowohl die Geimpften als auch die Ungeimpften infizieren“, fügte er hinzu.
Omikron wurde schnell zur dominanten Variante in Westeuropa und verbreitet sich nun auch auf dem Balkan, warnt der Experte. Angesichts des aktuellen Ausbreitungstempos prognostiziere das Forschungsinstitut IHME anhand von Modellrechnungen, dass sich mehr als 50 Prozent der Bevölkerung in der Region in den nächsten 6 bis 8 Wochen mit Omikron infiziert haben könnten.
Entwicklung der täglichen Infektionsrate im Verhältnis zur Bevölkerung (gleitender 7-Tage-Durchschnitt):
Die Modellierer betonten allerdings auch, dass bei Omikron im Vergleich zu Delta ein deutlich größerer Teil an asymptomatischen Infektionen beobachtet werden könne.
Ungarischer Epidemiologe ist auch nicht optimistisch
Wegen der neuen Omikron-Variante werden weniger Menschen ins Krankenhaus eingeliefert, die Zahl der Intensivpatienten wird nicht so stark ansteigen wie die Zahl der Fälle, sagte János Szlávik, ein Spezialist für Infektionskrankheiten in einem Interview mit Mandiner. Er sagte jedoch, dass die asymptomatischen Infektionen zwar für den Einzelnen erfreulich sind, nicht aber für die Ausbreitung der Epidemie. „Insgesamt scheint es mildere Erkrankungen zu verursachen, aber das ist noch nicht bewiesen“, fasst der leitende Infektiologe des Süd-Pest Krankenhauses die bisherigen Erfahrungen zusammen. Szlávik fügte auch hinzu, dass es auch dafür keine Garantie gebe, dass keine weitere Variante auftauchen wird, die weit weniger harmlos wird.
Wie er betont:
Die neue Mutante sollte nicht auf die leichte Schulter genommen werden, da das Omikron bei Ungeimpften genauso schwerwiegend sein kann wie die früheren Varianten. Bei Ungeimpften kann sie jedoch recht mild verlaufen, allerdings mit klassischen Symptomen wie laufender Nase, Halsschmerzen, Schwäche, Muskel- und Gelenkschmerzen
János Szlávik glaubt nicht an die Theorie, dass das Coronavirus zu einer grippeähnlichen Krankheit gezähmt werden könnte, die alle sechs Monate eine Impfung erfordert. Er warnte auch davor zu glauben, dass die Epidemie mit dem Aufkommen des Omikrons vorbei sei, glaubt aber gleichzeitig, dass die Epidemie bis 2023 verschwinden könnte.
(Quellen: mti.hu, zdf.de, Mandiner, Titelbild: MTI/EPA/Dzson Hon Kjun)