Die Ungarische Ärztekammer hat ihre Forderungen in 12-Punkten veröffentlicht, in der sie unter anderem die „Entpolitisierung“ des Gesundheitswesens, die Lohnerhöhung von Fachleuten im Sektor und eine umfassende Veröffentlichung epidemiologischer Daten fordert. Um dies zu erreichen, sind ein sofortiger Dialog, dringende Verhandlungen und Maßnahmen erforderlich. Dies ist nicht der erste verzweifelte Hilferuf von Ärzten und Krankenschwestern während der Epidemie.
Das zersplitterte und ineffiziente ungarische Gesundheitssystem, das sich schon vor der Epidemie unter sehr schweren Umständen befand, hat jetzt eine noch schwierigere Phase hinter sich, da das neue Gesetz zum Beschäftigten-Status und die COVID-19-Pandemie den Gesundheitssektor unter einen doppelten Druck setzten, heißt es in einer Pressemitteilung, die von der Ungarischen Ärztekammer kürzlich veröffentlicht wurde.
„Das Gesetz zur Einführung des öffentlichen Dienstes mit seinem militärischen Ansatz, der dem Gesundheitssektor fremd ist, hat lediglich das Arbeitsverhältnis verschärft und die Verwaltung der Einrichtung beeinträchtigt, nicht aber die Struktur und die Funktionsweise des Gesundheitssystems modernisiert. Dies führt trotz erheblicher Erhöhungen der Grundgehälter der Ärzte zu Problemen bei der Versorgung mit Arbeitskräften und der Nachhaltigkeit“ heißt es in der Erklärung weiter, in der auch behauptet wird, dass die Gehälter der sonstigen Fachleute nicht ausreichend angehoben wurden, was die Spannungen innerhalb des Gesundheitssystems weiter verschärft hat. Im Dokument betont man weiter, dass
der Anstieg der Corona-Fallzahlen das Pflegesystem von Zeit zu Zeit immer mehr belastet hat. Die Versorgung wurde durch verspätete und uneinheitliche Maßnahmen, Protokolle und mangelnde Veröffentlichung von Daten behindert. Ebenso wurde das alternde System der Allgemeinmedizin unverhältnismäßig stark mit epidemiologischen Aufgaben belastet. Dies hat dazu geführt, dass die Rolle des privaten Sektors stark zugenommen hat
Um die Funktionsfähigkeit des Gesundheitssystems erhalten zu können und die Qualität der Versorgung zu verbessern, schlägt die Kammer folgende 12 Punkte vor:
Geheime Daten während der Epidemie
Wie wir bereits mehrmals berichtet haben, wurde die Regierung während der Epidemie von mehreren Gesundheitsorganisationen dafür kritisiert, dass sie der Fachwelt keine epidemiologischen Daten zur Verfügung stellt. Sie plädierten sogar dafür, dass ein Teil davon für eine breitere Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollte, damit die Menschen das Ausmaß der Epidemie einschätzen können. Die Zurückhaltung von Daten über das Coronavirus ist „geradezu lebensbedrohlich“, ging Tamás Ferenci, Biostatistiker und außerordentlicher Professor an der Universität Óbuda soweit. In einem auf seiner Webseite veröffentlichten Meinungsbeitrag machte er kürzlich auf die Mängel und Ungereimtheiten bei der Berichterstattung über epidemiologische Daten in Ungarn aufmerksam.
Vor einigen Tagen haben wir auch darüber geschrieben, dass im vergangenen Jahr insgesamt 28 600 Beschäftigte das ungarische Sozial- und Gesundheitswesen verlassen haben, davon allein fast 17 000 Letzteres. Laut Vorsitzendem der unabhängigen Gewerkschaft des Gesundheitswesens ist durch den Personalmangel sogar die Patientenversorgung gefährdet.
(Via: mok.hu, Titelbild/Illustration – MTI/Balogh Zoltán)