Zwischen zwei Gerüstbauten wurde ein Banner mit der ungarischen Aufschrift “Ungarische Regierung: Stoppt die Zerstörung unserer Nationalparks!” gespannt. Weiterlesen
Der scheidende Staatspräsident János Áder sprach in seinem jüngsten „Blue Planet-Podcast“ mit dem Geschäftsführer des staatlichen Unternehmens, das die Investition um den Neusiedler-See ausrichtet, unter anderem über die Umweltauswirkungen der Entwicklung am Fertő-Tó. Der Staat finanziert das Mega-Projekt mit erheblichen Mengen an Geldern. Zivilgruppen und Naturschhutzorganisationen demonstrieren schon lange vehement gegen den Einbau des Naturschutzgebietes.
Ungarns Staatspräsident Áder wies in einem Gespräch über das Neusiedler-See Projekt darauf hin, dass etwa drei Viertel des Sees auf der österreichischen Seite liegen, wo sich gerade neun große Ferienanlagen befinden, und dass direkt am Ufer gebaut wird. Ungarn verfügt nur über den restlichen Teil des Sees. Er betonte außerdem, dass die geplante Investition nur 0,7 % des ungarischen Anteils am See betreffen wird. Áder fügte hinzu, dass die ungarische Investition mit den Einrichtungen auf der österreichischen Seite des Fertő-Sees in Bezug auf den Tourismus konkurrieren wird.
Zu Presseberichten, die dem Projekt eine schwere Verletzung von Umwelt- und Naturschutzinteressen vorwerfen, sagte Béla Kárpáti, Geschäftsführer der „Sopron-Fertő Touristic Development Nonprofit Ltd.“, das Gelände sei schon immer für touristische Zwecke genutzt worden. „Es handelt sich um ein künstlich aufgeschüttetes Gebiet mit dem in den 1960er Jahren errichteten Fertőrákos-Strand, dessen Zustand sich im Laufe der Zeit verschlechtert hat“, so Kárpáti. Er wies darauf hin, dass in dem Gebiet eine große Menge illegaler Abfälle gefunden wurde, die beseitigt werden müssen.
Áder wies darauf hin, dass die Investition 0,7 Prozent der ungarischen Seefläche betreffen würde, und fügte hinzu, dass das Projekt laut einer Analyse des Aufsichtsgremiums, das die Umsetzung des internationalen Abkommens überwacht, mit dem Ramsar-Übereinkommen über Feuchtgebiete von internationaler Bedeutung, insbesondere als Lebensraum für Wasservögel, im Einklang steht.
Bei der Vorstellung des Projekts sagte der Vorstandsvorsitzende, dass auf dem alten Gelände ein neuer Strand, auf der südlichen Seite des Geländes ein Jugendhafen und ein Sporthafen für Angler und auf der nördlichen Seite ein hochwertigerer Sporthafen gebaut werden. Das 60 Hektar große Projekt umfasst ein mehr als 12 Hektar großes Ökozentrum mit einem ökologischen Schaufenster und einem Gebäude für Präsentations-, Naturschutzerziehungs- und Schulungszwecke.
Ein Campingplatz, ein Sportzentrum, Appartements und ein 2.500 Quadratmeter großes Hotel mit weniger als 100 Zimmern würden ebenfalls gebaut werden, so Kárpáti.
Proteste gegen den Einbau
Mit Menschenketten und Bannern forderten Greenpeace-Aktivisten noch im Februar dieses Jahres den Stopp des Mega-Investitionsprojekts der Regierung, das ihrer Ansicht nach die Tierwelt am Neusiedlersee zerstören würde.
Laut den Aktivisten wurden bereits zahlreiche Tierarten aus dem Gebiet vertrieben. Streng geschützte Vogelarten in Ungarn, aber auch im nahen österreichischen Teil des Naturschutzgebiets sind stark gefährdet, so ein Sprecher von Greenpeace.
Das 53 Hektar große Projekt würde ein 4-Sterne-Hotel mit 100 Zimmern und 26 luxuriöse Apartmenthäuser direkt am Wasser, einen Parkplatz für 880 Autos, ein mehrstöckiges Besucherzentrum, einen Hallensportkomplex mit Tennisplätzen und Kunstrasen-Fußballfeldern sowie einen Jachthafen für 850 Segelboote und 450 Ruderboote umfassen. Das Projekt würde somit etwa 53 Hektar der Schilfgebiete, Ufer und Betten des Neusiedlersees in Anspruch nehmen, und zwar größtenteils durch Bauvorhaben, die außerhalb des Schutzgebiets, einige Kilometer vom Ufer entfernt errichtet werden könnten.
Der Fertő-See ist nicht nur ein Nationalpark und ein Natura-2000-Gebiet, sondern wurde auch in die Liste der Feuchtgebiete von besonderem Wert der Ramsar-Konvention zum Schutz von Wasservögeln und Feuchtgebieten aufgenommen und gehört zum UNESCO-Welterbe.
Greenpeace hat vor kurzem auch eine neue Website über den See und die Bedrohung der besonderen Naturwerte des Gebiets durch das geplante Projekt eingerichtet.
Das vollständige Gespräch von Staatspräsident Áder können Sie sich hier anhören.
(Via: MTI, Titelbild: Youtube Video – Fertő-parti fejlesztés)