Einen Besuch in Kiew hält Franziskus für wenig friedensdienlich. Zuvor müsse er nach Moskau reisen. Das erklärte das Kirchenoberhaupt im Interview mit der italienischen Tageszeitung „Corriere della sera“, in dem er auf seine Friedensbemühungen im Ukraine-Krieg einging.
In einem Interview mit der italienischen Zeitung Corriere della Sera sprach Papst Franziskus über den Krieg zwischen Russland und der Ukraine und über sein Treffen mit dem ungarischen Premierminister im April.
„Als ich mich mit ihm traf, sagte Viktor Orbán, dass es der russische Plan sei, den Krieg am 9. Mai zu beenden. Ich hoffe, dass dies der Fall sein wird, was die „Geschwindigkeit der Eskalation“ der Kämpfe, die wir heute erleben, erklären würde. Ich bin pessimistisch, aber wir müssen alles tun, um den Krieg zu beenden“, sagte Papst Franziskus.
Außerdem sprach er auch darüber, dass er bereit sei, nach Moskau zu reisen, um Wladimir Putin zu drängen, den Krieg gegen die Ukraine zu beenden. Dies habe er dem russischen Präsidenten Mitte März mitteilen lassen.
Bisher haben wir noch keine Antwort erhalten, aber wir beharren weiterhin darauf, auch wenn ich fürchte, dass Putin dieses Treffen zum jetzigen Zeitpunkt nicht wahrnehmen kann und will. Aber wie kann man eine solche Brutalität sonst stoppen? Vor fünfundzwanzig Jahren haben wir in Ruanda das Gleiche erlebt…
Seit Kriegsausbruch am 24. Februar hat es von vatikanischer Seite viele Vermittlungsversuche gegeben, angefangen bei dem Telefonat mit dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj und dem Besuch des Papstes in der russischen Botschaft beim Heiligen Stuhl mit der Bitte, die Waffen zum Schweigen zu bringen.
Franziskus soll auch eindeutig erklärt haben, dass er momentan nicht nach Kiew fahren wolle. „Ich spüre, dass ich nicht gehen sollte. Zuerst muss ich nach Moskau gehen, zuerst muss ich Putin treffe (…) wenn Putin nur die Tür öffnen würde.“
Auf die Frage, ob der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. Putin zum Frieden oder zum Treffen bewegen könne, schüttelte der Papst laut Aussage der Zeitung den Kopf.
40 Minuten lang habe ich im März mit Kyrill per Video gesprochen. Die ersten 20 Minuten lang hat dieser mit einer Karte in der Hand die Gründe des Krieges erklärt. Ich habe ihm zugehört und gesagt: Davon verstehe ich überhaupt nichts. Bruder, wir sind keine Staatskleriker und dürfen nicht die Sprache der Politik, sondern müssen die Sprache Jesu sprechen
Franziskus wurde auch über die Waffenlieferungen in die Ukraine gefragt und sagte, ohne das Recht auf Selbstverteidigung grundsätzlich in Frage zu stellen: „Ich weiß nicht, wie ich antworten soll, ich bin zu weit entfernt von der Frage, ob es gerechtfertigt ist, die Ukrainer zu beliefern.“
Papst Franziskus hat den ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán am 21. April in Audienz empfangen. Es war Orbáns erster offizieller Besuch im Vatikan seit Franziskus‘ Amtsantritt im März 2013.
(Via: mandiner.hu, vaticannews.va, Titelbild: MTI/Vatikáni Média)