In vielen ärmeren Regionen der Welt droht eine Ernährungskrise, die nur vermieden werden kann, wenn es gelingt, Getreide über den Landweg aus der Ukraine herauszuholen, sagte Landwirtschaftsminister István Nagy.Weiterlesen
Ungarn ist bereit, bei der Ausweitung der Bemühungen um die Befreiung des in der Ukraine festsitzenden Getreides eng zusammenzuarbeiten, erklärte Landwirtschaftsminister István Nagy nach Gesprächen mit seinem ukrainischen Amtskollegen am Donnerstag in Lviv.
Die derzeitige Getreidekrise betreffe nicht nur die Ukraine und Ungarn, sondern die ganze Welt, warnte der Landwirtschaftsminister.
Wenn die ukrainischen Seehäfen geschlossen bleiben und das Getreide des Landes nicht abtransportiert wird, könnte es in Teilen der Welt zu einer Hungersnot kommen, und die dort lebenden Menschen könnten sich auf den Weg nach Europa machen, was eine schwere Migrantenkrise auslösen würde, so István Nagy.
Er forderte sofortige und langfristige Lösungen für die Getreidekrise und betonte, dass Ungarn bereit sei, bei der Ausweitung der Bemühungen um den Abtransport von Getreide aus der Ukraine mitzuwirken. Er betonte, wie wichtig der Ausbau des Schienenverkehrs, der Umschlaghäfen und der Silos sei, und fügte hinzu, dass die Europäische Union solche Investitionen ebenfalls unterstützen könne.
Nagy forderte die Einrichtung einer Wirtschaftszone in der ungarisch-ukrainischen Grenzregion, in der Getreideverarbeitungsanlagen untergebracht werden könnten, da eine solche Investition die langfristige Ernährungssicherheit in der Welt gewährleisten würde.
Diese Investitionen in der Grenzregion sollten aber auch dazu dienen, die bilateralen Wirtschaftsbeziehungen auszubauen, sagte der Minister. „Unser nordöstlicher Nachbar sieht in Ungarn eine Lösung für die andauernde Krise und hat sich bei der ungarischen Regierung für ihren konstruktiven Ansatz bedankt“, so der Minister weiter.
Die Ukraine ist der viertgrößte Getreideexporteur der Welt und hat einen Anteil von neun Prozent am weltweiten Exportmarkt, sagte er. Außerdem entfallen 42 Prozent des weltweiten Sonnenblumenöls und 16 Prozent der Maislieferungen auf die Ukraine, sagte er.
Vor dem Krieg produzierte unser Nachbarland genug Getreide für 400 Millionen Menschen. Nahezu 90 Prozent der Exporte wurden über die Schwarzmeerhäfen abgewickelt,
sagte Nagy.
Der Minister forderte einen sofortigen Waffenstillstand und Gespräche zwischen Russland und der Ukraine. Ungarn habe sich von Anfang an für den Frieden eingesetzt, betonte er. „Heute ist allen klar, dass der Krieg Europa am meisten schadet“, fügte István Nagy hinzu.
Im weiteren Verlauf des Tages erörterte der Landwirtschaftsminister mit Viktor Mikita, dem Leiter der Militärverwaltung der Unterkarpaten, die Getreideexporte.
Nagy sagte, dass sich seine Gespräche auf operative und praktische Fragen konzentrierten und sie vereinbarten, einen gemeinsamen Aktionsplan auszuarbeiten, der der Europäischen Union vorgelegt werden soll, mit einem Antrag auf Mittel zur Erweiterung der Kapazitäten an den Grenzübergängen.
Die 4.000 Tonnen Weizen, die täglich die ukrainisch-ungarische Grenze passieren, könnten durch eine Steigerung der Effizienz verdoppelt werden, was jedoch nicht aus der derzeitigen Sackgasse führen würde, betonte er.
„Deshalb sind weitaus größere Infrastrukturinvestitionen erforderlich“, so der Minister.
Mikita sagte, dass die Unterkarpaten eine wichtige Rolle bei der Lösung der durch die Blockade der Schwarzmeerhäfen verursachten Getreidekrise zu spielen hätten. Die Einrichtung alternativer Transportwege auf dem Landweg sei ein zwischenstaatliches Projekt, bei dem aber auch die lokalen öffentlichen Verwaltungen eine Rolle spielen müssten, fügte er hinzu.
(Via: Hungary Today, Titelbild: János Vajda/MTI)