Der Thronfolger besucht das siebenbürgische Dorf mit seinen kaum 150 Einwohnern einmal im Jahr, wenn er sich aus der Öffentlichkeit zurückziehen möchte.Weiterlesen
Am 4. August wird Péter Korniss, eine herausragende Persönlichkeit der ungarischen Fotografie, 85 Jahre alt.
Geboren 1937 als Sohn einer großbürgerlichen Familie in Klausenburg, verbrachte er seine Kindheit in Siebenbürgen und zog im Alter von zwölf Jahren mit seinen Eltern nach Budapest. 1955 begann er ein Jura-Studium, wurde aber nach der Revolution von 1956 wegen seiner Mitgliedschaft im revolutionären Komitee der Universität exmatrikuliert. Danach arbeitete er als Hilfsarbeiter und machte eine Lehre als Radiomechaniker. Ab 1958 erlernte er als Faktotum der Budapester Fotografengenossenschaft nach und nach die technischen Fertigkeiten der Fotografie und legte 1961 die Prüfung zum Berufsfotografen ab.
Er begann als Fotojournalist mit der Fotografie des Tanzes, indem er die Choreografien des Balletts aus Fünfkirchen (Pécs) und die Aufführungen des Theaters 25 dokumentierte. 1967 arbeitete er zum ersten Mal in seinem Heimatland, als ihn der Choreograf Ferenc Novák in ein Tanzhaus nach Siebenbürgen mitnahm.
Damals erkannte er, dass die alte traditionelle bäuerliche Kultur noch existiert und visuell festgehalten werden kann. Er war überzeugt, dass er diese Welt, die dem Untergang geweiht war, bekannt machen muss.
Die erste Ausstellung seiner in Siebenbürgen aufgenommenen Bilder, die 1974 in der Kunsthalle in Budapest eröffnet wurde, war ein großer Erfolg und wurde zu einem Meilenstein der neuen ungarischen Fotografie. Er stellte sein erstes Buch mit Bildern aus Siebenbürgen zusammen, das den Titel „Ich gehe auf Weltreise“ trägt.
1978 begann er, sich auf das Leben von Wanderarbeitern zu konzentrieren, die vom Land nach Budapest pendelten. Er begleitete eine Brigade von Erdarbeitern zwischen Budapest und Tiszaeszlár mit seiner Kamera und machte ein Mitglied des Teams ein Jahrzehnt lang zum Protagonisten seiner Bilder. Seine Fotos aus dieser Zeit wurden in seinem Album „Der Gastarbeiter“ (1988) veröffentlicht.
Er kehrte nicht nur nach Siebenbürgen zurück, sondern auch in die ungarischen Dörfer der Moldau, der Slowakei und der Vojvodina, um die letzten Momente der geschlossenen, isolierten Gemeinschaften mit ihrer traditionellen Lebensweise einzufangen und den Prozess der Transformation zu dokumentieren. 1998 präsentierte er eine Ausstellung von siebenbürgischen Bildern aus drei Jahrzehnten in der Kunsthalle in Budapest und veröffentlichte ein Album mit dem Titel „Inventar. Bilder aus Siebenbürgen“.
Er begründete seinen Ruf als Dokumentarfotograf, doch nach den spontan aufgenommenen Bildern früherer Jahre begann er in den 1990er Jahren inszenierte Fotos anzufertigen, die eine einzigartige Mischung aus Tradition und Moderne darstellen. Sein 2006 erschienenes Album „Krippenspiel“ enthält neben Schwarz-Weiß-Bildern aus den Jahren 1969 bis 1974 auch inszenierte Digitalbilder, die zur Jahrtausendwende am selben Ort, aber in einem beweglichen Studio aufgenommen wurden. Seine Fotoserie über Gastarbeiterinnen in Siebenbürgen aus den letzten Jahren kann als konzeptionell bezeichnet werden.
Seine Arbeiten wurden in mehreren europäischen Ländern und in den Vereinigten Staaten ausgestellt. Korniss‘ Bilder sind auch in internationalen Zeitschriften wie National Geographic, Geo Magazine, Fortune, Time und Forbes erschienen.
Die Aufzählung der zahlreichen Preise und Würdigungen im In- und Ausland würde den Rahmen dieses Beitrags sprengen. Hervorgehoben sei allein die Tatsache, dass er 1999 als erster Fotograf überhaupt den renommierten Kossuth-Preis erhielt, und zwar in erster Linie für die Darstellung der siebenbürgischen Kultur in der ungarischen Fotografie sowie des Volkslebens in den vier Büchern, die das Rückgrat seines Lebenswerks bilden.
Via MTI, Beitragsbilder: Péter Kornis (Facebook)