Die Zahl der Ungarn in Rumänien könnte weit über einer Million liegen, da viele Bürger ihre Volkszugehörigkeit nicht angegeben habenWeiterlesen
Die ungarische Bevölkerung in Siebenbürgen ist nach den am Freitag veröffentlichten vorläufigen Ergebnissen der rumänischen Volkszählung drastisch zurückgegangen. Das Ausmaß des Rückgangs ist „eine ernste und alarmierende demografische Katastrophe“, so der nationale Vorsitz der Siebenbürgisch-Ungarischen Allianz (EMSZ).
Der Bevölkerungsverlust der Ungarn in Siebenbürgen ist fast so groß, als ob die gesamte ungarische Bevölkerung des Bezirks Hargita, der die größte ungarische Bevölkerung des Landes hat, verschwunden wäre. Seit der Volkszählung 2011 ist die Zahl der Ungarn in Siebenbürgen um 225.000 und seit dem Regimewechsel um 620.000 zurückgegangen. Das bedeutet, dass in 30 Jahren fast 40 % der ungarischen Gemeinschaft verlorengegangen ist.
Wenn sich dieser negative Trend nicht umkehrt, wird die ungarische Volksgruppe in Siebenbürgen bis zum Ende des Jahrhunderts fast verschwunden sein,
so die EMSZ.
In dieser schwerwiegenden Situation ist der nationale Parteivorsitz der Ansicht, dass jede Erklärung, die versucht, das Problem herunterzuspielen oder das Ergebnis als Teilerfolg darzustellen, ein „Verbrechen an unserer Gemeinschaft“ darstellt.
Im Klartext: die Tatsache, dass die ungarische Bevölkerung Rumäniens, die in drei Jahrzehnten um mehr als 600.000 Menschen geschrumpft ist, im Jahr 2022 immer noch eine Million beträgt: ist keine Leistung, kein Erfolg,
und erst recht kein Grund zur Freude, sondern eine ernste und alarmierende demografische Katastrophe.
Schuld für diesen dramatischen Bevölkerungsrückgang sei nach Ansicht der Partei, die in Opposition zu der in Rumänien seit dem Fall des Kommunismus fast durchgehend mitregierenden RMDSZ (Demokratische Allianz der Ungarn in Rumänien) steht, nicht nur die wirtschaftliche Vernachlässigung des ungarischen Kerngebiets, sprich des Szeklerlandes, sondern auch der politische Opportunismus des ewigen Junior-Partners der Bukarester Regierungen egal welcher Couleur: „Alle lokalen und nationalen Fragen, die für die Bewahrung der Gemeinschaftsidentität entscheidend sind“, hätte man aus strategischen Gründen den Interessen der jeweiligen Koalitionen untergeordnet, die zwangsläufig die Interessen der Titularnation in den Vordergrund stellten.
Auch wenn man den Pessimismus der Erklärung für übertrieben hält (vergessen wir nicht, das auch die Mehrheitsbevölkerung fast gleich schlechte demographische Indikatoren aufweist): Diese doch deprimierenden Zahlen als Teilerfolg zu verkaufen, wie die RMDSZ es tut, ist mindestens so unangebracht. Die zweifellos vorhandene Aufbruchstimmung der ungarischen Öffentlichkeit in Rumänien ist nicht in erster Linie das Ergebnis des Mitregierens in Bukarest.
Sie hat vielmehr mit einer weitsichtigen und langatmigen nationalen Strategie zu tun, die darauf abzielte, die Einheit der Nation über die heutigen Staatsgrenzen hinaus wiederherzustellen und die ungarischen Gemeinschaften des Karpatenbeckens mit kultureller und wirtschaftlicher Aufbauhilfe in ihren angestammten Gebieten zu stabilisieren. Die Unterstützung, die den ungarischsprachigen Bürgern der Nachbarländer von ihren jeweiligen Regierungen nicht gewährleistet wurde, kam schließlich – und das müsste ehrlicherweise auch die RMDSZ zugeben – aus Budapest.
Beitragsbild: Bicsak Gergő Facebook