Die einzigartige Dauerausstellung des Geldmuseums ist nicht nur in Ungarn, sondern auch in Europa ein Kuriosum. Die Ausstellung basiert auf Interaktivität und individueller Erfahrung.
Eine fröhliche Kinderschar wartet gespannt auf Einlass in den ehemaligen Postpalast, der seit März 2022 das Geldmuseum beherbergt. Das unübersehbare Gebäude in eklektischem Stil ist seit Dezember um eine spektakuläre Skulptur reicher, die zum Wahrzeichen der viel besuchten Einrichtung auserkoren wurde. Der Goldene Hirsch des angesehenen Bildhauers Gábor Miklós Szőke wird die Schüler durch die Dauerausstellung „begleiten“: In einer alten Sage veranlasst das majestätische Tier die Ungarn dazu, sich auf eine lange Wanderschaft zu begeben, um eine neue Heimat zu finden. Die Besucher sollen – so das erklärte Ziel des Museums – durch eine „Fülle von Erlebnissen und Abenteuern“ ihren Weg in der Welt des Geldes finden, die viele Sackgassen und manchmal sogar Labyrinthe bereithält.
Damit man sicherer unterwegs ist als die sagenumwobenen Ungarn, zeigt ein moderner Faden der Ariadne, ein Lichtpfad, die Richtung an, wo junge und erwachsene Besucher neue „Knotenpunkte“ der Geldgeschichte entdecken können. Den größeren Nervenkitzel sollen sie innerhalb der Museumsmauer erleben, nicht im eigenen, realen Leben. Der Umgang mit Geld muss gelernt sein: Die Einsicht von György Matolcsi, Gouverneur der Ungarischen Nationalbank stand bei der Entstehung des Museums Pate. Finanzbewusstsein soll im Schulalter vermittelt werden, denn „was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“, daher sind die Hauptadressaten junge Menschen zwischen 10 und 18 Jahre. Entsprechend groß ist das Interesse der Schulen und Familien aus dem In- und Ausland (bisher 62.000 Besucher) für das neue Museum, das durch seine günstige Lage besticht (unweit vom Südbahnhof und ein Katzensprung von der U-Bahn-Station entfernt, wo die Touristen aussteigen, um die Burg zu besichtigen).
Unser Ziel ist es, zu beweisen, dass Geld auf eine Weise funktioniert, die jeder verstehen kann. Wir glauben, dass das Erlernen des Umgangs mit Geld unsere Gesellschaft sowohl im wörtlichen als auch im übertragenen Sinne bereichern kann,
erklären die Einrichtungsträger.
Mit einer ausgeklügelten Mischung zwischen modernster, interaktiver Präsentationstechnik und unmittelbarer Sinneswahrnehmung lässt die Dauerausstellung, die sich über drei Etagen erstreckt, keine Besucherwünsche offen.
Der ungebrochenen Faszination des Goldes trägt die dreisprachige (neben Ungarisch auch Englisch und Chinesisch) Dauerausstellung Rechnung. Auch wenn heutzutage das digitale Geld seinen Siegeszug eingetreten hat, ist das Edelmetall nach wie vor der Inbegriff des Geldes.
Unsere Schüler nehmen im Empfangsraum eine Komposition mit dem Titel Goldzug in Augenschein, welche die Dynamik des Geldes symbolisieren soll, begeben sich dann nach unten, in die „Goldmine“, wo sie nicht nur ihre Schultaschen in Schließfächern deponieren, sondern auch die Geschichte des ungarischen Goldabbaus mittels Werkzeuge und interaktiver Paneele nachvollziehen können. Magnetische Karten werden ausgehändigt, mit deren Hilfe die Kinder die virtuellen Taler sammeln können, die bei den digitalen Lernspielen erworben werden.
Nach dem Verlassen der Goldmine erreichen die Gäste den ersten Knotenpunkt, der die Rolle des Geldes als Wertmaßstab veranschaulicht. Hier können die Besucher am eigenen Leib erfahren, welche schwierigen Situationen entstehen würden, wenn die Währung in unserem täglichen Leben nicht präsent wäre.
Der zweite Knotenpunkt untersucht die Funktion des Geldes als Umlaufmittel, wobei der Schwerpunkt auf der Form des Geldes und dem Verhältnis zwischen Form und praktischer Verwendung liegt.
Der dritte Knotenpunkt befasst sich mit Geld als Zahlungsmittel. Was würde passieren, wenn es keine Banken gäbe? Die Museumsbesucher können diese Frage anhand ihrer persönlichen Erfahrungen beantworten.
Der vierte Knotenpunkt befasst sich mit der Entstehung und Funktionsweise von Weltwährungen und der Rolle, die diese Währungen bei der Steuerung und Aufrechterhaltung der Weltwirtschaft spielen.
Der fünfte Knotenpunkt befasst sich mit der wertschöpfenden Funktion des Geldes, zeigt aber auch, dass neben den materiellen Schätzen auch geistige Schätze für die Gesellschaft von gleicher oder größerer Bedeutung sind.
Der lange Weg von der Tauschwirtschaft bis hin zur Kryptowährung schließt überraschenderweise wieder mit dem handfesten Gold, diesmal in Form einer echten Goldbarre, welche die verdutzten Schüler anfassen können. Und weil Ungarn gerne Bargeld verwenden, darf Jung und Alt am Ende des Parcours seine eigene Banknote entwerfen und ausdrucken.
Am Nachmittag können erwachsene Besucher in aller Ruhe beispielsweise die besonderen Artefakte der Nationalbank bewundern. Die numismatische Sammlung umfasst viele historisch bedeutende Münzen, Papiergeld und einzigartige Raritäten. Zu sehen sind unter anderem Goldgulden aus der Zeit der Könige aus verschiedenen Dynastien, Dukaten der Habsburger, verschiedene Taler, erhaltene Artefakte aus dem Unabhängigkeitskrieg des Fürsten Rákóczi und der Revolution von 1848/49. Siebenbürgen, das während der osmanischen Zeit ein eigenständiger Landesteil war, besitzt eine sehr reiche und wertvolle Münzsammlung. Die außergewöhnlichsten Stücke dieser Sammlung sind die Goldmünze von Moses Székely und die Silberplatte von Georg Rákóczi II.
Die jüngeren Schüler haben wir am Ende des Museumsbesuchs aus den Augen verloren. In der „Goldmine“ lauschen konzentrierte Oberschüler den Ausführungen einer pädagogischen Mitarbeiterin der Einrichtung. „In Geldsachen hört die Gemütlichkeit auf!“, dieser Spruch des preußischen Abgeordneten David Hansemann gilt hier offensichtlich nicht: Die Jugendlichen fühlen sich allem Anschein nach wohl im Museum an der Krisztina-Ringstraße und freuen sich im Voraus auf eine abwechslungsreiche Reise in der Welt des Geldes.
Die Bilder wurden freundlicherweise vom Geldmuseum zur Verfügung gestellt.