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Volkstümliche und kirchliche Traditionen rund um Ostern

Ungarn Heute 2023.04.09.

In der Gesellschaft wird immer weniger Wert auf die wahre Bedeutung von Ostern gelegt, sondern Geschenke und Essen stehen im Mittelpunkt. In diesem Artikel über Ostern möchten wir zeigen, welche traditionellen ungarischen Osterbräuche es gibt und welche Bedeutung dieses Fest für die christliche Welt hat.

Ostern ist eines der wichtigsten und größten Feste in der christlichen Kirche. Ostern und die damit verbundenen Feste gehören zu den bewegbaren Festen, wobei der Ostertag nach einer Kirchenordnung aus dem Jahr 1582 auf den ersten Sonntag nach dem Neumond im Frühjahr fällt, also zwischen dem 22. März und dem 25. April.

Fast alle Völker haben mit Ostern verbundene Volkstraditionen, die jedoch in der Regel nicht in die festlichen Riten der christlichen Religion eingebunden sind. Stattdessen haben sie neben den kirchlichen Feiern als festliche Bräuche der ländlichen Gemeinden überlebt.

Die Osterzeit beginnt mit dem Palmsonntag, dem Fest zum Gedenken an den triumphalen Einzug Christi in Jerusalem. Ab dem 6. Jahrhundert wurden Prozessionen mit Palmenzweigen abgehalten. In Ungarn wird die heilige Palme durch die Trauerweide (ungarisch: barka) ersetzt, die ebenfalls sowohl volkstümliche als auch kirchliche Ursprünge hat. In der römisch-katholischen Kirche wurde der Segen der Barka gegen Flüche und zur Heilung eingesetzt.

Bemalte Ostereier mit Muschelweide (auf Ungarisch auch Barka genannt). Foto: Pixabay

Die Heilige Dreifaltigkeit von Ostern (liturgisch bekannt als Sacrum Triduum Paschale), die am Gründonnerstag, Karfreitag und Karsamstag gefeiert wird, erinnert an das Leiden, die Kreuzigung und die Auferstehung von Jesus Christus.

Der Gründonnerstag erinnert an das letzte Abendmahl Christi auf dem Ölberg, gefolgt von seiner Verhaftung und dem Beginn seiner Passion. Gründonnerstag wird von ungarischen Gläubigen in der Regel mit dem Verzehr von etwas Grünem, wie z. B. Spinat, gefeiert, in der Hoffnung auf eine gute Ernte und für die Fastenzeit.

Am Abend des Gründonnerstags verstummen die Glocken in den katholischen Kirchen, was traditionell als „Gang nach Rom“ bezeichnet wird, und läuten erst wieder am Karsamstag. Die Fußwaschung am Gründonnerstag ist ein liturgischer Brauch, der den Mächtigen Demut lehren soll.

Karfreitag ist der Tag, an dem Jesus am Kreuz starb, eine Zeit des Fastens und der Trauer. Die katholische Liturgie umfasst die Schriftlesung über den Tod des Erlösers, gefolgt von der Passion, der Leidensgeschichte Jesu, und dann die Enthüllung des Kreuzes mit dem Trauerschleier. Am Ende der Karfreitagsmesse wird der Altar an einen besonderen Aufbewahrungsort gebracht, alles wird vom Altar heruntergenommen („altar-robbing“), so dass nur die Leuchter und das Kreuz übrig bleiben, um das Leiden Jesu und das Ausziehen seiner Kleider zu symbolisieren.

Am Karfreitag ist eine Prozession üblich, die an die Stationen des Leidenswegs Jesu erinnert. Die heute üblichen 14 Kreuzwegstationen gehen auf die Zeit um 1600 zurück. Am Karfreitag verzichten die Gläubigen auf den Verzehr von Fleisch und dürfen nicht mehr als drei Mahlzeiten zu sich nehmen.

Der Karsamstag – der Tag vor Ostern – steht ganz im Zeichen des Todes von Christus. Er erinnert an den Tag, an dem der Leichnam Christi in einem in den Fels gehauenen Grab lag. Die Auferstehung, wie sie in den Evangelien beschrieben wird, findet bei Sonnenaufgang am Ostersonntag, dem dritten Tag, statt. Die abendlichen Prozessionen, das Entzünden des neuen Feuers in den Kirchen – ein Symbol für Jesus und die Hoffnung – verkünden, dass Jesus auferstanden ist und die Erlösung naht. Am Abend kehren die Glocken aus Rom zurück.

Der Karsamstag markiert das Ende der 40-tägigen Fastenzeit. An diesem Tag war es üblich, beim ersten Glockenschlag in den Garten zu laufen und die Obstbäume zu schütteln, damit die alte Missernte fällt und die neue nicht wurmstichig wird. Für die Weihe des Feuers haben sich viele verschiedene Traditionen und Rituale entwickelt. Seine Asche und Glut wurden aufbewahrt, für Heilzwecke verwendet und in Haus und Feld verstreut.

Am Ostersonntag oder Auferstehungssonntag feiern die Christen den auferstandenen Christus.

Zu diesem Tag gehörte auch die Tradition der Speiseweihe. Die Gläubigen gingen mit einem bedeckten Korb mit Lammfleisch, Brot, Eiern, Schinken und Wein zur Morgenmesse. Es war auch ein Tag der Verbote: kein Fegen, kein Kochen, kein Austreiben und kein Einsperren von Tieren.

Der Ostermontag ist der Tag der Begießung. Er geht auf den vorchristlichen Glauben an die reinigende und fruchtbarkeitsfördernde Kraft des Wassers zurück. Seine Ursprünge liegen in der Taufe und der Legende, dass die alten jüdischen Anführer versuchten, die Frauen von Jerusalem, die die Auferstehung Jesu verkündeten, zum Schweigen zu bringen, indem sie sie mit Wasser übergossen.

Nach dem Volksglauben gingen die Männer um die Häuser und begossen die Mädchen und Frauen mit Wasser, begleitet von verschiedenen Gedichten und Liedern. Als Gegenleistung für das „Tränken“ schenkten die Frauen den Männern rote Eier. Diese Farbe ist ein Symbol der Liebe und des Lebens und der Legende nach tropfte das Blut Christi am Kreuz auf die Eier im Korb einer Frau, die darunter betete, und färbte sie.

Das Ei ist vielleicht das bekannteste Symbol für Ostern, sowohl als wesentlicher Bestandteil des Ostermahls als auch als Dekoration für das Haus. Im Christentum ist es zu einem Symbol der Auferstehung geworden. Dem Gleichnis zufolge hat Christus bei der Auferstehung das in Felsen gehauene Grab geknackt, so wie ein Vogel die Schale des Eies knackt, in dem er liegt.

Lamm Gottes, Porec, Kroatien, Foto: Wikipedia

Das Lamm ist ebenfalls ein uraltes Symbol: Das Passahlamm steht für Jesus Christus und ist mit dem religiösen Grundsatz verbunden, dass Jesus Christus als Opferlamm für die Erlösung der Menschheit gestorben ist. Aus diesem Grund wird Jesus auch heute noch Lamm Gottes genannt.

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Via Hungary Today ; Titelbild: Pixabay