Mit welchen Soldaten haben unsere Väter und Großväter als Kinder gespielt? Welche Spielzeugfiguren aus welchem Land waren am beliebtesten? War Matthias Corvinus bei der Schlacht auf dem Brodfeld (Kenyérmező) anwesend? Dies sind einige der Fragen, die in der neuen Ausstellung im Budapester Geschichtsmuseum (BTM) beantwortet werden.
In der kürzlich eröffneten Ausstellung Kádárs (Spielzeug-)Soldaten werden auf den Feldtischen des BTM Schlachtszenen lebendig, mittelalterliche Burgen, Festungen und das Waffenarsenal des 20. Jahrhunderts gezeigt, und auch die Spielzeugwelt der Kádár-Ära wird heraufbeschworen.
Die Ausstellung ist sicherlich insofern ungewöhnlich, als die Spielzeugsoldaten der Vergangenheit nicht von Museen gesammelt werden. Diese Sammlung ist das Ergebnis einer ernsthaften Recherche: Die ausgestellten Indianer, Soldaten, Spielzeugpistolen, Panzer und Ritterburgen wurden dem Museum von engagierten Sammlern zur Verfügung gestellt.
Die in mehrere Räume unterteilte Ausstellung gibt einen Einblick in den Alltag der Kinder in den 1950er und 1970er Jahren sowie in die Struktur der Gesellschaft und die Entwicklung der Weltpolitik. So produzierte die Sowjetunion zahlreiche und vielfältige Spielzeugsoldaten, die die Grenzen der Fantasie und des Absurden ausreizten, in der Tschechoslowakei stellten die Spielzeugfabriken Ites und Igra nachgebildete Militärfahrzeuge her, in Polen wurden handbemalte Plastikfiguren der verschiedenen Streitkräfte produziert und in Rumänien gab es mehrere hervorragende Spielzeugfirmen. Zumindest bezüglich der Spielzeugfiguren kann man sagen, dass die Länder des Ostblocks den Westen kopiert haben.
Kunststoff veränderte die Spielzeugproduktion grundlegend, aber auch Blech, Textilien und Papier spielten bis in die 1970er Jahre eine wichtige Rolle. Der vorherrschende Trend in den ungarischen Kinderzimmern der 1950er bis 1980er Jahre war der Wilde Westen und seine Accessoires. Die Behörden waren dem „Indianertum“ nicht wohlgesonnen, aber das Land, das durch die Romane von Cooper und Karl May mit dem Wilden Westen vertraut geworden war, gab den Indianerkult nicht auf. Indianerfilme, die in den 1960er Jahren in Europa, insbesondere in Italien, produziert wurden, füllten mühelos die Kinosäle: Es war die Zeit der Westernbegeisterung. In den Ländern des Ostblocks wurden die Menschen durch Legenden unterhalten, die auf lokalen Vorbildern basierten, wie etwa die Figuren des Schriftstellers Thomas Mayne Reid aus dem 19. Jh. Erwähnenswert ist auch der sowjetisch-kubanische Western Der kopflose Reiter unter der Regie von Vladimir Vajnshtok.
Im sozialistischen Ungarn stand die Staatsmacht der Entstehung historischer Figuren oder von Legenden und Mythen, die den Nationalkult zu stärken drohten, im Wege, weshalb zum Beispiel keine Spielzeugfigur des legendären mittelalterlichen Helden Toldi geschaffen wurde. In der Figur des Wilhelm Tell konnten die ungarischen Kinder jedoch ein Vorbild an Mut, Engagement für Gerechtigkeit und Heldentum kennen lernen.
Eines der fesselndsten Spektakel der Ausstellung ist die Schlacht auf dem Brodfeld im Jahr 1479, bei der Paul Kinizsi selbst in seiner Rüstung auf dem Feldtisch steht (König Matthias war übrigens nicht anwesend). Das bewegliche Modell zeigt das Aufeinandertreffen von türkischen und ungarischen Soldaten: Das Spektakel spricht für sich selbst.
Die Ausstellung ist sowohl für Erwachsene, die das ausgestellte Spielzeug bereits kennen, als auch für Kinder, die es zum ersten Mal sehen, ein tolles Erlebnis.
Via kultura.hu Beitragsbilder: BTM Facebook