Wöchentliche Newsletter

Als die Kunst das Leben umarmte: Ausstellung zur ungarischen Sezession eröffnet

Ungarn Heute 2025.04.06.

Budapest erstrahlt im Glanz der Jahrhundertwende, die Ungarische Nationalgalerie (MNG) präsentiert ab Freitag eine umfassende Ausstellung, die die faszinierende Welt der ungarischen Plakatkunst und Objektkultur der Sezessionszeit (1895-1914) beleuchtet.

Unter dem Titel „Die Kunst des Lebens – Sezessionsplakatkunst und Objektkultur in Ungarn“ entführt die Schau, die im Rahmen der Internationalen Kunstwochen Bartók Frühling eröffnet wird, die Besucher in eine Epoche des stilistischen Umbruchs und der kreativen Blüte.

Mehr als 200 Exponate, darunter Meisterwerke der Plakatkunst und Werbegrafik, aber auch Bücher, Zeitschriften, kunstgewerbliche Objekte, Keramiken und Möbel, zeugen von dem umfassenden gestalterischen Anspruch der Sezession,

wurde auf einer Pressekonferenz in Budapest bekannt gegeben.

Annamária Vigh, stellvertretende Generaldirektorin der MNG, betonte das Ziel der Ausstellung, das Genre des Plakats in den Mittelpunkt zu rücken. Gerade die ungarische Plakatkunst habe in der Zeit der Österreichisch-Ungarischen Monarchie international beachtete und bleibende Werke hervorgebracht.

Die Sezession sei das erste große, moderne Stilbestreben gewesen, das in allen Lebensbereichen – von der Architektur über Möbel bis hin zum Kunstgewerbe – seine Spuren hinterlassen wollte,

erklärte die Generaldirektorin. Die Ausstellung enthüllt eine besondere, neuartige urbane Welt, in der die Kunst bereits die lebendige Atmosphäre von Theatern, Kabaretts, Bädern und Sportereignissen einzufangen suchte.

Die Exponate stammen vornehmlich aus der reichen Plakatsammlung der MNG, ergänzt durch Leihgaben der Nationalen Széchényi-Bibliothek, des Museums für Angewandte Kunst und des Kiscelli Museums.

Foto: Zoltán Kocsis/MTI

Károly Mátrai, CEO der MVM Zrt., wies auf den Einfluss der zweiten industriellen Revolution hin, die mit enormen Fortschritten in der Energieerzeugung neue gestalterische Möglichkeiten eröffnete. Künstler konnten nun nicht nur mit natürlichem, sondern dank der öffentlichen Beleuchtung auch mit künstlichem Licht „spielen“.

Kuratorin Anikó Katona hob hervor, dass die Ausstellung rund 120 Plakate von bedeutenden Künstlern wie József Rippl-Rónai, János Vaszary und Károly Ferenczy präsentiert. Neben diesen namhaften Malern werden auch spezialisierte Plakatkünstler wie Géza Faragó, Mihály Biró, Ferenc Helbing und Márton Tuszkay gewürdigt.

Die Schau beleuchtet die Entwicklung des Plakatgenres und seine Anfänge in Ungarn im internationalen Kontext

und zeigt Werke von Größen wie Alfons Mucha, Gustav Klimt, Henri de Toulouse-Lautrec und Koloman Moser.

Die Begleitmaterialien zur Ausstellung erinnern daran, dass das Plakat Ende des 19. Jahrhunderts in den Metropolen Paris und London als neues Genre der urbanen Kultur entstand. Sein Aufkommen war Ausdruck des großstädtischen Lebensgefühls und ein Ergebnis von Massenproduktion und Konsum. Das Plakat war ein durch und durch modernes Phänomen, ein Instrument der Werbung, verstand sich aber von Beginn an auch als hohe Kunst mit eigener Ästhetik, herausragenden Künstlern und einer begeisterten Anhängerschaft.

Die ausgestellten Plakate bewerben eine breite Palette an urbanen Phänomenen – von Zeitungen und Theatern über Kabaretts und Varietés bis hin zu kommerziellen Produkten – und lassen so die Zeit ihrer Entstehung lebendig werden.

Die Ausstellung gibt Einblicke in die Welt der bürgerlichen Haushalte, das pulsierende städtische Nachtleben der Jahrhundertwende, die Atmosphäre der Kaffeehäuser, die Mode und Gewohnheiten der städtischen Frauen, beliebte Freizeitaktivitäten, Kurbesuche und glanzvolle Bälle. Ein zentrales Motiv der Plakate ist die Frau, die in vielfältigen Rollen erscheint – von der selbstbewussten Dame der Gesellschaft bis zur entrückten Muse.

Die bis zum 5. Oktober zugängliche Ausstellung wird von einem ungarisch- und englischsprachigen Katalog begleitet. Wichtige Partner sind das Zentrum für öffentliche Sammlungen des Ungarischen Nationalmuseums (MNMKK), die Nationale Széchényi-Bibliothek (OSZK), das Museum für Angewandte Kunst des MNMKK und das Kiscelli Museum des Budapester Geschichtsmuseums (BMT), während die MVM Gruppe als Hauptsponsor auftritt.

Weltstars machen den Bartók-Frühling zu einem Pflichttermin für Musikliebhaber
Weltstars machen den Bartók-Frühling zu einem Pflichttermin für Musikliebhaber

Im Rahmen des Festivals findet auch die Budapest Ritmo statt, eine der wichtigsten Weltmusikveranstaltungen in der Region.Weiterlesen

via mti.hu, Beitragsbild: Zoltán Kocsis/MTI