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Alt-neue, regierungsnahe Richtung beim Fernsehsender HírTV

Ungarn Heute 2018.08.03.

Am Donnerstag wurde die alt-neue regierungsnahe Führungsriege bekanntgegeben, mehrere Journalisten wurden entlassen. Der neue Chefredakteur hat klar gemacht: nicht nur die Leitung, sondern auch der Inhalt des Fernsehsenders wird sich verändern.  HírTV wurde 2002 gegründet, nachdem FIDESZ die Parlamentswahlen verloren hatte. Bis 2015 war es regierungsnah, als der Besitzer, der Oligarche Lajos Simicska, sich mit dem Ministerpräsidenten öffentlich überwarf.

6. Februar 2015. An diesem Tag hatte Lajos Simicska, der ehemalige beste Freund Orbáns sich mit dem Regierungschef überworfen und ihn unflätig beschimpft. Ab diesem Tag hatten die Medien Simicskas, die vorher Fidesz nahegestanden waren, offen kritisch über die Regierungspolitik berichtet. Nach Orbáns Wahlsieg im April verkündete Simicska, sich aus der Medienwelt zurückziehen zu wollen. Konservative Tageszeitung Magyar Nemzet und das Lánchíd Rádió wurden nur zwei Tage nach Verkündigung des Wahlergebnisses eingestellt. (Es folgte dann das konservative aber regierungskritische Wochenmagazin „Hati Válasz“. Im Juni wurde seine letzte Ausgabe ausgedruckt, seitdem erscheint es nur in elektronischer Form.)

Am Mittwoch kam dann eine erneute Wende: HírTv wurde wieder zu einer Firma, die aus dem Umfeld der Regierungspartei Fidesz stammt. Nach der „Rücknahme“ des Fernsehsenders wurden die kritischsten Journalisten gleich entlassen.  (Darunter Moderatorin Olga Kálmán. Ihre am Abend auf dem Programm stehende Diskussionssendung konnte sie nicht mehr moderieren. Statt der planmäßigen Wiederholung zu Mittag wurde eine Rede von Ministerpräsident Orbán übertragen.)

Laut Medieninformationen kann Tageszeitung Magyar Nemzet auch wieder zu den „Fidesz-Kreisen“ gelangen. Die ist gerade in veränderter und kleinerer Form fortgeführt: ein Teil der Belegschaft betreibt auf eigene Faust die Wochenzeitung Magyar Hang – die Arbeit findet allerdings unter erschwerten Bedingungen statt. Die 23 fixen Mitarbeiter müssen regelmäßig selbst als Straßenverkäufer ihrer Zeitung herhalten. Journalisten arbeiten gerade für einen Mindestlohn, wie Chefredakteur Zsombor György kürzlich dem Magazin HVG berichtete.

Via: zoom.hu, Nóra Halász

 

Obwohl Simicska gleich am 8. April, als Fidesz erneut eine Zwei-Drittel-Mehrheit im Parlament erhielt, entschied, den Kampf gegen Orbán aufzugeben, er machte vor kurzem – Laut der Zeitung „Népszava“ – eine Videoaufnahme, in der er über seine Tätigkeiten mit Orbán erzählt, „in mehreren Exemplaren in sichere Verwahrung“ gebracht – diese sollte veröffentlicht werden, „falls mir etwas zustoßen sollte“.

(Via: rtklub.hu, hvg.hu, index.hu, derstandard.at, kurier.at, APA, Beitragsbild: magyarhang.org)