András Oplatka, schweizerisch-ungarischer Journalist, Historiker, Übersetzer, ist am Mittwochmorgen im Alter von achtundsiebzig Jahren in seinem Haus in Zollikon bei Zürich nach langer, schwerer Krankheit verstorben. Er war einer der Gründer der „Freunde von Ungarn Stiftung“. Die Stiftung ist der Herausgeber der Nachrichtenportale „Hungary Today“ und „Ungarn Heute“.
András Oplatka wurde 1942 in Budapest geboren, er war erst vierzehn Jahre alt, als er 1956 mit seinen Eltern Ungarn verließ. Seine Familie war ausländischer Herkunft, mit tschechischen Wurzeln im väterlichen- und deutschen Wurzeln im mütterlichen Zweig.
Oplatka studierte Germanistik und Geschichte in Zürich und Wien. Obwohl er seine Dissertation über den österreichischen Schriftsteller Grillparzer schrieb, („Aufbauform und Stilwandel in den Dramen Grillparzers“, Lang Verlag, Bern 1970), wurde er kein Literat, weil er sich eher für Mitteleuropa, für die Erinnerung an die ungarische Revolution 1956, für die Gegenwart und Zukunft eines geteilten Europas interessierte.
Von 1968 bis 2006 war er außenpolitischer Redakteur der Neuen Zürcher Zeitung, deren Korrespondent er in Stockholm, Paris, Moskau und Budapest war. Er liebte Budapest sehr, er war ein bekannter Teilnehmer an den lebhaften intellektuellen Treffen und Diskussionen, die den Regimewechsel begleiteten und verfolgten. Er bewahrte seine Ungarischkenntnisse auf brillante Weise, schrieb und las Deutsch in seiner Muttersprache und sprach fließend zahlreiche andere Sprachen. (Ungarisch, Deutsch, Englisch, Französisch, Schwedisch, Italienisch, Russisch.)
Er schrieb zahlreiche Bücher über Ungarns Geschichte (u.a.): Der Eiserne Vorhang reißt. Ungarn als Wegbereiter (1990), Nachrufe auf den Ostblock (1998) Der Mann, der Ungarn schuf (2004), Graf Stephan Széchenyi (2005), Der erste Riss in der Mauer. September 1989 – Ungarn öffnet die Grenze (2009), Die ganze Welt ist ein Orchester. Der Dirigent Adam Fischer (2019), Übersetzung dreier Werke des ungarischen Großgrundbesitzer, Politikers und Autors historischer Romane Graf Miklós Bánffy von Losoncz.
Die Arbeit von Oplatka wurde mehrmals ausgezeichnet (u.a.):
1994 mit der Imre Nagy-Plakette
2001 mit dem „Swiss Baltic Net Prize“
2003 mit dem Eötvös Pressepreis
2004 bekam er in Budapest den ungarischen Humboldt-Preis (Die 1994 gegründete Stiftung der Ungarischen Humboldt- Stipendiaten verlieh diesen Preis für Verdienste um die Verbreitung von Kenntnissen über das Land Ungarn im deutschen Sprachraum zum ersten Mal.)
2012 Lánchíd-Preis
2016 Prima Primissima-Preis
2016 Röpke-Preis für Zivilgesellschaft
seit 2014 war Andárs Oplatka Externes Mitglied der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, und war auch Mitglied des Universitätsrates der Andrássy Universität Budapest.
(Beitragsbild: MTI – Zoltán Máthé)