Die nomadischen Sarmaten dürften im ersten Jahrhundert n. Chr. aus dem Osten in das Karpatenbecken gelangt seinWeiterlesen
Die Archäologen der Eötvös Loránd-Universität (ELTE), des Jazygen-Museums und des Eötvös Loránd-Forschungsnetzwerks haben in Jazygien eine einzigartige archäologische Stätte ausgegraben: das Grab eines römischen Arztes aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. mitsamt seiner kompletten Ausrüstung.
In der ersten Phase der Ausgrabung, die 2022 in der Nähe von Jaßbring (Jászberény) stattfand, wurden zunächst Funde aus der Bronzezeit und der Awarenzeit gemacht, dann wurde die Stätte durch Magnetometeruntersuchungen erforscht, erinnerte Tivadar Vida, Direktor des Instituts für Archäologie der ELTE, am Dienstag auf einer Pressekonferenz in Budapest.
Levente Samu, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut, sagte, dass ein früheres Objekt in den Grabreihen des Awarenfriedhofs gefunden wurde und mehrere Metallgegenstände aus diesem relativ untiefen Grab geborgen wurden.
Bei der Untersuchung der Werkzeuge stellte sich schnell heraus, dass es sich um einen römischen Fund handelt, das Grab eines Arztes aus dieser Zeit, dessen Ausrüstung in zwei Holzkisten neben seinen Füßen lag.
Das Grab war unberührt, abgesehen von einer tierischen Störung, die dazu führte, dass eines der Skalpelle vom Fuß zum Kopf verschoben wurde.
Aus dem Grab wurden Zangen, Nadeln, Pinzetten und hochwertige Skalpelle für chirurgische Eingriffe sowie Reste von Medikamenten ausgegraben. Die Skalpelle aus Kupferlegierung waren mit Silberverzierungen versehen und mit austauschbaren Stahlklingen ausgestattet. Am Knie des Toten befand sich ein Reibstein, der, den Abriebspuren nach zu urteilen, zum Mischen von Kräutern und anderen Medikamenten verwendet worden sein könnte, so Levente Samu. Er wies darauf hin, dass
diese Instrumente die höchste Qualität der damaligen Zeit repräsentieren und unter den damaligen Bedingungen auch komplexe medizinische Eingriffe durchführen konnten.
László Borhy, Archäologe und Rektor der ELTE, wies darauf hin, dass eine derart vollständige medizinische Ausrüstung sowohl innerhalb als auch außerhalb des Römischen Reiches ihresgleichen sucht.
Die Datierung mit Radiokohlenstoff ergab, dass das Grab aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. stammt, der Zeit der Organisation der Provinz Pannonien, sagte er und fügte hinzu, dass die laufenden genetischen Untersuchungen hoffentlich Aufschluss über die Herkunft des Arztes aus der römischen Zeit geben werden.
Benedek Varga, Direktor des Semmelweis-Museums für Medizingeschichte, bezeichnete die Entdeckung eines solchen Artefakts aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. im damaligen „Barbaricum“ als „Weltsensation“.
Bisher wurde nur ein einziges medizinisches Set aus dieser Zeit entdeckt, und zwar in Pompeji, einer der reichsten Siedlungen des Reiches.
Levente Samu sagte, dass das Grab die Überreste eines Mannes im Alter von fünfzig bis sechzig Jahren, ohne Anzeichen von Traumata oder Krankheiten enthielt.
Neben der genetischen Untersuchung sei auch eine Isotopenuntersuchung des Skeletts geplant, die auch Aufschluss darüber geben soll, ob der einstige Arzt aus der Region stammte.
András Gulyás, Archäologe und Museologe des Jazygen-Museums, wies darauf hin, dass diese Periode in Jazygien der Übergang der sarmatischen Bevölkerung vom keltischen zum römischen Zeitalter markieren könnte. Auf der Grundlage der derzeitigen Daten ist nicht klar, ob der in dem Grab bestattete Arzt zur Heilung eines angesehenen lokalen Führers kam oder ein militärisches Manöver der römischen Legionen begleitete, sagte András Gulyás und fügte hinzu, dass neben der Analyse der Funde die Feldausgrabungen an der Stätte fortgesetzt werden.
Via Kultúra Beitragsbild: Jász Múzeum Facebook