Wöchentliche Newsletter

Atemberaubende Geschichte des Luxus-Warenhauses „Corvin Budapest“ verbunden mit der Geschichte einer Familie

Ungarn Heute 2018.11.14.

Wussten Sie welches Warenhaus das älteste in Ungarn ist? Und dass das Gebäude des ehemaligen Luxus-Geschäftes nach dem zweiten Weltkrieg mit hässlichen Aluminium-Deckel verdeckt wurde? Das Corvin-Warenhaus ist nicht nur eines der ältesten, sondern auch eines der bekanntesten Kaufhäuser in Budapest. Das wurde im Jahr 1926 eröffnet. Eigentümer war damals der Hamburger Großkaufmann Max Emden. Das Grundkapital betrug eine Million Pengő. Hier ist die Geschichte nicht nur des berühmten Gebäudes sondern auch einer berühmten Kaufmannsfamilie.

Die Geschichte eines Warenhauses

Das am Blaha Lujza-Platz zentral gelegene Gebäude war ursprünglich im klassizistischen Stil gehalten und wurde nach den Plänen von Zoltán Reiss errichtet. Der figurale Schmuck stammte von Fülöp Ö. Beck und Szigfrid Pongrácz.

Das Warenhaus enthielt ein Restaurant, ein Kaffeehaus und einen Schnellfotografen; es war nicht nur ein Ort des Einkaufs, sondern auch ein Ort der Unterhaltung.

Es gab im Warenhaus sogar Modenschauen und Kunstausstellungen, und man konnte oft unter Live-Musik von seinem Geld „loswerden“. Im vierten Stock wurde auch eine Kinderkrippe für die Kinder der Arbeiter eingerichtet.

Nach dem Weltkrieg und der ungarischen Revolution 1956

1948 übernahm das sowjetische Verwaltungsbüro die Leitung des Geschäfts. Die geringfügigen Schäden wurden schließlich repariert, aber sie brauchten Corvin nicht mehr: so wurde es 1952 an den ungarischen Staat zurückgegeben, und das Gebäude wurde unter dem Namen „Budapest Nagyáruház“ wiedereröffnet.

In der Revolution von 1956 gab es schwere Schäden am Gebäude. Infolgedessen wurde 1968 auf der Seite des Blaha Lujza-Platzes die derzeit sichtbare Aluminiumabdeckung angebracht, die an der verzierten Fassade mehr Schaden angerichtet hat als die vorherigen Kriegsverletzungen.

Nach der Wende 1989

Nach der politischen Wende in Ungarn wurden zahlreiche neue Einkaufszentren in der Hauptstadt gebaut, und das hat das bisher „Alleinherschendes“ Geschäftshaus zugrunde gerichtet. Das Gebäude beherbergt seit 2006 einen Supermarkt, eine Buchhandlung und ein Geschäft mit chinesischem Interesse, während der hintere Bereich und die leeren Räume in verschiedene Kultur- und Gemeindezentren verlegt wurden.

Neugeburt

Im Mai 2018 begannen die Abbrucharbeiten von der Aluminiumabdeckung. Die Restaurierung der Fassade wird vom ungarischen Staat mit 300 Mio. Forint unterstützt.

 

Die Geschichte einer Familie

Die Geschichte des berühmten Warenhauses ist eng mit der Geschichte einer reichen Kaufmannsfamilie verbunden. Max Emden war der Spross einer alteingessenenen Hamburger Kaufmannsfamilie. Seit 1904 war er Teilhaber, später Alleininhaber des bereits 1823 in Hamburg gegründeten Textilhandelsunternehmens M. J. Emden Söhne, das er innerhalb weniger Jahre zu einem international agierenden Handelsunternehmen und Warenhauskonzern ausbaute. Emden erwarb dazu Grundstücke in den Zentren deutscher und ausländischer Großstädte, so unter anderem in Berlin, Potsdam, Chemnitz, Plauen, Stockholm, München und Budapest. Das Unternehmen war beteiligt beziehungsweise betrieb bekannte Kaufhäuser wie etwa das „KaDeWe“ in Berlin gemeinsam mit dem Hauptgesellschafter Adolf Jandorf, das Corvin-Warenhaus in Budapest, das Allas-Warenhaus in Stockholm, das Kaufhaus Oberpollinger in München, das Kaufhaus Poetsch in Hamburg und das Kaufhaus Petersen in Wandsbek.

 

Foto: Max Emden mit seiner Frau

 

Der Millionär lebte ab 1933 vorwiegend auf seinem Besitz im Kanton Tessin, weil er wegen seiner jüdischen Herkunft in Deutschland verfolgt wurde.

 

Foto: Villa Emden, Brissago-Inseln, Schweiz, Via: wikipedia.org

 

Aufgrund wirtschaftlicher Not, ausgelöst durch die gegen sein Vermögen in Deutschland gerichteten Maßnahmen, Zwangsverkäufe und „Arisierungen“ von Grundstücken und Betriebsteilen, begann Emden ab 1938 mit dem Verkauf seiner in die Schweiz verbrachten Kunstwerke, darunter mehrere Gemälde des Venezianers Bernardo Bellotto, die in die Sammlung Adolf Hitlers gelangten und von denen sich zwei Gemälde, deren Restitution von den Erben Emdens verlangt wird, bis heute im Besitz der Bundesrepublik Deutschland befinden.

Die Nachkommen wurden in Hamburg bzw. in Chile sesshaft. Selbst der Enkel von Max Emden besuchte Budapest und das Warenhaus mehrmals, laut ihm hat der Großvater „sehr viel Schönes“ über die Stadt erzählt.

(Weiteres: https://de.wikipedia.org/wiki/Max_Emden)

(Via: 24.hu, wikipedia.org, jozsefvaros.hu)