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Atlantis – Ausstellung zeigt die „kleinen Welten“ untergegangener Dörfer Mitteleuropas

MTI - Ungarn Heute 2024.10.17.

Derenk

Bilder und Gegenstände erzählen in einer neuen Ausstellung, die am Donnerstag im Ethnografischen Museum des Janus Pannonius Museums in Fünfkirchen (Pécs) eröffnet wird, die Geschichte verschwundener oder sterbender Siedlungen.

Die internationale Ausstellungsreihe Atlantis – Kleine Welten entstand dank Forschern aus Ungarn, Rumänien, Serbien, Kroatien, Slowenien und Deutschland, die Dörfer besuchten, die vom Aussterben bedroht sind oder aufgelöst wurden, mit ihren ehemaligen Bewohnern sprachen und Geschichten, Gegenstände und Fotos sammelten, heißt es in einer Pressemitteilung des Museums.

Die Gegenwartsfotos wurden während einer tausende von Kilometern langen Reise im Frühjahr 2024 aufgenommen, ebenso wie die Tonaufnahmen, aus denen die Klanginstallationen zu den Ausstellungen entstanden sind.

Die Recherchen für die ungarische Ausstellung wurden von einem Historiker aus Neusatz (Újvidék, Novi Sad), Forschern der Universität Fünfkirchen und dem Museum für Völkerkunde in Budapest durchgeführt.

Was ungarische Dörfer betrifft, so werden Geschichten aus Dolina (Komitat Tolnau/Tolna), Korpád bzw. Gyűrűfű (Komitat Branau/Baranya), Derenk in Nordungarn und Terján (Wojwodina) vorgestellt.

Wie aus der Pressemitteilung hervorgeht, begann der Niedergang von Dolina im Jahr 1946 mit der Verschleppung eines Teils der Deutschen. Das Dorf wurde umgepflügt, und erst 2022 wurde es durch die Entdeckung der Kapellenglocke wieder ins öffentliche Bewusstsein gerückt.

Korpád wurde in den 1970er Jahren als „nicht entwicklungsfähiges Dorf“ zum Tode verurteilt. Der Ort ist heute von einem Wald mit einer reichen Tierwelt bedeckt, die Häuser sind verschwunden, die letzten Zeugen der menschlichen Besiedlung sind die verwilderten Obstbäume. Ein ehemaliger Einwohner erzählt über sein Dorf.

Auch Gyűrűfű verschwand im Zuge der Siedlungspolitik der 1970er Jahre. Die Geschichte des „weggefegten Dorfes“ ist wohlbekannt und war in der damaligen Presse zu lesen. Gyűrűfű wurde als Öko-Dorf wiederbesiedelt, und die Ausstellung erzählt die Geschichte der alten und der neuen Ortschaft.

Derenk, das von Goralen, einer polnischen Minderheit, bewohnt war, wurde nach dem Ersten Weltkrieg zu einem Grenzdorf und verlor seine traditionellen kulturellen und wirtschaftlichen Verbindungen. Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Gebiet in ein Wildschutzgebiet umgewandelt, und die Einwohner wurden ausgesiedelt. Heute ist das Dorf ein wichtiger Gedenkort der polnischen Minderheit in Ungarn.

Terján in der Vojvodina wurde in den 1950er Jahren aufgelöst. Die ungarische Bevölkerung, die im Tabak- und Blumensamenanbau tätig war, zog in einem Block in das benachbarte Csóka (Čoka, Tschoka), wobei sie ihre „Terjáner“-Identität beibehielt.

Was Rumänien anbelangt erzählt die Ausstellung die Geschichten der von Türken bewohnten Insel Ada-Kaleh, die beim Bau des Kraftwerks Eisernes Tor überflutet wurde, vom langsam sterbenden Magyarherepe (Herepea, Ungarisch Härpen), von Lindenfeld (Banater Bergland), das einst von Deutschböhmen bewohnt wurde, und von Geamăna (Szászavinc), das im Pochschlamm des Speicherbeckens einer nahe gelegenen Kupfermine ertrinkt.

Weitere Geschichten betreffen Dörfer in Serbien, Kroatien und Slowenien, welche die Umwälzungen der Kriege, Vertreibungen, Verfolgungen und Naturkatastrophen nicht überstehen konnten.

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Via MTI Beitragsbild: Bubenkó Gábor/Wikipedia