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Da die Ungarn ein sehr innovatives und erfinderisches Volk sind, mit zahlreichen Nobelpreisträgern und Erfindungen, von denen zumeist nicht bekannt ist, dass sie von Ungarn stammen, ist es kaum verwunderlich, dass auch bei der Entwicklung des Dieselmotors ein Ungar seine Hand im Spiel hatte. Dr. Ferenc Anisits, der auch als „Diesel-Papst“ bekannt ist, erzählt gegenüber dem ungarischen Autoportal automotor.hu über sein Leben.
Die ungarische Staatspräsidentin Katalin Novák verlieh am Nationalfeiertag am 15. März den Széchenyi-Preis an Dr. Ferenc Anisits in Anerkennung seiner Weltklasseleistungen bei der Entwicklung von Dieselmotoren sowie seine innovative und erfolgreiche Ingenieursarbeit.
Dr. Ferenc Anisits wurde am 23. Dezember 1938 in Szolnok geboren. Er schloss 1962 sein Studium als Agraringenieur an der Technischen Universität Budapest ab und promovierte 1973 an der Technischen Universität Braunschweig. Im Interview erzählt er, dass er als kleines Kind die Grausamkeiten des Zweiten Weltkriegs erlebte, seine Tage in Luftschutzkellern verbrachte sowie die deutsche und russische Besatzung miterlebte. Später, so erzählt er, wurde er von seiner 1956-er Vergangenheit eingeholt, weshalb er nach Deutschland auswanderte, wo er ohne Sprachkenntnisse oder Unterstützung und durch berufliche Selbstbildung die Herausforderungen bewältigte. Nachdem er an der Universität Braunschweig promovierte führte ihn sein beruflicher Weg in die Schweiz, wo er fünf Jahre lang als Entwicklungsleiter tätig war. Danach zog er wieder nach Deutschland, nach Mannheim, und arbeitete fast zwanzig Jahre lang als Leiter des Dieselentwicklungs- und Forschungszentrums von BMW.
Über sich selbst gibt Anisits zu, dass er zwar keine herausragenden Talente hätte, jedoch verfüge er über
ein breites Spektrum an Interessen, Wissensdurst, einen systematischen, strukturierten und nüchternen Verstand, eine gute Belesenheit, Sportsgeist und einen starken Glauben“.
Er erklärt, dass Teamarbeit für seine Erfolge bedeutend war, jedoch sei es keine leichte Aufgabe gewesen, „ein Team von einem halben Hundert Leuten, die von der Straße rekrutiert wurden, die meisten von ihnen Österreicher, in ein Spitzenteam unter einem ungarischen Manager zu verwandeln“.
Auf die Frage, wo er sich zuhause fühlt, sagt er, dass für ihn immer noch seine Heimatstadt Szolnok die Heimat bedeutet. Er erinnert sich an seine christliche Gemeinde, wie sein Interesse für Dampflokomotiven erwachte und an die wilde Küste der Theiß. Er erklärt, dass sich die Stadt im Laufe der Zeit von aus Lehm gebauten Häusern zu einer immer schöner werdenden und lebenswerten Metropole entwickelt hat.
Ihm gefalle jedoch nicht, dass
durch die schrittweise Amerikanisierung der westlichen Welt seit den 1990er Jahren an die Stelle der Zivilisation ein Sandkasten des Individualismus getreten ist, in dem der Einzelne wie ein Sandkorn in seinen Beziehungen lockerer, isolierter, verlassener, wurzelloser und sozial gespaltener geworden ist.
Die Menschen sind von den Plänen anderer abhängig, leben in chronischer Passivität und lassen sich in einem ständigen Zustand des Pessimismus treiben.“
Auf die Frage, was er als Ingenieur und Naturwissenschaftler von der globalen Erwärmung oder den erneuerbaren Energien hält, sagt er, dass die Klimawissenschaft eine objektive Wissenschaft sei, die globale Erwärmung jedoch unbestreitbar sei. Ihm zufolge sei es richtig, trockenheitstolerante Pflanzen zu entwickeln und Wasserreservoirs zu bauen und man sollte sich auf die Nutzung der Geothermie konzentrieren. Der technologische Übergang zum neuen System sei jedoch eine sehr anspruchsvolle und komplexe Aufgabe.
Titelbild: BMW Group