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Die österreichisch-ungarischen Wirtschaftsbeziehungen haben eine lange Geschichte, die auf geographischer Nähe und historischer Koexistenz beruht. Auch für Ungarn ist der westliche Nachbar seit langem ein Beispiel für Entwicklung. Die Oeconomus Stiftung für Wirtschaftsforschung, ein kapitalbasiertes Institut für Wirtschaftsforschung und -analyse, hat zu diesem Thema eine Untersuchung durchgeführt.
Die Präzision und das Bewusstsein, die österreichische Unternehmen auszeichnen, sind auch für ungarische Unternehmen von Vorteil, ihr finanzieller Hintergrund schafft Verlässlichkeit, und es ist selten, dass ein österreichisches Unternehmen Konkurs anmeldet, selbst auf dem heimischen Markt. Dabei spielt auch das heimische Umfeld eine Rolle, das dazu beigetragen hat, ein stabiles Umfeld für ausländische Unternehmen, die in unser Land kommen, zu schaffen.
Ausländisches Kapital ist seit langem ein entscheidender und wichtiger Faktor für die wirtschaftliche Entwicklung Ungarns. Die Zunahme ausländischer Investitionen seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eröffnete der ungarischen Wirtschaft, die bis dahin hauptsächlich auf die Landwirtschaft ausgerichtet war, die Möglichkeit, den Weg der Industrialisierung einzuschlagen. Die Anwesenheit österreichischer Investoren spielte in diesem Prozess eine Schlüsselrolle, die sich sowohl aus der geografischen Nähe als auch aus dem dualistischen System der historischen österreichisch-ungarischen Monarchie ergab.
Auch heute noch ist Österreich eine der wichtigsten Kapitalquellen in Ungarn, mit österreichischen Tochtergesellschaften in vielen Sektoren.
Das ausländische Kapital in der heimischen Wirtschaft nahm seit 1848 stetig zu, mit einem hohen Anteil an österreichischem Kapital. Der wichtigste Sektor, in den das Kapital floss, war die Entwicklung der Infrastruktur, insbesondere der Eisenbahnbau, der zu einem wichtigen Bestandteil der weiteren wirtschaftlichen Entwicklungsmöglichkeiten wurde.
Neben dem Eisenbahnbau war der andere wichtige Transportsektor die Flussschifffahrt. Auch in diesem Sektor hatte österreichisches Kapital Einfluss. Nach der Gründung der Ersten Donaudampfschifffahrtsgesellschaft (DGT) im Jahr 1829 betrieb sie ab 1831 einen regelmäßigen Personen- und Güterverkehr zwischen Pest und Wien und ab 1845 auch zwischen Wien und Buda. Auch die Zahl der Banken und Sparkassen stieg stetig, zu denen die wichtigste der Creditanstalt-Bankverein, mit Sitz in Wien, zählte.
Die Reorganisation während des Ersten Weltkrieges und der Übergang zur Kriegswirtschaft sowie der Zusammenbruch der österreichisch-ungarischen Monarchie verhinderten weiteres Wachstum und Investitionen. Die durch den Vertrag von Trianon verursachten Verluste an Territorium, Bevölkerung und Infrastruktur machten es noch schwieriger, ausländisches Kapital anzuziehen. Auch die Tatsache, dass Ungarn den Krieg auf der Seite der Verliererstaaten beendete, ließ keine Hoffnung auf eine Fortsetzung der bisherigen wirtschaftlichen Entwicklung aufkommen.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde der bis dahin dominierende Anteil des österreichischen Kapitals im Land drastisch reduziert. Diese Veränderung machte sich vor allem im Finanz- und Bankensektor bemerkbar.
Bis 1940 flossen die meisten ausländischen Kapitalinvestitionen in den Industrie-, Bank- und Finanzsektor. Die zuvor vielfältigen österreichischen Investoren gingen zurück und konzentrierten sich hauptsächlich auf die verarbeitende Industrie. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann die Zahl der ausländischen, vor allem westlicher Unternehmen infolge der Verstaatlichungswelle wieder stark zu sinken.
Erst die Krisen der 1970er Jahre und die wachsende Auslandsverschuldung führten zu einem Richtungswechsel wirtschaftspolitischen Entscheidungen. Dies führte zum Wiederaufleben westlicher Kapitalinvestitionen im Land ab 1988. Die wichtigsten Investoren in dieser Zeit waren Deutschland, die USA und Österreich.
Nach der Wende wurde es möglich, eine offene Wirtschaft aufzubauen, in der ausländisches Kapital, einschließlich österreichisches, eine zunehmend wichtige Rolle spielte.
Sie trugen dazu bei, eine Unternehmensorganisation und Produktion nach westlichem Vorbild in Ungarn einzuführen.
Zur Zeit der Wende zog vor allem der Dienstleistungssektor mit einem Anteil von 59 % an den gesamten ausländischen Direktinvestitionen eine beträchtliche Menge an. Die wichtigsten Wachstumsbereiche des Sektors waren Finanzdienstleistungen, Beratung und Versicherungen, wobei österreichische Unternehmen erneut eine herausragende Stellung einnahmen. Eines der ersten Unternehmen, das 1987 in den ungarischen Markt eintrat, war die Unicbank, damals noch unter dem Namen Raiffeisen Bank bekannt, die 1997 auf den Markt kam. Ebenfalls 1997 kamen die Erste Bank und die Vienna Insurance Group, zu der eine Reihe von Versicherungsgesellschaften gehören, nach Ungarn.
Die österreichischen Investitionen in der verarbeitenden Industrie, auf die 1997 39 % der gesamten ausländischen Direktinvestitionen entfielen, haben ebenfalls zugenommen. In den 1990er Jahren traten das Bauunternehmen STRABAG, Wienerberger und der Papierkonzern Prinzhorn in den ungarischen Markt ein. Die österreichischen Interessen in Ungarn wurden nach der Jahrtausendwende weiter ausgebaut: Anfang der 2000er Jahre traten die Bau-Holding im Bausektor, Wopfinger im Betonsektor und Rossi Biofuel, ein Biokraftstoffhersteller, in den Markt ein.
Im Bereich der Immobilienentwicklung betrat Immoeast, eines der bekanntesten österreichischen Unternehmen, Anfang der 2000er Jahre ebenfalls den ungarischen Markt. Sie ist ebenfalls ein wichtiger Akteur im Kraftstoffvertrieb und ein unverzichtbarer Akteur im heimischen Kraftstoffnetz, der seine Wurzeln in Österreich hat. Die OMV begann ihre Expansion in Ungarn im Jahr 1991 und erreichte bis 2021 einen Marktanteil von 9,9%. Ein wichtiger Akteur im Einzelhandel war der Baumarkt BauMax, der ebenfalls in den 2000er Jahren entstand.
Heute sind die meisten Unternehmen österreichischer Herkunft in Ungarn in der Baubranche und im verarbeitenden Gewerbe tätig. Auch die österreichische Präsenz im Banken-, Kredit- und Versicherungssektor ist seit den 1990er Jahren unverändert hoch:
Ende 2020 waren mehr als 180 österreichische Banken und Kreditinstitute in Ungarn tätig, die zusammen eine Bilanzsumme von 7 086 Milliarden Forint (19 Mrd Euro) aufwiesen.
Von den in Ungarn tätigen österreichischen Versicherungsunternehmen verzeichnete die Union Vienna Insurance Group im Jahr 2021 gebuchte Bruttobeiträge in Höhe von 117 551 Millionen Forint (310 Mio Euro), während die Uniqa Biztosító Zrt. mit 81 025 Millionen Forint (214 Mio Euro) abschloss.
Die Präsenz des österreichischen Kapitals in der ungarischen Wirtschaft ist in vielerlei Hinsicht entscheidend. In den letzten rund dreißig Jahren hat sich der Anteil der Nachbarländer neben dem Deutschlands, der Niederlande und der USA noch weiter erhöht. Die Diversifizierung der ausländischen Direktinvestitionen in Ungarn ist aus einer Reihe von Gründen wichtig, aber ebenso wichtig ist die Aufrechterhaltung der erfolgreichen Verbindungen, die in der Vergangenheit bestanden haben.
Oeconomus fasst zusammen, dass österreichische Investitionen es Ungarn ermöglicht haben, die industrielle Entwicklung anzukurbeln. Somit tragen in österreichischem Besitz befindliche Unternehmen wesentlich zum Strukturwandel der heimischen Industrie, zum Wachstum der ungarischen Exporte und zum Anstieg der Löhne bei.
Via oeconomus.hu, Beitragsbild: pixabay