Die Vereinbarung von MOL gewährleistet die Versorgungssicherheit für Ungarn und die Slowakei.Weiterlesen
Im August diesen Jahres kündigte ein Berater des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in einem Interview an, dass die Ukraine die Druschba-Pipeline ab dem 1. Januar 2025 stilllegen werde. Die ukrainische Seite hat seitdem zu diesem merkwürdigen Vorfall geschwiegen, bis vor vor ein paar Tagen eine Erklärung des staatlich ukrainischen Energiekonzerns Naftogaz in der ukrainischen Presse veröffentlicht wurde, wie Világgazdaság berichtet.
Die Druschba-Pipeline ist eine lebenswichtige Infrastruktur zur Versorgung Ungarns mit Öl. Sie verläuft durch die Ukraine, und Ungarn und der Slowakei wurde für ihre Nutzung eine besondere Ausnahme von den EU-Sanktionen gewährt. Einer der Zweige der Druschba-Pipeline aus Russland führt von der Ukraine nach Ungarn, die Druschba II-Pipeline, die Százhalombatta, Komitat Pest, mit einer Kapazität von 7,9 Millionen Tonnen Öl pro Jahr versorgt. Der andere Zweig, Druschba I, führt in die Slowakei und dann in die Tschechische Republik. Sie versorgt die Raffinerie Bratislava von Slovnaft, einem Unternehmen der MOL-Gruppe.
Als die Ukrainer im Hochsommer die Druschba-Pipeline abschalteten – nur die Lieferungen der russischen Lukoil waren untersagt – bedeutete dies allein einen Verlust von 1,1 Millionen Barrel Öl pro Monat. Diese Menge fehlt nicht nur auf dem ungarischen, sondern auch auf dem slowakischen Markt. In Ungarn ist die Donau-Raffinerie (DuFi) und in der Slowakei die Raffinerie Bratislava (beide im Besitz von MOL) der Endpunkt der Druschba-Pipeline. Als Faustregel gilt, dass früher etwa zwei Drittel des in beiden Anlagen verarbeiteten Öls russischen Ursprungs waren.
Es ist auch bekannt, dass DuFi eine Raffineriekapazität von 165.000 Barrel Öl pro Tag oder 8,1 Millionen Tonnen pro Jahr hat und damit eine der größten Raffinerien in der mittel- und osteuropäischen Region ist,
so das Portal.
„Ab dem 1. Januar nächsten Jahres wird die Ukraine die Druschba-Ölpipeline stilllegen. Die Entscheidung ist nun offiziell“, teilte Mihajlo Podoljak, ein Berater des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, im August in einem veröffentlichten Interview mit. Weder MOL noch die ungarische Regierung wurden zuvor über diese Entscheidung in Kenntnis gesetzt.
Einige Stunden nach Bekanntwerden der Äußerung Michail Podoljaks über die komplette Stilllegung der Druschba-Pipeline gab der Berater des ukrainischen Präsidenten eine neue Erklärung ab in der es hieß, dass die Ukraine bereit sei, ihre Verpflichtungen für den Transit von russischem Öl bis zum Auslaufen der entsprechenden Verträge zu erfüllen. Der eklatante Unterschied der beiden Erklärungen wurde seitdem von ukrainischer Seite nicht kommentiert.
Wie auch wir berichteten, gab MOL Anfang September bekannt, dass es Vereinbarungen mit Öllieferanten und Pipelinebetreibern unterzeichnet habe, um den kontinuierlichen Transport von Öl über die Druschba-Pipeline von Russland durch Weißrussland und die Ukraine nach Ungarn und in die Slowakei zu gewährleisten.
Am 4. Oktober erschien in der ukrainischen Presse eine Erklärung von Naftogaz, einem staatlich ukrainischen Mammutunternehmen, das sich mit der Förderung, dem Transport und der Verarbeitung von Erdgas und Erdöl befasst und daher absolut kompetent ist, wenn es um die Vorgänge an der Druschba-Pipeline geht, wie Világgazdaság erfahren hat. In dem Artikel mit dem Titel Wir halten den Vertrag ein heißt es zu Beginn, dass der Öltransitvertrag zwischen UkrTransNafta – ebenfalls ein ukrainisches Staatsunternehmen, das den Öltransport durch das ukrainische Pipelinenetz verwaltet – und dem russischen Unternehmen Transneft bis zum 1. Januar 2030 gültig ist.
Dieser Vertrag kann im Hinblick auf die Verpflichtungen aus dem Assoziierungsabkommen zwischen der Ukraine und der EU nicht gekündigt werden,
heißt es in der Erklärung von Naftogaz.
Für Ungarn ist das eine durchaus beruhigende Nachrichten und diese Veröffentlichung scheint darauf hinzudeuten, dass die Ukraine sich nach eigenen Angaben dazu verpflichtet, bis 2023 den Transport über die Druschba-Pipeline zu sichern. Die Erklärung von Naftogaz ist auch deshalb wichtig, da sie hoffentlich künftige Störungen, wie sie am Ende des Sommers auftraten, aus dem Weg räumen wird, so Világgazdaság abschließend.
via vg.hu, Beitragsbild: pixabay