Am Jahrestag des ungarischen Volksaufstandes von 1956 ziehen ein linker Kommentator und sein rechter Kollege diametral entgegengesetzte Lehren aus den Geschehnissen für die Gegenwart. Presseschau von budapost.de.
In Népszava beschreibt Lajos Köteles die Revolution des Jahres 1956 als eine ursprünglich friedliche Bewegung, die in der Folge umkämpft und „zeitweise gewalttätig“ geworden sei. Er weist auch darauf hin, dass sie sich gegen den gewaltsam aufgezwungenen Sozialismus stalinistischer Prägung gerichtet habe. „Tatsächlich wurde Jahrzehnte später ein freierer und auf den Besonderheiten Ungarns beruhender Sozialismus möglich, der das Land in vielen Bereichen erfolgreich machte.“ Mit Blick auf das heutige Ungarn meint Köteles, es läge in seinem besten Interesse, der Europäischen Union zu vertrauen, da Ungarn globale Probleme wie die Massenmigration und die Gefährdung der Umwelt nicht allein bewältigen könne.
György Pilhál von Magyar Nemzet erinnert im Gegensatz dazu daran, dass die kurzlebige Freiheit, die die Ungarn im Herbst 1956 genossen hätten, das Ergebnis furchtloser bewaffneter Kämpfe mit den eingreifenden sowjetischen Truppen gewesen sei. Der Kommentator empfindet es als nicht hinnehmbar, dass sich die Erben des kommunistischen Regimes als Unterstützer der von ihren Vorgängern niedergeschlagenen Revolution ausgeben würden. Zu ihnen zählt er etwa die heutige Oppositionspolitikerin Klára Dobrev als Enkelin von Antal Apró, einem prominenten kommunistischen Führer vor, während und nach 1956. Die wichtigste Lehre, die Pilhál aus den Ereignissen vom Herbst 1956 zieht, besteht im absoluten Wert von Freiheit und Unabhängigkeit, den er heute durch die „im Sold des Auslands stehenden Liberalen“ gefährdet sieht.
Foto: MTI/Kovács Tamás