Ein Rabbi begrüßt die Courage von Zoltán Pokorni, Bürgermeister des XII. Budapester Stadtbezirks, sich seiner Familiengeschichte zu stellen und offen über die Rolle seines Großvaters bei der Ermordung von Juden im Zweiten Weltkrieg zu sprechen. Presseschau von budapost.de.
Zoltán Pokorni, früherer Fidesz-Vorsitzender und gegenwärtig Bürgermeister des XII. Stadtbezirks von Budapest, hatte erst kürzlich erfahren, dass sein Großvater 1944 an der Ermordung von Juden beteiligt war. Während einer Gedenkveranstaltung für die Opfer des Holocaust sprach Pokorni unter Tränen über die Verbrechen seines Großvaters. Dabei unterstrich er, dass sowohl Täter als auch Opfer Ungarn gewesen seien und die Ermordung von ungarischen Juden als Teil der ungarischen Geschichte betrachtet werden sollte. Jene, die sich an der Ermordung von Juden beteiligt hätten, könnten nicht freigesprochen werden, indem man die Verantwortung für die Schrecken auf die Besetzung des Landes durch Nazi-Deutschland schiebe. Darüber hinaus hat Pokorni angeordnet, den Namen seines Großvaters von einem Denkmal für die Opfer des Zweiten Weltkriegs zu entfernen.
In einem Beitrag für Index lobt Rabbi Zoltán Radnóti den Bezirksbürgermeister dafür, die Beteiligung seines Großvaters an der Ermordung Budapester Juden unter der Nazi-Besatzung Ungarns öffentlich gemacht zu haben. Dabei stimmt er mit Pokorni überein, dass der ungarische Holocaust Teil der nationalen Geschichte sei. Auch begrüßt er Pokornis Bemühungen, sich seiner Familiengeschichte zu stellen und die Beteiligung seines Großvaters an schrecklichen Verbrechen anzuerkennen. Sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen und die gemeinsame ungarische Identität von Opfern und Tätern zu betonen, ermögliche Versöhnung und stärke die nationale Solidarität, so der Rabbi.
(Via: budapost.de, Beitragsbild: