Ein linksliberaler Autor evaluiert die Chancen von Klára Dobrev, auch die zweite Runde der Oppositionsvorwahlen zu gewinnen und dann im April 2022 den Fidesz möglicherweise zu besiegen. Ein regierungsfreundlicher Kolumnist glaubt, dass die Vorwahlen dazu beigetragen haben, Ferenc Gyurcsánys Kontrolle über die Linke zu festigen.
Bei den Vorwahlen der Opposition hat Klára Dobrev von der Demokratischen Koalition in 85 der 106 Wahlbezirke den ersten Platz belegt und damit die erste Runde gewonnen (siehe BudaPost vom 1. Oktober). Péter Márki-Zay, der 20,4 Prozent der Stimmen erhielt und den dritten Platz belegte, deutete an, dass er sich zurückziehen und in der zweiten Runde Gergely Karácsony unterstützen könnte.
In einem Beitrag für Heti Világgazdaság schätzt Tibor Lengyel die Chancen von Klára Dobrev ein, den Fidesz im April 2022 zu besiegen. Der linksliberale Analyst weist darauf hin, dass Dobrev auf dem Land einen erdrutschartigen Sieg errungen, in Budapest jedoch verloren habe. Dort sei sie in mehreren Bezirken nicht nur von Gergely Karácsony, sondern auch von Péter Márki-Zay geschlagen worden. Dobrev sei zwar die polarisierendste und am heftigsten abgelehnte Kandidatin der Linken, aber als Frau könnte sie Wähler anziehen, die die „männlich-chauvinistische“ Rhetorik der Regierungsparteien satt hätten, so Lengyel. Zudem glaubt er, dass Dobrevs fundierte Englischkenntnisse und ihre Erfahrung im Europaparlament ihr einen gewissen Vorteil gegenüber Karácsony verschaffen könnten – ebenso wie das starke Netzwerk der Demokratischen Koalition. Lengyel ist der Überzeugung, dass Dobrevs kompromissloser Ton und ihre Entschlossenheit Wähler anziehen könnten. Jedoch werde sie sich auch über die Verwicklung ihrer Familie in die kommunistische Diktatur und die Beteiligung ihres Ehemanns Ferenc Gyurcsány an den Straßenunruhen aus dem Jahr 2006 äußern müssen.
Ferenc Brém-Nagy erkennt in der ersten Runde der Oppositionsvorwahlen einen entscheidenden Sieg für Ferenc Gyurcsány, mit dem dieser seine Führungsrolle bei der Linken weiter festigen könnte. Der regierungsfreundliche Kolumnist von Magyar Hírlap notiert, dass Gyurcsány die Linke atomisiert und gespalten und sie in diesem Zustand belassen habe – und zwar solange, bis er zur lautesten Stimme innerhalb der Opposition avanciert sei sowie die im Laufe des letzten Jahrzehnts ihrer Identität beraubten Linksparteien mit sich selbst als Speerspitze habe vereinigen können. Gleichzeitig stellen die Vorwahlen in den Augen von Brém-Nagy eine vernichtende Niederlage für Momentum und Jobbik dar, mit dem Ergebnis, dass Ferenc Gyurcsány die Linke nun noch stärker beherrsche.
(via Budapost.de, Beitragsbild: MTI/Attila Kovács)