Regierungsfreundliche Kommentatoren nehmen die Drohung des ehemaligen Ministerpräsidenten Ferenc Gyurcsány für bare Münze, vergleichen ihn mit früheren kommunistischen Schlächtern und stellen seine Zurechnungsfähigkeit in Frage.
In einer Rede vor dem Parlament am Mittwoch hat der Vorsitzende der Demokratischen Koalition der Regierung einen falschen Umgang mit der Corona-Pandemie vorgeworfen. Dadurch sei sie für den Tod von Hunderten von Bürgern verantwortlich. Wörtlich sagte Gyurcsány: „Es wird keine Gnade geben.“ Die gegenwärtig Verantwortlichen würden bei einem Sieg der Opposition bei den Parlamentswahlen im nächsten Jahr im Gefängnis landen, so der DK-Chef.
In einem wütenden „offenen Brief“ an Gyurcsány nennt Zsolt Bayer den DK-Vorsitzenden die perfekte Verkörperung des „moralischen Irrsinns“, nimmt aber seine Drohung ebenso ernst wie die Möglichkeit, dass die Opposition die nächsten Wahlen gewinnt. In dem in Magyar Nemzet veröffentlichten Schreiben warnt Bayer Gyurcsány davor, einen drohenden Ton anzuschlagen und macht ihn darauf aufmerksam, dass drei Millionen Fidesz-Anhänger nicht untätig bleiben würden, falls diese Drohungen wahr werden sollten.
In Magyar Hírlap vergleicht Károly Bán Gyurcsány mit Tibor Szamuely, dem Hauptverantwortlichen für den roten Terror unter der ersten kommunistischen Diktatur in Ungarn 1919. Die Leute, die der DK-Chef ins Gefängnis bringen würde, seien diejenigen, die Ungarn eine europäische Spitzenposition in Bezug auf die Corona-Impfquoten gesichert hätten. Folglich würde die für sie vorgesehene Bestrafung nur denselben Hass widerspiegeln, der Szamuely & Co. 1919 motiviert habe. Im Gegensatz dazu listet Bán eine Reihe von Verfehlungen Gyurcsánys während seiner Amtszeit als Ministerpräsident der Jahre 2004 bis 2009 auf, nach denen er keine einzige Stunde im Gefängnis verbracht habe.
(via budapost.de, Beitragsbild: MTI/Szilárd Koszticsák)