Obwohl die erste Runde der Vorwahlen der Opposition am Freitag endete, ist noch nicht klar, wer der Kandidat für das Amt des Ministerpräsidenten sein wird.Weiterlesen
Während Parteiprominenz der Demokratischen Koalition sowie der Jobbik-Vorsitzende den Bürgermeistern von Budapest und Hódmezővásárhely vorwerfen, sie wollten das Ergebnis der ersten Runde der Vorwahlen der Opposition umkehren, erinnert ein linker Analyst daran, dass Bündnisse in einer zweistufigen Wahl ganz normal seien. Ein ehemals Jobbik nahestehender Kommentator verurteilt die Partei für deren Zusammengehen mit Ferenc Gyurcsánys Demokratischer Koalition (DK).
Am Freitag einigten sich Gergely Karácsony, der in der ersten Runde der Vorwahl zur oppositionellen Spitzenkandidatur den zweiten Platz belegt hatte (siehe BudaPost vom 2. Oktober), und der Überraschungsdritte, Péter Márki-Zay, darauf, dass einer von ihnen zurücktritt, um zu verhindern, dass die DK-Kandidatin Klára Dobrev zur Herausforderin von Regierungschef Viktor Orbán avanciert. Beide halten es für unwahrscheinlich, dass die Politikerin die Opposition zum Sieg führen könne. Die DK-Spitze reagierte verärgert und beschuldigte beide Männer, hinter den Kulissen ein Komplott geschmiedet zu haben. Jobbik-Chef Péter Jakab warf den beiden Bürgermeistern vor, gegen einen Dritten zu intrigieren.
Auf Jelen erinnert Chefredakteur Zoltán Lakner seine Leser daran, dass Jobbik und die Demokratische Koalition vor der ersten Runde der Vorwahlen vereinbart hätten, in den einzelnen Wahlkreisen nicht gegeneinander anzutreten. Beide hätten die meisten Kandidaten durchgebracht, die bei den Wahlen im nächsten Jahr gegen den Fidesz antreten könnten. Es sei daher unlogisch, dass sie gegen ein ähnliches Vorgehen der beiden Bürgermeister protestieren sollten. Lakner findet nichts Unlauteres daran, Allianzen zwischen den beiden Wahlgängen zu schließen.
Gábor Balogh wirft dem Vorsitzenden von Jobbik vor, seine letzten noch verbliebenen Prinzipien aufgegeben zu haben, als er das Schicksal seiner Partei mit der Demokratischen Koalition verknüpft habe. (Im Jahr 2006 hatte sich Jobbik im Laufe der Proteste gegen den seinerzeitigen Ministerpräsidenten Ferenc Gyurcsány zu einer bedeutenden politischen Kraft entwickelt – Anm. d. Red.) In den einzelnen Wahlkreisen mit der DK zu paktieren, könne als eiskaltes taktisches Manöver betrachtet werden, notiert der Autor auf Azonnali. Sich jedoch offen für Klára Dobrev als Kandidatin für das Amt der Regierungschefin einzusetzen, sei eine strategische Entscheidung, „die die Opposition ihrer letzten Chance auf Erneuerung beraubt“, schimpft Balogh.
(Via: budapost.de, Beitragsbild: Balázs Gulyás/Magyar Hang)