Politische Kommentatorinnen und Kommentatoren vermuten strategische Gründe hinter der Entscheidung des französischen Staatspräsidenten, Ungarn eine offizielle Visite abzustatten. Presseschau von budapost.de.
Emmanuel Macron befindet sich aktuell auf einer Rundreise durch die Länder der Region. Neben einem Treffen mit Ministerpräsident Viktor Orbán sowie den übrigen Teilnehmern eines gleichzeitig stattfindenden Gipfels der Visegrád-Staaten standen auch Gespräche mit führenden Vertretern der Opposition auf seinem Programm.
Ungeachtet der offensichtlichen Meinungsverschiedenheiten zwischen Regierungschef Viktor Orbán und Präsident Emmanuel Macron existierten durchaus Gemeinsamkeiten zwischen den führenden Repräsentanten ihrer jeweiligen Länder, darunter ihre positive Haltung in Sachen Kernenergie, notiert Levente László Greczula auf Mandiner. Gleiches gelte für die Visegrád-Gruppe insgesamt. Im Hinblick auf Macrons Treffen mit Oppositionspolitikern hegt Greczula keinerlei Zweifel darüber, wen der französische Staatschef bei den Wahlen im April nächsten Jahres in Ungarn lieber als Sieger sehen würde.
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Eszter Petronella Soós weist auf 24.hu darauf hin, dass sich beide Politiker in vier Monaten Wahlen stellen müssten. Sie vermutet demzufolge, dass beide ihr Treffen in Budapest als wichtig für ihren jeweiligen Wahlkampf betrachten würden. In den Augen des ungarischen Regierungschefs widerlege der Besuch des französischen Staatspräsidenten das Argument der Opposition, die ungarische Führung sei aus Sicht europäischen Staats- und Regierungschefs nicht mehr gesellschaftsfähig. Für Emmanuel Macron hingegen sei eine aktive Diplomatie von entscheidender Bedeutung, um sich nach dem Rückzug von Angela Merkel als Nummer eins in Europa zu profilieren, mutmaßt Soós.
(Via: budapost.de, Titelbild: MTI – Fischer Zoltán)