Während die Europäische Union angesichts des russischen Vorgehens in der Ostukraine eine weitere Runde von Sanktionen verhängt, versuchen Kommentatoren die Zeichen der Zeit zu begreifen, die sie als eine zumindest teilweise Wiederbelebung des Kalten Krieges interpretieren.
In der Tageszeitung Magyar Nemzet äußert László Szőcs Verständnis für die sicherheitspolitischen Bedenken Russlands, billigt aber die ungarische Haltung Ungarns, sich den EU-Sanktionen als Reaktion auf Präsident Putins Anerkennung zweier ostukrainischer Bezirke anzuschließen. Ungarn glaube nicht, dass Sanktionen ein wirksames Abschreckungsmittel seien, schreibt Szőcs, doch gehöre das Land zur westlichen Welt und habe gemeinsame europäische Sanktionen stets akzeptiert – ungeachtet gegenteiliger Behauptungen.
Péter G. Fehér von Magyar Hírlap sieht in den aktuellen Ereignissen die logische Folge der gegenseitigen Bemühungen des Westens und des Ostens, sich in Richtung des jeweils anderen auszudehnen. Er glaubt, dass Russland jetzt stark genug sei, um den Sanktionen standzuhalten. Der Konflikt in der Ostukraine werde nur eine „Etappe“ in einem Prozess sein, der die Welt zurück in den Kalten Krieg führen dürfte, sagt der Kolumnist voraus.
In seiner zweiten Kolumne zum Thema Ukraine innerhalb weniger Tage sieht Miklós Bonta Präsident Putin von einer sowjetischen Mentalität getrieben. Der Kommentator der Tageszeitung Népszava fragt sich, ob Russland bei dem bereits Eroberten stehen bleiben werde oder weiter nach Süden Richtung Krim marschieren wolle – oder ob Präsident Putin von der Besetzung der gesamten Ukraine träume. Auf jeden Fall hält Bonta die russische Wirtschaft für nicht stark genug, um einen solchen Expansionismus auf Dauer zu verkraften.
(Via: budapost.de, Titelbild: Benko Vivien Cher/MTI)