Keine der Wochenzeitungen unterstützt in ihren Druckausgaben die Praxis des Niederkniens auf dem Spielfeld als Zeichen des Protests gegen Rassismus. Auch billigt keine von ihnen das Verhalten ungarischer Fans, die die irische Mannschaft jüngst bei einem Vorbereitungsspiel auf die Europameisterschaft in Budapest ausgebuht hatten, als die Männer von der grünen Insel vor dem Anpfiff auf die Knie gegangen waren. Andererseits ist sich die Wochenpresse vollkommen uneins in der Frage, ob solche Gesten bei Sportveranstaltungen nicht besser verboten werden sollten. Presseschau von budapost.de.
Der ungarische Ministerpräsidenten Viktor Orbán toleriere diejenigen einheimischen Fans, die die irische Mannschaft von der Tribüne aus ausgebuht hätten (siehe BudaPost vom 14. Juni), heißt es in einem der beiden Leitartikel von Magyar Narancs. Damit schüre der Regierungschef Hassgefühle. Die Redakteure des liberalen Wochenmagazins räumen ein, dass Mannschaften respektable Gründe für eine Verweigerung des Niederkniens haben könnten. Allerdings bezeichnen sie das Verhalten des ungarischen Fußballverbands als feige, weil er sich hinter der Autorität von UEFA und FIFA (dem europäischen und dem Weltfußballverband) verstecken würde. Tatsächlich hätten diese beiden Gremien nichts dagegen, wenn die Mannschaften vor den Spielen auf die Knie gingen – oder auch nicht. Jedenfalls, so die Redaktion weiter, seien Pfiffe und Buhrufe einfach unhöflich und unerzogen. Folglich habe sich Ministerpräsident Orbán mit seiner Bemerkung vom „Provozieren“ der ungarischen Fans durch die Geste der irischen Spieler in Wirklichkeit auf die Seite der buhenden Fans geschlagen.
In Demokrata verweist Eszter Párkányi auf einen Widerspruch zwischen der neutralen Haltung der UEFA zum Kniefall und ihrer allgemeinen Regel, wonach Politik auf dem Spielfeld nichts zu suchen habe. Sie begrüßt die Haltung der ungarischen Mannschaft, die zur Unterstützung der UEFA-Richtlinie gegen Rassismus das Wort „Respekt“ auf ihren Trikots getragen, sich jedoch geweigert habe, in die Knie zu gehen. Die Kommentatorin befürwortet auch den Beschluss des Internationalen Olympischen Komitees, die Geste des Niederkniens oder der erhobenen Faust bei den Olympischen Spielen in Tokio zu untersagen. Die Verweigerung des Kniefalls habe im Gegensatz zur entsprechenden Behauptung des linken Mainstreams nichts mit Nazismus, Faschismus oder Rassismus zu tun, betont Párkányi. Derlei Gesten dienten lediglich dazu, die Fans in zwei gegnerische Lager zu spalten.
In Magyar Hang verteidigt Tamás Péter das Recht eines jeden, Identitätspolitik zu unterstützen. Jedoch hält er es für nicht hinnehmbar, wenn politische Gesten praktisch einer ganzen Mannschaft aufgedrängt würden. Er selbst sei mit einer Politik der Opferrolle nicht einverstanden, bekennt Péter, denn statt Probleme zu lösen, schaffe sie nur neue. Und in der Tat erzeuge sie unnötige Spannungen, die die Glaubwürdigkeit der gegen reale Ungerechtigkeiten kämpfenden Bewegungen untergraben würden. Andernfalls, schreibt Péter, sollte politischer Aktivismus außerhalb des Spielfeldes stattfinden, wo sich die Menschen für solche Anliegen stark machen sollten, die verbinden, nicht aber für solche, die die Öffentlichkeit spalten würden.
(Via: MTI – Zsolt Szigetváry)