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Coronavirus-Schnelltests in Ungarn zu teuer, Wettbewerbsbehörde ruft zum Eingreifen auf

Ungarn Heute 2022.01.26.
FIZETŐS

Laut den neuesten Untersuchungen der Wettbewerbsbehörde (GVH) sind die Coronavirus-Schnelltests in Ungarn zu teuer, da es keinen Wettbewerb im Land gibt. Außerdem hat die Behörde festgestellt, dass auch die Verbraucherinformationen zu diesen unzureichend sind. Die Tests sind in Ungarn in der Tat sehr teuer, was erklärt, warum nur sehr wenige Menschen sie beantragen/erhalten und warum die Positivitätsrate der durchgeführten Tests so hoch ist. Der GVH schlägt jetzt vor, Tests in Einzelhandelsketten, Drogerien und Tankstellen zuzulassen, wie es in anderen europäischen Ländern durchaus nicht unüblich ist. 

Die Zahl der Neuinfektionen in Ungarn hat in den letzten Tagen ein Rekordhoch erreicht, dies aber mit einer sehr niedrigen Testrate (allein in den letzten 24 Stunden wurden in Ungarn 27.000 Tests durchgeführt, von denen mehr als 20.000 positiv wurden! Währenddessen führte man im benachbarten Österreich mehr als 500.000 Tests mit einer fast ähnlichen Anzahl von Neuinfektionen durch!). Heute ordnet ein ungarischer Arzt einen staatlich finanzierten Test an, wenn eine Person Symptome zeigt. Aber selbst dann ist es nicht sicher, dass sie/er mit einem PCR-Test getestet wird. (Obwohl PCR in der ganzen Europäischen Union die einzige, akzeptierte Variante ist!) Viele Menschen sind deswegen gezwungen, sich von ihrem eigenen Geld testen zu lassen. Das ist aber gar nicht so einfach, denn Preis und Qualität dieser Produkte sind sehr unterschiedlich. Die Auswahl ist groß: Es gibt mehr als ein Dutzend verschiedene Schnelltests. Eine vierköpfige Familie kann mit achttausend Forint für das Testen auskommen (wobei die Zuverlässigkeit fraglich ist!), aber man kann auch bis zu 60 Tausend Forint dafür ausgeben.

Auf die Frage, warum (Schnell)Tests in Ungarn teurer sind als in Europa, sagte der Premierminister auf einer Pressekonferenz der Regierung noch im Dezember, die Wettbewerbsbehörde solle sich damit befassen, denn „die derzeitige Situation ist inakzeptabel“. Der GVH untersuchte daraufhin im Rahmen eines Schnellverfahrens den Preis für die Tests und hat kürzlich Vorschläge zur Senkung des Preises gemacht.

Neben den Vertriebsketten und Wettbewerbsverhältnissen der COVID-Schnelltests überprüften die Experten im Rahmen der umfassenden Untersuchung auch die Angemessenheit der Verbraucherinformationen zum Produktsortiment. Die Wettbewerbsbehörde führte auf der Grundlage einer richterlichen Anordnung Nachprüfungen vor Ort durch, forderte mehrere Marktteilnehmer zur Erteilung von Auskünften auf, konsultierte das Nationale Institut für Pharmazie und Lebensmittelsicherheit (OGYÉI) und richtete Auskunftsersuchen an alle EU-Wettbewerbsbehörden und die Generaldirektion Wettbewerb der Europäischen Kommission. Der GVH hat auch eine Verbraucherbefragung durchgeführt, um sich ein genaueres Bild von den Geschäftspraktiken beim Online-Verkauf von Antigen-Schnelltests zu machen.

Auf dieser Grundlage hat die nationale Behörde eine Reihe von Problemen ermittelt, die ein günstigeres Preisniveau für die Verbraucher verhindern könnten. Laut dem Berichtsentwurf sind diese folgende:

  • Der Preiswettbewerb im Einzelhandel für den Verkauf von COVID-19-Antigen-Schnelltests ist in Ungarn nicht intensiv genug, daher schlägt der GVH vor, den Verkauf der Schnelltests in Einzelhandelsketten, Drogerien und Tankstellen für einen Zeitraum, der von der Entwicklung der Epidemiewelle abhängt, vorübergehend zu genehmigen
  • Die Untersuchung hat auch gezeigt, dass die Wertschöpfungsketten für diese Produkte zu lang sind und dass auf allen Ebenen der Wertschöpfungskette zusätzliche Margen in den Verbraucherpreis einfließen. Die Behörde ermutigt daher die Marktteilnehmer, kürzere Wertschöpfungsketten zu entwickeln, indem sie die Produkte zum Beispiel direkt von inländischen Importeuren kaufen

Wie viel muss man in anderen europäischen Ländern für COVID-Tests bezahlen? 

Es ist nicht ganz einfach, die Preise für Tests in verschiedenen Ländern zu vergleichen. Einerseits gibt es keine vollständige Datenbank dazu, andererseits werden die Preise in den meisten Fällen eher aus der Reiseperspektive verglichen, d. h. danach, was ein Ausländer in einem bestimmten Land bezahlen muss. Wir haben jedoch unter anderem einen Lidl-Flyer eines Geschäftes in Deutschland gefunden, aus dem hervorgeht, dass COVID-Schnelltests auch in Einzelhandelsketten erreichbar sind, nämlich für einen relativ niedrigen Preis. Da muss man nur 1,75 Euro dafür bezahlen.

Auch das Europäische Verbraucherzentrum Deutschlands hat die Kosten für Corona-Tests in mehreren europäischen Ländern zusammengetragen, wie gesagte eher aus der Sicht eines Reisenden.

Üblicherweise werden im europäischen Ausland die folgenden Tests angeboten:

  • PCR-Tests: Mit einem Abstrich aus dem Mund-, Nasen- oder Rachenraum wird festgestellt, ob eine Person zum Zeitpunkt des Tests Träger des Virus ist. Das Verfahren gilt als sicherste Methode, um eine Infektion nachzuweisen. Die Auswertung erfolgt in einem Labor. Die Ergebnisse liegen häufig erst nach 24 Stunden vor.
  • Antigen-Tests (Schnelltests): Ein Abstrich im Nasen- oder Rachenraum ermöglicht es, die vom Virus produzierten Proteine (die Antigene) zu identifizieren.
    Der Test wird von geschultem Personal durchgeführt. Ergebnisse sind üblicherweise in weniger als 30 Minuten bekannt. Antigen-Tests sind weniger genau als PCR-Tests.
  • Selbsttests: Die Tests können selbst durchgeführt werden, etwa mit einem Nasenabstrich oder mit Speichel.
    Die Ergebnisse liegen in etwa zwanzig Minuten vor. Genau wie Antigen-Tests weisen Selbsttests eine höhere Fehlerrate als PCR-Tests auf.
  • Serologische Tests: Durch eine Blutentnahme wird festgestellt, ob eine Person bereits mit dem Coronavirus infiziert war oder Antikörper entwickelt hat. Serologische Tests zeigen nicht, ob aktuell eine Infektion vorliegt.

Schauen wir uns die Preise an:

In Ungarn ist der Höchstpreis für einen PCR-Test gesetzlich festgelegt und beträgt 19.500 HUF (ca. 55 Euro). Antigen-Tests werden zwischen 9.000 HUF und 15.000 HUF angeboten (ungefähr 25 Euro bis 41 Euro).

Laut Angaben des tschechischen Gesundheitsministeriums sind Corona-Tests (RT-PCR) nur für gesetzlich Krankenversicherte und nur unter bestimmten Bedingungen kostenlos. Ansonsten varieren die Preise für Corona-Tests in den jeweiligen Testzentren. Das Gesundheitsministerium hat jedoch die folgenden Höchstpreise festgelegt: Antigen-Test: 201 CZK (ca. 8 Euro), PCR-Test: 614 CZK (ca. 24 EUR) für den Test selbst, plus 200 CZK (ca. 8) für die Entnahme der Probe.

In Spanien sind Corona-Tests nur dann kostenlos, wenn kürzlich Kontakt zu einer infizierten Person bestand oder Symptome von COVID-19 bestehen. In diesen Fällen kann der Test in einem öffentlichen medizinischen Zentrum gemacht werden. Andernfalls muss für Corona-Tests bezahlt werden. Dies gilt auch für Touristen. Einen Antigentest erhält man in Spanien für etwa 50 Euro (häufig günstiger). Einen PCR-Test gibt es in der Regel sogar für unter 100 Euro. In Apotheken erhalten Touristen auch Selbsttests. Die Preise liegen bei 3 bis 8 Euro pro Test. Diese Ergebisse sind aber nicht für das Reisen geeignet.

Für slowenische Staatsbürger sind PCR-Tests gratis, sofern der Test von einem Arzt angeordnet wurde. Antigen-Schnelltests erhalten alle Personen, die in Slowenien krankenversichert sind kostenlos. Der Preis für einen Antigen-Schnelltest beträgt 7 Euro. PCR-Tests kosten zwischen 80 und 100 Euro. 

In der Slowakei: PCR-Tests kosten zwischen 50 und 80 Euro, Antigen-Tests ca. 15 Euro. In Rumänien muss man für Corona-Tests zwischen 38 und 50 Euro bezahlen (PCR), für Antigentests zwischen 10 und 15 Euro. 

Für Antigen-Schnelltests hat die italienische Regierung folgende Preisobergrenzen festgelegt, die bis zum 31. Dezember 2022 gelten sollen:

  • 15 Euro für Erwachsene
  • 8 Euro für unter 18-Jährige
  • kostenlos für Personen, die aufgrund bestimmter Krankheiten nicht geimpft werden können

Eines der besten Testländer der Welt ist Österreich.  In Österreich gibt es im ganzen Land sogenannte „Teststraßen“, die durch die Bundesländer und Gemeinden organisiert werden. Dort können auch Touristen kostenlos einen Antigen-Test durchführen lassen. Die Testergebnisse gibt es nach knapp 15 Minuten.

Impfen und/oder testen? 

Die Regierung hat schon mehrmals betont, dass sie bei der Bekämpfung der Epidemie in erster Linie auf Impfungen setzt. Wie der Premierminister wiederholt gesagt hat: „Ein Test schützt Sie nicht vor Krankheiten“. Ein Test kann die Erkrankung sicherlich nicht verhindern, aber er würde die Ausbreitung der Epidemie verlangsamen. Auf jeden Fall ist es zu begrüßen, dass die Behörden Maßnahmen ergriffen haben, um die Preise für die Tests zwei Jahre nach dem Ausbruch des Coronavirus in Ungarn zu überprüfen.

(Via: evz.de, portfolio.hu, gvh.hu, Titelbild: MTI – Rosta Tibor)