Das Portal 444 hat ein Video mit dem Titel „Eine Botschaft an Amerika“ gefunden, in dem der Delegationsleiter bei den Friedensverhandlungen nach dem Ersten Weltkrieg, Albert Apponyi zu sehen bzw. hören ist, als er in englischer Sprache über die ungarische Situation bzw. Verluste spricht. In seiner Rede betont Apponyi, dass Ungarn 9 Jahre nach dem Diktat nicht erwartet, dass „unser Unrecht durch neue Kriege bereinigt wird“, da diese selten zu einer Wiederherstellung der Gerechtigkeit führen.
Obwohl die Entente-Mächte bereits vor Ende des Ersten Weltkriegs beschlossen hatten, die österreichisch-ungarische Monarchie aufzulösen und zwei Drittel Ungarns unter den Nachbarstaaten aufzuteilen, mussten die Kriegsparteien den so genannten „Friedensvertrag“ unterzeichnen. Dazu musste mindestens der Anschein von Verhandlungen aufrechterhalten werden. Ende 1919 wurden die ungarischen Vertreter zu den Pariser „Friedensverhandlungen“ eingeladen, wo (im Jahr 1920) die ungarische Position zwar immer noch nicht als entscheidend angesehen wurde, aber das Land zumindest „das Recht zum letzten Wort“ hatte. Zu Hause arbeiteten Wissenschaftler, Politiker und Diplomaten monatelang an der unglaublichen Menge an Hintergrundmaterial, mit dem die Delegation schließlich in der französischen Hauptstadt ankam.
Die Delegation wurde von Graf Albert Apponyi geleitet, einem bedeutenden ungarischen Politiker mit großer internationaler Erfahrung, mehrerer Sprachen mächtig, der von seinen Zeitgenossen auch als „der größte lebende Ungar“ bezeichnet wurde.
Der 1846 geborene Politiker war auch einer der herausragendsten Redner seiner Zeit und er beeindruckte im Januar 1920 sogar die Führer der Entente mit seiner berühmten Verteidigungsrede in mehreren Sprachen. Apponyi traf am 7. Januar an der Spitze der Friedensdelegation in Paris ein und hielt am 16. Januar seine berühmte Friedensrede vor dem Hohen Rat.
Der vielleicht angesehenste ungarische Politiker der Monarchie hatte außer der Politik auch andere Interessen. Er sprach sechs Sprachen fließend und befasste sich unter anderem mit Linguistik, Literatur, Philosophie und Musik. Er reiste ab 1904 mehrmals in die Vereinigten Staaten, letztmals 1924. Dort absolvierte er Vorträge und traf politische Führungspersönlichkeiten wie die Präsidenten Theodore Roosevelt und William Howard Taft.
Im Jahr 1929 hielt Apponyi einen Monolog in englischer Sprache über die ungarische Situation vor den Kameras eines amerikanischen Teams ab, die jetzt vom Nachrichtenportal 444 entdeckt wurde:
Apponyi wurde hier wahrscheinlich darum gebeten, über die Situation des Landes 9 Jahre nach dem Friedensdiktat von Trianon zu sprechen. Der Graf begann seine kurze „Rede“ damit: „Wenn über Ungarn gesprochen wird, denken die meisten Menschen an Paprika, an Zigeunerbands und an die Große Tiefebene mit Viehherden… Wir befinden uns heute jedoch auf demselben Niveau der Zivilisation wie jedes andere westliche Land in Europa. Wir können sagen, dass wir der am weit entferntesten Vorposten der westlichen Zivilisation in Richtung Osten sind“ so der Politiker und erinnerte auch an die unrechte Entscheidung von Trianon:
Ungarn, das ein blühendes Land war, ich würde sagen, ein mächtiges Land mit 20 Millionen Einwohnern, wurde in Bezug auf Territorium und Bevölkerung auf 8 Millionen reduziert und wenn Sie sagen, dass dies fremde Nationen waren, die durch die Abtrennung von Ungarn frei geworden sind, dann kann ich nur Folgendes antworten: Diese Menschen wurden nie gefragt, ob sie bereit sind, von uns abgetrennt zu leben. Sie wurden wie Viehe von einem Stall zu einem anderen getrieben. Selbst in unserem reduzierten Zustand, selbst in diesem Zustand des völligen Elends und der Niedergeschlagenheit, sind wir uns unserer Pflichten gegenüber der Menschheit bewusst und nehmen hier an der Arbeit des Völkerbundes teil
Apponyi betont zugleich, dass Ungarn nicht erwartet, dass „unser Unrecht durch neue Kriege bereinigt wird“, da diese selten zu einer Wiederherstellung der Gerechtigkeit führen.
Infolge des Trianon-Vertrags (1920) hat Ungarn mehr als 2/3 seines Gebiets sowie seiner Belvölkerung verloren, Städte und die wichtigsten Eisenbahnlinien wurden zerschnitten, sodass das Land unübersehbarem wirtschaftlichen, politischen und psychischen Schaden ausgesetzt wurde. Der erste Weltkrieg hat sein Ziel erreicht. Die großen Dynastien (welche eine Familie waren) haben einander geschwächt und abgebaut, damit ist die Epoche der großen Reiche zu einem Ende gekommen und die Welt hat die ersten kleinen Schritte in Richtung der Globalisierung unternommen.
(Via: 444, wikipedia, Titelbild: Fortepan)