"Ungarn wird zum Sehnsuchtsort einer Welt, die in Westeuropa verloren geht, auch in Deutschland."Weiterlesen
Gergely Gulyás (l), Michael Winzer (m) und Bence Bauer (r), Direktor des Ungarisch-Deutschen Instituts
Im 21. Jahrhundert bestehe ein großer Bedarf an ungarisch-deutscher Zusammenarbeit, die es in guten und schlechten Zeiten in der Geschichte gegeben habe, sagte Ministerpräsident Gergely Gulyás bei einer Veranstaltung des Nézőpont-Instituts und der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) am Donnerstag in Budapest, bei der die Ergebnisse des ungarisch-deutschen Barometers 2023 vorgestellt wurden.
Im Zusammenhang mit der Meinungsumfrage, die in Zusammenarbeit zwischen den beiden Institutionen in Ungarn und Deutschland bei einer Stichprobe von jeweils tausend Personen durchgeführt wurde, betonte der Minister, dass die ungarisch-deutschen Beziehungen in der Vergangenheit besser gewesen seien. Die aktuellen Ergebnisse sollten jedoch vor allem danach bewertet werden, „wie viele Menschen, wie lange und wie beharrlich sie daran arbeiten“, die Beziehungen zwischen den beiden Ländern zu schädigen, fügte er hinzu.
Gergely Gulyás sagte, dass Streitigkeiten, die sich aus politischen Differenzen ergeben, nicht auf die Wirtschaft übertragen werden sollten.
Wir gehören nicht zu den EU-Mitgliedsstaaten, die von deutschem Geld leben wollen“,
aber Ungarn sei eine gute Investitionsmöglichkeit für Deutsche, um Gewinne zu erzielen, und mit großem Wissen, Mehrwert und Technologie könne dies auch der ungarischen Wirtschaft zugute kommen, sagte der Minister und fügte hinzu, dass die größte Gefahr darin bestehe, „wenn die Zusammenarbeit in Bereichen verloren geht, in denen die beiden Länder im Grunde genommen gleich denken.“
Gergely Gulyás sagte, es sei wichtig, dass die Unterschiede zwischen den beiden Ländern kein Hindernis für die Zusammenarbeit seien. Er sagte, dass sowohl die Deutschen als auch die Ungarn an einer starken Europäischen Union interessiert seien und die gleichen Ansichten vertreten, zum Beispiel in Bezug auf die Ablehnung einer gemeinsamen europäischen Verschuldung und in Bezug auf die Bedeutung, die sie der Wettbewerbsfähigkeit und einer echten leistungsbezogenen Bewertung beimessen.
Der Minister zitierte eine Umfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer in Ungarn, aus der hervorgehe, dass achtzig Prozent der in Ungarn anwesenden deutschen Investoren wieder in das Land investieren würden. Trotz der erfolgreichen Ostöffnung seien die ungarisch-deutschen Wirtschaftsbeziehungen für Ungarn von einzigartiger Bedeutung, da sie mehr als ein Viertel des ungarischen Außenhandels ausmachten.
Unser größtes Problem sind die deutschen Medien“,
sagte der Minister und fuhr fort: In Deutschland garantiere das Gesetz die Pressefreiheit, aber „in der Realität existiert sie nicht in der Form und Vielfalt“, wie sie in Ungarn existiere. In diesem Zusammenhang stellte der Minister fest, dass die Hälfte der Deutschen die deutschen Medien nicht für glaubwürdig hält. Der Anteil positiver Artikel über Ungarn in den deutschen Medien liege bei nur 23%, sagte er und fügte hinzu, dass dies ein gefährlicher Trend sei, gegen den auch die Politik etwas unternehmen müsste.
Gergely Gulyás wies darauf hin, dass es grundlegende Unterschiede zwischen den west- und osteuropäischen Gesellschaften gebe, auch in Bezug auf Einwanderung, Integration und Familienpolitik. Er sagte, dass eine tolerante Zusammenarbeit notwendig sei, um sicherzustellen, dass „unsere gemeinsamen Werte nicht beschädigt werden“ und dass „Unterschiede nicht mit Feindseligkeit betrachtet werden“. „Wir müssen akzeptieren, dass andere Länder andere Entscheidungen getroffen haben“, betonte der Minister.
Bei der Vorstellung der Umfrage sagte Ágoston Mráz, Direktor des Nézőpont-Instituts, dass die Deutschen weniger gut über Ungarn informiert seien als die Ungarn über Deutschland, dass aber die Meinung der Angehörigen beider Nationen über die jeweils andere Nation gleich positiv sei (57 Prozent). Die Akzeptanz von Menschen der anderen Nation in verschiedenen sozialen Rollen sei nach wie vor hoch: als Nachbarn, Schwager oder Schwägerin, Chef, Untergebener würde die Mehrheit beider Nationen den anderen akzeptieren.
Er berichtete auch, dass 66 Prozent der Ungarn glauben, dass Demokratie und Rechtsstaatlichkeit in Deutschland respektiert werden, während nur 42 Prozent der Deutschen dasselbe über Ungarn denken. Die Mehrheit der Ungarn und der Deutschen halte jedoch auch die Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern für wichtig, zum Beispiel im Interesse des Wirtschaftswachstums, der Energieunabhängigkeit Europas und der militärischen Verteidigung, erklärte er.
Die deutsche Presse steht der ungarischen Regierung und ihrem Handeln etwa sechsmal kritischer gegenüber als die ungarische Presse der deutschen Regierung,
erklärte Ágoston Mráz.
Michael Winzer, Leiter der KAS-Vertretung, sagte, die Umfrage werde seit 2017 jährlich durchgeführt und habe bisher gezeigt, dass sich die Bürger der beiden Nationen in ihren persönlichen Beziehungen verstehen und schätzen. Auf offizieller, politischer Ebene gebe es jedoch nur einen „grundlegenden Meinungsaustausch“ zwischen den beiden Ländern. Diese „Akzentverschiebung“ sei vor allem in den letzten eineinhalb Jahren zu beobachten gewesen.
Michael Winzer betonte, dass die Gespräche zwischen den beiden Ländern versachlicht werden sollten, denn je mehr Daten zur Verfügung stünden, desto deutlicher würden die tatsächlichen Unterschiede und die „Missverständnisse“, an denen gearbeitet werden könne und müsse.
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Via MTI Beitragsbilder: Gergely Gulyás Facebook