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Deutsche Unternehmen äußern sich zur ungarischen Wirtschaft

Ungarn Heute 2024.04.25.

Die Deutsch-Ungarische Industrie- und Handelskammer (DUIHK) hat ihren aktuellen Konjunkturbericht veröffentlicht. Die Umfrage, die dreißigste in einer Reihe, enthüllte dieses Mal, welche Erwartungen deutsche Unternehmen in Ungarn für das Jahr 2024 in wirtschaftlicher Hinsicht haben, berichtet Világgazdaság.

Die Ergebnisse wurden von András Sávos, dem Präsidenten der Organisation, und Dirk Wölfer, dem Leiter der Kommunikationsabteilung, am Mittwoch in der DUIHK-Zentrale in Budapest vorgestellt. Der Wirtschaftsbericht der Kammer ist von großer Bedeutung, erinnert das Portal.

Seine Bedeutung ergibt sich aus der Tatsache, dass es in Ungarn mehr als 2.500 deutsche Unternehmen gibt, darunter globale multinationale Konzerne, aber auch unzählige kleinere Unternehmen.

Fact

Die Automobilindustrie dominiert die Aktivitäten der deutschen Unternehmen in Ungarn. Sie sind ein wichtiger Akteur in der ungarischen Wirtschaft und tätigen jedes Jahr Sachinvestitionen im Wert von drei bis vier Milliarden Euro mit einer Wertschöpfung von bis zu zehn Milliarden Euro. Sie beschäftigen mehr als 220.000 Menschen, was bedeutet, dass von den 2,5 bis 3 Millionen Ungarn, die im wettbewerbsfähigen Sektor arbeiten, etwa jeder Zehnte bei einem Unternehmen mit deutschem Hintergrund beschäftigt ist.

Der Außenhandelsumsatz deutscher Unternehmen in Ungarn belief sich im letzten abgeschlossenen Geschäftsjahr auf 67,7 Milliarden Euro, im Jahr 2022 betrug ihr Jahresumsatz 55 Milliarden Euro. Auf sie entfallen 62 Prozent des Gesamtumsatzes der ungarischen Automobilindustrie. Die deutschen Unternehmen erwirtschaften 11 Prozent des ungarischen Unternehmens-BIP.

Es ist ein sehr spannender Bericht, erklärte András Sávos. Die Überraschung war, dass aus den Antworten der CEOs keine großen Überraschungen hervorgingen.

Ich hatte Schlimmeres erwartet, aber es stimmt auch, dass die Auswirkungen wirtschaftlicher Veränderungen in den Unternehmen mit Verzögerung zu spüren sind, es sei denn, es gibt eine radikale Entwicklung,

sagte der Präsident.

Er betonte auch, dass die DUIHK mit der Umfrage weder Stellung beziehen, noch kritisieren oder loben wolle. Sie wolle das Feedback, das sie von den Führungskräften erhalten habe, so weit wie möglich objektiv darstellen. Dabei will sie sowohl auf Unternehmens- als auch auf Regierungsseite ein konstruktiver Partner sein.

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Wie zuvor wurden zwei große Bereiche behandelt: die wirtschaftliche Lage und die Erwartungen sowie das Unternehmens- und Investitionsumfeld. András Sávos wies darauf hin, dass die derzeitige Situation komplex sei, da sie viele Merkmale aufweise, die die Wirtschaft seit langem nicht mehr kennzeichneten: Krieg, Inflation und geopolitische Spiele. Aus diesem Grund ist das wirtschaftliche Klima sowohl in Ungarn als auch in Deutschland sehr schwierig.

Ungarn ist im vergangenen Jahr in eine Rezession geraten, und die Erwartungen für dieses Jahr sind nicht gerade ermutigend. Auch in Deutschland ist die Lage nicht rosig, und die Wachstumsrate ist ebenfalls fraglich. Die Volkswirtschaften der beiden Länder sind eng miteinander verflochten. Die deutschen Unternehmer sehen die Aussichten für die ungarische Wirtschaft im Jahr 2024 schlechter als im letzten Jahr, aber ihre eigene Geschäftslage ist bereits besser, was zeigt, dass ihr Vertrauen nicht geschwunden ist. Im Vergleich zur letzten Umfrage im Herbst haben sich die aktuellen Zahlen bereits verbessert, aber es bleibt abzuwarten, ob die Wirtschaft aus der Talsohle herausgekommen ist. Investitionen und Beschäftigung sind nämlich leicht negativ. Der Präsident fasste zusammen, dass

dieses Jahr bestenfalls flach verlaufen dürfte, allerdings mit eher negativen Aussichten.

Als größtes Risiko für die Wirtschaft nannte er die Nachfrageentwicklung, wobei die Hindernisse auf dem Arbeitsmarkt besonders schwer zu überwinden sein dürften. Es herrscht ein Mangel an qualifizierten Arbeitskräften, die für die Entwicklung der Unternehmen unerlässlich sind.

Einerseits gibt es also nicht genügend Beschäftigte, andererseits steigen die Kosten für die vorhandenen Arbeitskräfte stetig an. Nach den zweistelligen oder fast zweistelligen Lohnerhöhungen der letzten Jahre ist dies eine Herausforderung für die Manager. „Werden sie in der Lage sein, die Kosten weiterzugeben, oder können sie die Effizienz in einer Weise verbessern, die sie sich leisten können“, fragte der DUIHK-Präsident. Zu Letzterem merkte er an, dass es schwierig sei, die Arbeitskosten über viele Jahre hinweg allein durch Effizienzsteigerungen zu senken, weshalb ein dynamisches Lohnwachstum tendenziell zu Lasten der Wettbewerbsfähigkeit gehe. Wer bereit ist, bei dauerhaft niedrigen Löhnen in Ungarn zu investieren, ist in keiner guten Position.

Das Unternehmensumfeld wurde zu 25 verschiedenen Faktoren abgefragt,

wie z.B. Besteuerung, Arbeitsrecht, Rechtssicherheit, Finanzierung, Zuliefererumfeld, Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung. Insgesamt hat sich die Wahrnehmung dieser Faktoren im Vergleich zum letzten Jahr nicht wesentlich verändert, wobei einige eine positive und andere eine negative Entwicklung aufweisen.

Es besteht jedoch eine stärkere Wahrnehmung, dass die Vorhersehbarkeit durch die laufenden Notstandsgesetze, die geplanten Änderungen an sektorspezifischen Steuern und Wettbewerbsregeln nicht verbessert wird. Diese werden von den deutschen Unternehmen nicht begrüßt, wohl aber Infrastrukturverbesserungen, das F&E-Ökosystem und die Verbesserung der Zuliefererbasis. „Es ist ein Grundprinzip, dass in einer Marktwirtschaft der Staat die Regeln festlegt, aber wir halten es für riskant, mit staatlichen Instrumenten wie der Preisobergrenze einzugreifen“, bemerkt András Sávos.

Ungarn schneidet im regionalen Wettbewerb durchschnittlich ab, und die DUIHK will die ungarische Wirtschaft dabei unterstützen, ihren eigenen Weg zusammen mit der deutschen und europäischen Wirtschaft zu finden.

Ungarn hat das Potenzial, den seit langem angestrebten westlichen Entwicklungsstand zu erreichen. Daran haben die deutschen Unternehmen in Ungarn ein großes Interesse und setzen alles daran, dies zu erreichen,

so der Kammerchef abschließend.

So ist natürlich die Beschäftigung von Gastarbeitern ein akutes Thema, nicht nur auf Arbeiterebene, sondern auch im mittleren Management. Wenn zum Beispiel BMW, das in Debrecen eine Fabrik baut, Arbeiter von einem anderen Standort holt, gilt dies ebenfalls als Gastarbeiterbeschäftigung. Es wurde betont, dass man gerne auf ungarische Arbeitskräfte zurückgreifen würde, dass aber die Gastarbeiterbestimmungen kompliziert sind.

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via vg.hu, Beitragsbild: Facebook/Facebook/Mercedes-Benz Gyár Kecskemét