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„Die Schüler konnten wenigstens für eine kurze Zeit die Schwierigkeiten der Pandemie vergessen“ – Interview mit der Malerin Anna Bazsik

Ungarn Heute 2020.10.30.

Das Coronavirus hat das Leben von mehr als 7,5 Milliarden Menschen innerhalb eines engen Jahres verändert. Im Kampf gegen die Corona-Pandemie wurden weltweit Ausgangssperren sowie Ausgangsbeschränkungen eingeführt. Viele haben ihren Job verloren, andere mussten ihre Lebensweise vollständig umstrukturieren. Was haben die Künstler in dieser Zeit gemacht? Viele denken wahrscheinlich, dass sie während der Quarantäne sicherlich mehr Zeit zum Schaffen hatten. Ob mehr Freizeit auch mehr Inspiration bedeutet, darüber haben wir Anna Bazsik, Malerin/Kunstlehrerin befragt, die durch die Pandemie besonders inspiriert wurde.

Hast du während der Quarantäne mehr als sonst gemalt?

Das „Corona-Thema“ hat mich schon während der ersten Welle, vor den ungarischen Sperrungen angeregt. Im Frühjahr haben mich vor allem die schockierenden Pressefotos inspirativ angesprochen, dann wegen der langwierigen Isolation und „Gefangenseins“ sind die psychologischen Herausforderungen in meinen Werken in den Vordergrund getreten. Heute wende ich eher den Humor als künstlerisches Mittel an, vor allem die im Internet auftauchenden, gut verständlichen Symbole, Formen, wie zum Beispiel das Meme (Ein Meme ist ein Insiderwitz unter Internetnutzern – Anm. d. Red.) 

Wie hat das Coronavirus dein Leben verändert?

Als Kunstlehrerin war der digitale Unterricht eine riesige Herausforderung für mich.

Wir mussten von einem Tag auf den anderen ein komplexes System ausbauen, mit dem wir 340 Schüler erreichen und effektiv unterrichten können. Die Heimarbeit, also die fast vollständige Isolation kann in dem Kunstunterricht nicht effektiv sein 

Neben dem Unterricht konnte ich mich auf mein neues Unternehmen „Wandmärchen“ („Falmesék“) konzentrieren. Ich male mit Akrylfarben schöne Bilder an die Wand. Viele Ungarn nutzen jetzt die Zeit zu Hause für lange geplante Renovierungen und haben mich gebeten, verschiedene Bilder an die Wand zu zaubern. Ich habe in den letzten Monaten viele solchen Arbeiten angefertigt.

Du unterrichtest in einer Grundschule. Soll oder kann man überhaupt mit den Kindern die Schwierigkeiten der Pandemie aufarbeiten?

Die Kinder haben sich während der Quarantäne nach der Aufmerksamkeit der Lehrer sehr gesehnt. Ich habe 100 Emails pro Tag von ihnen erhalten. Es war sehr ergreifend zu sehen, weil es mir bewiesen hat, dass die Freude des künstlerischen Schaffens nicht ersetzbar ist.

Die Schüler konnten wenigstens für eine kurze Zeit die Schwierigkeiten der Pandemie vergessen

Sie haben sowohl theoretische als auch praktische Aufgaben bekommen. Ich habe mit den älteren Schülern ihre Zweifel und Schwierigkeiten besprochen und aufgearbeitet vor allem durch die Anwendung von Humor. Wir haben Meme sowie Paraphrase klassischer Kunstwerke erstellt, sämtliche wurde natürlich durch die Pandemie inspiriert.

Was hast du an ihren Werken beobachtet?

Von der künstlerischen Schaffung – egal wie das Ergebnis aussieht – können alle Altersgruppen profitieren. Sie erzeugt solche Vorgänge, die die ganze Persönlichkeit entwickeln.

Viele deiner Werke wurden durch die Pandemie inspiriert. Warum? Hast du in gegebenen Lebenssituationen gute Kompositionen gesehen oder hat es sich gut angefühlt deine Eindrücke zu malen? 

Ich schöpfe meine Themen immer aus den aktuellen Ereignissen. Ich will mit dem Malen abbilden, wie 2020 aussah. Mit dem Aufkommen der Pandemie wurden die Maske, der Schutzanzug solche typischen Motive, welche man in dieser Form wahrscheinlich oder hoffentlich nur im Jahr 2020 begegnen kann. Die entsprechenden Werke sind also Porträts unserer aktuellen Gesellschaft. Dadurch sind die im Online-Raum erstehenden Schemen und Motive vollkommene Bestandteile meiner Werke.

(Artikel geschrieben von Zsófia Nagy-Vargha, übersetzt von Kinga Kenyeres-Gyulassy)