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Von der Diktatur zur Freiheit: Besuch im Haus des Terrors

Ungarn Heute 2019.10.24.

Einen Tag vor dem ungarischen Nationalfeiertag wurde ausländischen Journalisten die Gelegenheit geboten, das Museum „Haus des Terrors“ zu besuchen, um ein umfassendes Bild von Ungarn im 20. Jahrhundert, den Weltkriegen, dem faschistischen und kommunistischen Totalitarismus zu erhalten. Danach hielt Mária Schmidt, Generaldirektorin des Instituts, einen Vortrag über die ungarische Geschichte, wonach sie Fragen beantwortete. Artikel geschrieben von Fanni Kaszás – Hungary Today. Übersetzt von Ungarn Heute. 

Die ausländischen Journalisten waren vom Leben des Erzbischofs József Mindszenty fasziniert, vor allem davon, dass er gegen zwei totalitäre Mächte aufgetreten ist.

Fact

Leben von Mindszenty: József Mindszenty wurde in den letzten Monaten des Zweiten Weltkrieges von der rechtsextremen Pfeilkreuzer inhaftiert und nach dem Krieg vom kommunistischen Regime verfolgt. In seinem Schauprozess wurde er zu lebenslanger Haft verurteilt, wegen Spionage, seines angeblichen Gebots, die Republik zu stürzen, und anderer falscher Anschuldigungen. Zur Zeit des Freiheitskampfes von 1956 wurde er aus dem Gefängnis befreit, später in der US-Botschaft versteckt und verließ das Land. Er ist auch zu einem Symbol der Unterdrückung der kommunistischen Macht und der Verfolgung der Religion geworden.

Seligsprechungsverfahren

Papst Franziskus hat vor kurzem den heroischen Tugendgrad von Kardinal József Mindszenty anerkannt. Die Feststellung des heroischen Tugendgrades ist in der katholischen Kirche eine wichtige Etappe auf dem Weg zur Selig- und Heiligsprechung. Damit dürfte der Kardinal in absehbarer Zeit seliggesprochen werden. Im Jahr 1993 wurde von Michael von Habsburg-Lothringen als Präsident der Mindszentystiftung der Seligsprechungsprozess initiiert. So kann schon bald die Untersuchung eines Wunders beginnen, was für jede Seligsprechung notwendig ist: Eine medizinisch ungeklärte Heilung, die ihm zugeschrieben wird, wartet auf die römische Bewertung.

Die Journalisten fanden die Kellerausstellung des Museums mit den Gefängniszellen am auffälligsten. Hier konnten sie sehen, welche ausgewählten Arten von Folter von den Regimen eingesetzt wurden, um echte oder erfundene Geständnisse von Gefangenen herauszudrücken. An den Wänden der Zellen erinnern Bilder der berühmtesten Häftlinge an die Schrecken, die sich in der Andrássy-Straße 60 ereignet haben.

Die Ausstellung endet mit Bildern der der Täter, der Beamten der staatlichen Schutzbehörde (ÁVH). Das Museum hat diese Fotos aus dem Archiv der Polizei erhalten. Die Journalisten stellten fest, dass viele dieser Personen heute noch leben; Sie waren verblüfft, als sie erfuhren, dass die meisten Täter das Land nach dem Regimewechsel nicht einmal verlassen haben, sondern tatsächlich hier geblieben sind und keiner Bestrafung oder Vergeltung ausgesetzt waren.

Schmidt: Die Ungarn kämpften 1956 um ihre Freiheit und Kultur 

Nach der Besichtigung der Ausstellung hielt Dr. Mária Schmidt, Generaldirektorin der Institution einen Vortrag über die Jahre 1956 und 1989. 1956 ist die wichtigste antitotalitäre Revolution, denn während in anderen Ländern ähnliche Ereignisse aus Gründen des Wohlergehens ausbrachen, kämpften die Ungarn für Freiheit, Unabhängigkeit und Demokratie – so Schmidt. Die Menschen in Ungarn hatten genug von dem unterdrückerischen kommunistischen Regime, das ihnen alles nehmen wollte, was die Ungarn für wichtig hielten – ihre Kultur, Traditionen und Religion. Die Sowjetunion wollte die Ungarn zu sowjetischen Menschen formen – fügte sie hinzu.

Die Lehre von 1956 ist, dass es keine kleinen oder großen Nationen gibt, nur diejenigen, die für sich selbst kämpfen und so überleben können, und diejenigen, die dazu nicht fähig sind

betonte der Historiker.

E. Sylvester Vizi, Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung Freunde-von-Ungarn; Gábor Tallai, Programmdirektor des Museums „House des Terrors“ und Mária Schmidt; Foto: Tamás Lénárd

Mária Schmidt ist der Ansicht, dass die westlichen politischen Leiter ihre Haltung gegenüber der mittelosteuropäischen Nationen ändern sollten. „Statt Veachtung und Beleidigung sollte Empathie und Respekt im Mittelpunkt stehen.“

Einer der Journalisten nannte das Museum ein „Horrormuseum“ – Mária Schmidt sagte in Bezug auf die Bemerkung, dass ihr Ziel darin bestehe, die Besucher emotional zu beeinflussen. Sie glaubt, dass die Ausstellung (die bereits 8 Millionen Besucher hatte) die Unmenschlichkeit des Kommunismus deutlich macht und dass die Menschen das Recht, in Freiheit zu leben, besser einschätzen können, wenn sie das Gebäude verlassen.

(Via: Fanni Kaszás – Hungary Today, Beitragsbild: Tamás Lénárd)