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Makovecz-Turnhalle mit ihrem schwäbischen Charme wiedergeboren – FOTOS!

Ungarn Heute 2022.01.30.

Die renovierte Fachwerk-Turnhalle in der Stadt Visegrád (Plintenburg) an der Donau wurde am Dienstag übergeben. Das Gebäude wurde 1989 in dem Stil der lokalen deutschen Minderheit erbaut, die nach der 150-jährigen Türkenbesatzungszeit in Ungarn angesiedelt wurden. Die Fassade richtet sich in Richtung der Donau, die ruinöse Steinwand erinnert an die hiesigen Überreste aus der Renaissancezeit.

Nach der türkischen Besetzung wurde Visegrád verlassen. Auf Geheiß Maria Theresias kamen vor rund 300 Jahren die ersten Siedlerfamilien aus Bayern, dem Ulmer Raum und Österreich hierher. Sie waren einfache, aber gut ausgebildete, sehr religiöse römisch-katholische Menschen. Sie arbeiteten in der Forstwirtschaft, im Bergbau, in der Landwirtschaft und im Weinbau im Alten Land und brachten dieses Wissen mit nach Visegrád. Sie kamen in diesen schönen Teil Ungarns durch das sogenannte Sachters an der Donau. Hier fanden sie alle Voraussetzungen für einen Neuanfang nach ihren Qualifikationen. Sie fanden geeignete Steine, und so begann man in Visegrád mit dem Abbau. Da der Visegráder Berg vulkanischen Ursprungs ist, galt er als hochwertiger Rohstoff für den Bau. Dies zeigte sich auch in ihrer Baukultur. Diese Stimmung wollte der Architekt Imre Makovecz wieder beleben, als er die Turnhalle 1989 gebaut hatte. Jetzt musste aber das Gebäude stark renoviert werden. Die Stadt konnte dies mit Hilfe von staatlichen Zuschüssen vollbringen.

Das Fachwerk erinnert wie gesagt an die traditionelle Architektur der schwäbischen Bevölkerung, die das Dorf nach 150 Jahren türkischer Besatzung besiedelte, während die verfallene Steinmauer an die lokalen Überreste der Renaissance erinnert. Die Turnhalle erzählt also die Geschichte von Visegráds Vergangenheit. Die Renovierung ist Teil eines Regierungsprogramms: Ziel des Projekts ist die vollständige Restaurierung des Schlosses Visegrád und seiner Umgebung sowie die umfassende kulturelle, touristische und verkehrstechnische Entwicklungen bis zum 700-jährigen Jubiläum des Visegráder Königstreffens abzuschließen.

Das Gebäude, das die Handschrift von dem berühmten Architekten Makovecz trägt, muss also nun baulich, strukturell, mechanisch und elektrotechnisch saniert und energetisch komplett modernisiert werden. Die Arbeiten wurden durch das Unternehmen  Constructor Domini durchgeführt.

Fact

Imre Makovecz war einer der berühmtesten Architekten von Ungarn. Er repräsentierte die ungarische organische Architektur und war einer seiner wichtigsten Anführer. Seine Bauwerke zeigen sich beeinflusst von Rudolf Steiner, Antoni Gaudí, Frank Lloyd Wright sowie vom ungarischen Jugendstil Ödön Lechners und haben ihre eigene Form entwickelt, welche einen starken Einfluss ungarischer Bautradition und Volksarchitektur aufweist. Makovecz wurde bekannt mit Bauten stark anthropomorphen Charakters, etwa der Aufbahrungshalle des Budapester Friedhofs Farkasrét (1975), deren Gewölberippen einem menschlichen Rippenbogen nachempfunden erscheinen, sowie dem Kulturzentrum von Sárospatak, dessen Grundriss „offene Arme“ signalisiert. Zu Makovecz’ Hauptwerken zählt auch die Redoute (Vigadó) in Szigetvár (1985–1987). Makovecz’ Arbeiten fanden vor allem in den 1970er und 1980er Jahren im Zusammenhang mit der Postmoderne internationale Beachtung; nach dem Fall des Eisernen Vorhangs 1989/90 konnte er z. B. den ungarischen Pavillon der Weltausstellung in Sevilla gestalten, dessen Bezugnahme auf das Kirchturmmotiv die christlich-nationale Einstellung des Architekten verdeutlicht. So lieferte er u. a. 2002 auch den ersten Entwurf der Autobahnkapelle im Hegau an der A81 und baute 1989 in Überlingen die spektakuläre Holzkonstruktion des Naturata-Haus.  1989 wurde ihm die Ehrenmitgliedschaft des Bundes Deutscher Architekten BDA verliehen.

Im Rahmen der Renovierung wurde der innere Bereich komplett erneuert, sämtliche Fenster und Türe wurden ausgetauscht. Darüber hinaus wurde auch die Dachkonstruktion modernisiert.

Die László Magyar Turnhalle ist auch international bekannt, viele Besucher aus dem Ausland kommen nämlich nur wegen dieses außergewöhnlichen Gebäudes in die Stadt. Die Sporthalle steht außerdem für die lokalen Schulen zur Verfügung, sowie auch andere Veranstaltungen der Stadt hier ausgetragen werden.

Quelle: magyarepitok.hu  Bild: magyarepitok.hu /  Constructor Domini/ Hlinka Zsolt