In dem viertelstündigen Dokumentarfilm geht es um die frühen Herausforderungen in der Geschichte des ungarischen Kinos.Weiterlesen
Auf Initiative des Nationalen Filminstituts (NFI) werden beim 38. Festival Il Cinema Ritrovato in Bologna drei ungarische Filme gezeigt. Das Festival für restaurierte Filmklassiker präsentiert Mihály Kertész‘ Film Die letzte Morgendämmerung (The Last Dawn) von 1917, Béla Baloghs Stumfilm Die Jungen von der Paulstraße (Paul Street Boys) von 1924 und Miklós Jancsós Die Hoffnungslosen von 1965.
Die letzte Morgendämmerung wurde 1917 von Mihály Kertész (Michael Curtiz), dem Schöpfer von Casablanca (1942), in Ungarn gedreht. Die verschlungene Geschichte, die in einer exotischen Umgebung unter Aristokraten spielt, zeigt, dass Kertész schon damals wusste, dass das Publikum durch spektakuläre und unterhaltsame Geschichten in den Bann gezogen werden kann, vor allem in den schwierigen Kriegsjahren, heißt es in einer Mitteilung des Nationalen Filminstituts, die am Montag an MTI geschickt wurde.
Die Mitteilung erinnert an die Auffindung des Films. Eine Nitrokopie mit 5 Rollen lag jahrzehntelang im niederländischen EYE-Archiv, aber Versuche, den Film zu identifizieren, waren gescheitert. Eine weitere Rolle wechselte in den 1970er Jahren auf einem Flohmarkt in Wien den Besitzer und wurde später an das Österreichische Filmarchiv übergeben. Gyöngyi Balogh, eine Filmhistorikerin und Forscherin am NFI-Filmarchiv, half bei der Identifizierung des österreichischen Fragments. Die analoge Restaurierung der in den Niederlanden vorhandenen Kopie wurde 2009 von EYE durchgeführt. Eine detaillierte Beschreibung des Filminhalts wurde in einer zeitgenössischen ungarischen Zeitschrift gefunden, und auf der Grundlage dieser Quelle wurde 2023 eine neue digitale Restaurierung unter Verwendung beider Kopien im NFI-Filmlabor vorgenommen.
Diese Rekonstruktion, die das Ergebnis einer gemeinsamen Anstrengung der drei Institutionen ist, ist vollständiger als je zuvor und kommt der ursprünglichen Vision des Regisseurs so nahe wie möglich,
heißt es in der Mitteilung.
Der bis heute populärste ungarische Jugendroman, Die Jungen von der Paulstraße, wurde bereits mehrfach verfilmt. Béla Balogh verfilmte den Roman in den Jahren 1917 und 1924, aber nur die letzte Version ist erhalten geblieben. Lange Zeit galt auch diese als verschollen, bis eine Kopie im Belgrader Filmarchiv gefunden wurde. Die Filmrolle war jedoch unvollständig, und in der analogen Sicherungskopie des Films fehlen unter anderem die entscheidende Schlacht um den „Grund“ und die kunstvoll gestalteten Beschriftungen von László Kalmár.
Miklós Jancsós historische Parabel Die Hoffnungslosen (1965) veranschaulicht die komplexe Beziehung zwischen Macht und Individuum. Der in Cannes und Locarno preisgekrönte Film ist eine erschreckend genaue, zeitlos gültige Darstellung der Systeme, die die Freiheit unterdrücken, ein Meilenstein der ungarischen Filmgeschichte und ein international anerkanntes Grundlagenwerk des Modernismus. Hier setzte der Regisseur zum ersten Mal seine auf langen Schnitten basierende Filmsprache ein, die er in seiner späteren Karriere immer weiter verfeinerte. Die volldigitale 4K-Restaurierung des Films wurde 2021 anlässlich des 100. Geburtstags des Regisseurs im NFI-Filmlabor fertiggestellt.
Im Rahmen des 2017 angekündigten Nationalen Filmdigitalisierungs- und Restaurierungsprogramms wurden dank der koordinierten Arbeit des NFI-Filmarchivs und Filmlabors bisher 202 Spielfilme restauriert, u. a. die Filme von Zoltán Fábri, Miklós Jancsó, Marcell Jankovics, István Szabó, Sándor Sára, Márta Mészáros, Zoltán Huszárik und János Tóth.
Via MTI Beitragsbild: Cineteca di Bologna