Wöchentliche Newsletter

Festival im Zeichen einer gefährdeten ungarischen Volksgruppe

MTI - Ungarn Heute 2023.08.01.

Fast sechzig Programme, sechshundert Interpreten, darunter Tschango-Ungarn aus der Moldau und Gyimes, ungarische Traditionspfleger aus Siebenbürgen (Rumänien), der Slowakei und der Wojwodina (Serbien) sowie Tanzgruppen und Musiker der Volksgruppen in Ungarn, werden im Programm des 31. Tschango-Festivals, das vom 8. bis 13. August in Jászberény stattfindet, präsentiert.

Gábor Szűcs, der Direktor des Festivals, erklärte gegenüber der MTI, dass die Veranstaltung die Volkskunst der Auslandsungarn präsentiert, um die Identität der Minderheiten zu stärken. Er sagte, dass das Festival von dem Tanzcamp der Kleinen und dem Internationalen Tanzhaus- und Musikercamp begleitet wird.

Gábor Szűcs

Das Tschango-Festival wird seit 1991 von der Volkskulturstiftung und dem Jazygien (Jászság) Volksensemble organisiert.

Fact

Die Csángós (Tschangos) sind eine katholische Volksgruppe ungarischer Herkunft, die einzige außerhalb des Karpatenbeckens. Einige Zehntausende sprechen heute noch – trotz starken Assimilationsdrucks in Rumänien – eine altertümliche ungarische Mundart. Da sie über Jahrhunderte kaum Kontakte zu den übrigen Ungarn pflegen durften, haben die Tschangos ein Brauchtum konserviert, das so nicht oder nicht mehr im Karpatenbecken anzutreffen ist. Die Gyimes-Tschangos haben neben der moldauischen auch eine Szekler Herkunft. Sie lebten ähnlich isoliert in drei Gemeinden des rumänischen Trotuș-Tals, im Grenzgebiet zwischen Siebenbürgen und der Moldau.

Die Moldauer Tschangos, die am östlichsten Rand des ungarischen Sprachraums leben, kämpfen um ihr Überleben in einem erdrückenden Klima, in Ermangelung ungarischer Schulen und ungarischer Priester. Wegen des Zwangs zur Assimilation, wachsen Zehntausende von Ungarn mit dem Gefühl auf, sich ihres Minderheitenstatus schämen und daher ihre Muttersprache, ihre Kultur und ihre Identität verleugnen zu müssen.

Zu den Höhepunkten des Festivals gehört eine Vorstellung des Ungarischen Staatlichen Volksensembles mit dem Titel „Auf dem Marktplatz von Klausenburg“ sowie eine Performance des Volksensembles Donau zum Gedenken an Imre Makovecz, den herausragenden Vertreter der heimischen organischen Architektur. Die Tanztheateraufführung „Sieben Türme“ ist ein Versuch, die Komplexität des Oeuvres von Imre Makovecz in der Sprache des Tanzes auszudrücken, so die Veranstalter.

Während der Veranstaltung finden vom 10. bis 13. August Konzerte, ein Tanzhaus, Kinderaktivitäten und ein Volkskunstmarkt statt, auf dem fast 90 Kunsthandwerker und Jahrmarktsverkäufer ihre Produkte anbieten. Neben den Produkten der lokalen Volkskunsthandwerker werden auch Volkskunsttraditionen und handwerkliche Produkte aus den siebenbürgischen Dörfern und der Tschango-Kultur vorgestellt.

Das vollständige Programm finden sie hier.

Budapester Parlamentarier besuchen Moldauer Ungarn
Budapester Parlamentarier besuchen Moldauer Ungarn

Bei der letztjährigen Volkszählung wurde ein Anstieg der Zahl der Ungarn im Landkreis Bacău um sieben Prozent gegenüber 2011 festgestellt.Weiterlesen

Via MTI Beitragsbilder: Csángó Fesztivál Facebook